Reihe: Castle, Band 4 Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
In diesem vierten Band der Nikki Heat-Kriminalromane begegnet uns Nikki Heat etwa zwei Monate nach der Schussverletzung ihres Partners Jameson Rook. Er kommt langsam wieder auf die Beine und kann Nikki bei ihrem neuen Fall unterstützen. Das ist auch nötig, denn dieser Fall entwickelt sich auch emotional für Nikki zu einem besonders schweren. In einem Lieferwagen wird eine tiefgekühlte Leiche gefunden. Eine Frau wurde erstochen, ihre Leiche in einen Koffer gezwängt. Nikki erkennt diesen Koffer als einen der ihren wieder, der in der Nacht, als ihre Mutter ermordet wurde, aus ihrer Wohnung gestohlen wurde. So erhält sie die Chance, den bis heute nicht aufgeklärten Mord an ihrer Mutter wieder zu untersuchen. Sie erfährt viel Neues über ihre Mutter, so z.B., dass sie für einen amerikanischen Geheimdienst arbeitete. Die zweite Ermordete, die Leiche im Koffer, kannte offenbar ihre Mutter und arbeitete ebenfalls für den Geheimdienst. Nikki und Jameson fliegen nach Europa, um den Fall zu klären und müssen erfahren, dass beide Frauen offenbar Geheimnisse aufgedeckt hatten, derentwegen sie ermordet wurden. Auch Nikki wird nun bedroht, als sie der Aufdeckung des Geheimnisses immer näher kommt. Schließlich kann sie den Mörder ihrer Mutter verhaften und den Fall der Frauenleiche im Koffer lösen. Am Ende muss sie erkennen, dass sie nur die Befehlsempfänger gefasst hat und der eigentliche Auftraggeber noch frei herumläuft.
Nikki Heats Geschichte wird in diesem Roman ein gutes Stück vorangebracht. Aus einem aktuellen Mordfall ergibt sich die Gelegenheit, endlich mehr über ihre Mutter und deren bisher ungeklärten Mordfall zu erfahren. Spannend und nachvollziehbar ist die Schilderung, die uns in die Zeiten des Kalten Krieges zurückführt. Zeitweise fühlte ich mich in einen der alten Spionagethriller versetzt mit all den Betäubungstropfen im Getränk, getürkten Persönlichkeiten, geheimen Signalen, Geheimtreffen an abgelegenen Orten und toten Briefkästen. Der lange Arm der Geheimdienste reicht aber bis in die Gegenwart und Nikki bekommt dies zu spüren als sie immer weiter in alte Geheimnisse vordringt. Sie muss erkennen, dass nicht jeder ihrer alten Freunde ist, was er schien und dass der Mörder ihrer Mutter ein früherer persönlicher Freund ist.
Hinzu kommt, dass sich ihr neuer Vorgesetzter nicht als allzu professionell erweist. Sobald dieser eine Möglichkeit sieht, öffentlich die eigene Person herauszustellen, nimmt er sie wahr, notfalls auf Kosten der Wahrheit. Dies ist auch mein einziger wirklicher Kritikpunkt am vorliegenden Buch. Die Person des neuen Captains ist doch arg unglaubwürdig und unprofessionell. Gut, dass Nikki nicht nur die Unterstützung von Jameson Rook hat, ihres Partners im Beruflichen und im Privaten. Mit Hilfe vieler Kollegen ihres Reviers kann sie die Fehler ihres Vorgesetzten immer wieder ausbügeln. Auch der Zusammenhalt dieser Kollegen wird gut geschildert.
Die Geschichte entwickelt sich schnell, den Hauptfiguren wird keine Pause gegönnt. Am Ende muss Nikki erkennen, dass sie die Hintermänner des Mordes an ihrer Mutter und der aktuellen Leiche nicht gefunden hat – noch nicht. Das bleibt sicher den nächsten Büchern vorbehalten. Ein kleiner Cliffhanger macht neugierig auf die Fortsetzung der Geschichte.
Die Nikki Heat-Reihe weist zwar viele Parallelen zur Fernsehserie „Castle“ auf. Eingebaute Déjà-vu Erlebnisse erhöhen den Lesespass. Die Idee, einen fiktionalen Charakter einer Fernsehserie als Autor auftreten zu lassen und in der Serie auf die Bücher hinzuweisen, trägt nach wie vor. Trotzdem haben sich die Bücher etwas emanzipiert von der Serie und stehen gut für sich allein. Alles in allem ein gut lesbares Krimivergnügen für zwischendurch.