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Vordergründig gehen auch beide darauf ein, weil sie denken, dem Teufel ein Schnippchen schlagen zu können indem sie nach erfolgter Unsterblichkeitsbehandlung Howard die Unterstützung versagen, die er als Gegenleistung verlangte. Doch sie irrten sich, durch den Vertrag war Jack und seine Frau auf Gedeih und Verderb an den satanischen Plan Howards gebunden. Doch in all seiner Gerissenheit übersah der machthungrige Howard, was die Macht der Liebe bewirkt, und, wozu ein Mann fähig ist, wenn er bereits alles verloren hat, das ihm etwas bedeutete.
Anmerkung: Diesem bereits 1969 erschienen Roman gerecht zu werden dürfte ein hoffnungsloses Unterfangen sein, zu einfallsreich wird hier mit Sprache und Fiktion ein Bild gewoben, das leider in der deutschen Übersetzung verblassen muß, da viele der versteckten Andeutungen und Wortspiele einfach nicht ins Deutsche übertragbar sind (Dank an den Heyne Verlag, daß versucht wurde, einiges als Fußnote zu erläutern).
Ich versuche es mal, für meine Verhältnisse ungewöhnlich planvoll, analytisch rauszulösen, was Spinrad hineingewoben hat: Die Erzählperspektive ist eigentlich personal, dennoch wechselt der Erzähler häufig zwischen den 3 Hauptcharakteren hin und her, um so Perspektivität zu erzeugen. Innere Handlung wird oft im "Bewußtseinsstrom" geschildert, d.h. eigentlich zusammenhanglose Bilder, ohne Satzstruktur. Die Sprache wirkt zwar ordinär, fast pornographisch, besitzt aber dadurch unglaubliche Intensität und Bildhaftigkeit. Man kann sehr deutlich mehrere "Grundmuster" herausarbeiten, d.h. Themen welche die ganze Handlung durchziehen, hier nur die am deutlichsten hervortretenden: Hybris, der Hochmut, unsterblich sein zu wollen, quasi gottgleich; Selbstopferung um eines gerechten Zieles willen; Verführung, die Korrumpierbarkeit eines Menschen, wenn man seinen Preis kennt. (Faust läßt grüßen)
Diese Interpretationen könnte man noch weiter treiben, z.B. die Charakterisierung des Helden und seines Antagonisten als 2 Seiten derselben Münze, aber das soll lieber ein Literaturwissenschftler machen. Angesprochen werden sollten an dieser Stelle noch die einzigen beiden Schwachpunkte des Romans: Die Figuren wirken etwas klischeehaft (nur stellenweise) und der etwas seltsame Schluß des Romans, es gibt kein Happy End (Dafür sterben zu viele); es gibt kein wirklich tragisches Ende (dafür überleben zu viele) und es gibt auch kein open end (nach der Climax folgt noch eine Auflösung).
Für eine simple Rezension reicht das erst mal, aber hingewiesen sei noch auf die prophetische Weitsicht, mit der 1969 (vor Watergate!) eine politische Landschaft dargestellt wurde, die damals als Schreckensvision gelten konnte, heute allerdings Realität ist. Meiner Meinung nach ist das die beste Veröffentlichung des Jahres 1998.