Reihe: Töchter des Mondes, Band 1 Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
Cate und ihre Schwestern Maura und Tess sind Hexen. Niemand darf davon erfahren, denn Hexen drohen Verbannung und Tod. Die Gefahr, aufzufliegen, lastet schwer auf Cate. Vor allem seit Finn aufgetaucht ist, dieser Junge mit den Zimtsommersprossen und dem kupferroten zerzausten Haar. Verzweifelt sucht Cate nach einem Ausweg und stößt im Tagebuch ihrer toten Mutter auf eine rätselhafte Prophezeiung, die besagt, dass drei Schwestern mit magischen Kräften die Hexen zurück an die Macht führen werden. Handelt es sich dabei um Cate, Maura und Tess? Und kann es überhaupt eine gemeinsame Zukunft für Cate und Finn geben?
Meine Meinung:
Drei zauberhafte Hexen, eine machtvolle Prophezeiung & ein süßer Typ von Nebenan, das erinnerte mich doch spontan (geht es nach der Kurzbeschreibung) an die damals beliebte TV-Serie "Charmed", in der drei charakterlich unterschiedliche Schwestern dem Bösen entgegentreten und auch in Sachen Liebe nicht untätig bleiben. Bei mir hat dieses Konzept damals wunderbar funktioniert und das tut es noch heute. Wenngleich der Halliwell/Chahill Vergleich im Nachhinein nur teils passt. Mit ihrem phantastischen Trilogieauftakt um die drei Hexenschwestern Cate, Maura & Tess zog mich die Romandebütantin Jessica Spotswood nämlich auf eine komplett andere Weise in ihren Bann, von einem leicht verkaterten Einstieg einmal abgesehen!
Man könnte "Töchter des Mondes" als eine Verschmelzung aus Phantastik, Paranormal Romance & Gesellschaftskritik bezeichnen, eingebettet in die beindruckende Kullisse des späten 19. Jahrhunderts. Allerdings stellen Begriffe wie Neuengland oder New London zunächst die einzigen Anhaltspunkte auf das ungefähre Zeitalter dar. Damit wird gewiss nicht jeder etwas anfangen können. Halb so schlimm! Das wichtigste wird durchaus deutlich. Jessica Spotswood führt den Leser langsam in die fremde Gesellschaft ein. Entsprechend lernt man das Umfeld und die Charaktere erst einmal besser kennen, bevor mit der Einbindung einer gewissen Prophezeiung + recht süßen Liebesgeschichte plötzlich ein chaotischer Sturm aufzieht. Das mag eingangs etwas unspektakulär wirken, entwickelt sich aber recht interessant und schafft eine gewisse Nähe zu den drei bezaubernden wie absolut ungleichen Schwestern.
Allmählich taucht man ein in die magische Welt der 16-jährigen Cate (Ich-Erzähler) und somit in eine vergangene Epoche, in welcher man per Kutsche chauffiert wird und das Wort HEXE einen üblen Nachgeschmack mit sich zieht. Wer unter Verdacht steht, wird versklavt oder in eine Anstalt eingewiesen. Hier kennt die frauenverachtende Bruderschaft kein Erbarmen. Die Macht muss gefestigt bleiben und dazu bedarf es klarer Regeln. Mit anderen Worten: die Männer genießen viele Freiheiten, die Frauen hingegen müssen spätestens mit siebzehn Jahren heiraten oder der gelehrten Schwesternschaft beitreten. So oder so gilt es sich unterzuordnen. In diesen Punkten fühlt man sich bald an eine Dystopie erinnert.
Recht faszinierend gestaltet sich indes die Tatsache, dass keine klare Linie zwischen Gut/Böse existiert. Ergo zeigt sich die Bruderschaft zwar verbohrt und verachtenswert. Dennoch gibt es eine durchaus plausible Hintergrundgeschichte, die jedoch noch kleine Schlupflöcher besitzt, und selbst die "keusche" Schwesternschaft handelt nicht durchweg reinen Herzens. Der (bildlich zu verstehende) Teufel zieht von Kapitel zu Kapitel folglich immer größere Kreise. Wobei sich durchaus erahnen lässt, wer mit verdeckten/falschen Karten spielt. Bei anderen Nebencharakteren wird man wiederum in die entgegengesetzte Richtung überrascht, was äußerst sympathische Momente mit sich bringt. Sogar Cate bleibt davon nicht verschont. Man merkt von Beginn an, dass sie stets gute Absichten hegt und insbesondere ihre jüngeren Schwestern Maura & Tess für sie über ALLEM stehen. Doch kommt es hart auf hart, dann verschwimmen auch für sie die Grenzen. Das macht Cate zu einer glaubwürdigen Heldin, mit nur allzu menschlichen Stärken & Schwächen.
Was die Liebesgeschichte zu Finn betrifft, so konnte auch diese mich begeistern. Finn sieht auf seine Weise natürlich gut aus und an sich braucht es, trotz seiner späteren Einführung, nicht lange bis Cate Gefühle für ihn entwickelt. Doch diese werden auf eine märchenhafte Weise dargestellt und bilden nicht den Kernpunkt der Handlung - vielmehr werden Cate´s Ängste bezüglich ihrer mächtigen Fähigkeiten in den Vordergrund gerückt. Zudem vermag die Autorin viele Momentaufnahmen malerisch in Szene zu setzen. Ein Kuss kann da schon mal federleichte Folgen mit sich ziehen. Zauberhaft! Ich persönlich hätte über Finns Vergangenheit & Persönlichkeit gerne noch ein bisschen mehr erfahren. Er ist zwar eine liebenswerte Romanfigur, um aus den zahlreichen Romanhelden herauszustechen, reichte es bei mir aber NOCH nicht ganz.
Dafür wird es etwa ab der Mitte des Buches immer aufreibender. Denn Cate´s Schmetterlinge im Bauch und die ihr zugetragene Rolle, die einflussreiche Prophezeiung betreffend, kollidieren bald miteinander. Irgendwann wird einem bewusst: egal, welche Entscheidungen Cate treffen wird, am Ende kann sie nicht zu 100% gewinnen. Und so kommt es wie es kommen muss, "Töchter des Mondes - Cate" verabschiedet sich mit einem atem(be)raubenden Cliffhanger und hinterlässt somit manch offene Fragen. Die Fortsetzung "Star Cursed" wird da im Juni 2013 (im Original) hoffentlich anknüpfen und den ersehnten Segen bringen. Ich lasse mich dann gerne ein weiteres Mal verhexen!
Kurz gesagt:
Der packend-romantische Trilogieauftakt der "Chahill Witch Chronicels" konnte mich (fast) komplett in seinen Bann ziehen. Das Grundgerüst mag teils an ähnliche Geschichten aus dem Phantastik-Genre erinnern, dafür weiß die Romandebütantin Jessica Spotswood mit einer bezaubernden Hauptprotagonistin, glaubwürdigen Nebencharakteren & einem komplex ausgearbeiteten Plot zu überzeugen - von den leicht verhexten ersten Seiten einmal abgesehen. Für mich eine absolut fesselnde wie zauberhafte (Love-)Story mit kleinen, aber fast unsichtbaren Schatten. Nach einem finalen Schrecken ohne Ende, ist die Fortsetzung "Star Cursed" da mehr als gerne gesehen. Aber flott!