Reihe: Cassia und Ky, Band 1 Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
Für die 17-jährige Cassia ist heute der wichtigste Tag ihres Leben: Sie erfährt, wen sie mit 21 heiraten wird. Doch das Ergebnis überrascht alle: Xander, Cassias bester Freund, ist als ihr Partner vom System ausgewählt worden. Als jedoch, offenbar wegen eines technischen Defekts, das Bild eines anderen Jungen auf dem feierlich überreichten Microchip auftaucht, wird Cassia misstrauisch. Kann das System wirklich entscheiden, wen sie lieben soll?
Meine Meinung:
Es ist immer so eine Sache, wenn ein Buch bereits vor Erscheinen dermaßen gehypt wird und zudem noch die Bezeichnung "Die besten Serie(n) der Welt" aufgedrückt bekommt. Ginge es nach dem wunderschön gestalteten Cover - ein richtiger Eyecatcher, der mich quasi zum Kauf anbettelte -, und nach der Idee, die hinter dieser dystopisch angelegten Trilogie steckt, würde ich dem sofort zustimmen. Doch leider ist dies nicht der Fall. Ein gelungener Auftakt einer Jugendbuch-Serie: JA. Eine der vielleicht besten Serien der Welt: NEIN. Denn für meinen Geschmack fehlt es hier einfach an emotionaler Tiefe. Der Rest wird sich in den Fortsetzungen zeigen.
Sofort, als ich die ersten Seiten gelesen hatte, musste ich an den erfolgreichen Science-Fiction-Blockbuster "Die Insel" (basierend auf der Buchvorlage "Geklont" von Michael Marshall Smith) denken, in welchem die Hauptprotagonisten Lincoln Six Echo und Jordan Two Delta in einer angeblich verseuchten Welt, unter der ständigen Kontrolle des Systems, ihr Dasein fristen müssen. Begleitet von der Sehnsucht irgendwann auf die kontaminations-freie Insel zu gelangen, deren Bewohner mit Hilfe einer Lotterie ermittelt werden.
Somit hatte ich in etwa ein Bild im Kopf, wie die Welt um Xander, Cassia und Ky in etwa aussehen könnte. Schließlich ist das anfängliche Grundgerüst des Films vergleichbar mit Ally Condies Bestseller. In beiden Welten leben die Menschen in einer Gesellschaft die strengstens kontrolliert und von festen Regeln bestimmt wird. Nahrung, Kleidung, selbst die Arbeit wird den Bewohnern zugeteilt und leichte Freizeitaktivitäten wie Spiele, Sport oder der Kontakt zu den Artgenossen (natürlich überwacht) sollen sie bei Laune halten. Stellt jemand unangenehme Fragen und versucht aus diesem Glasgebäude (der "gläserne Mensch" wird hier sehr gut hervorgehoben) auszubrechen, bringt er sich in große Gefahr. Denn die scheinbar perfekte Welt ist nicht das, für was sie stets gehalten wurde. Und dementsprechend muss Cassia sich bald fragen, was SIE eigentlich will. Schweigen und so tun, als hätte sie Kys Bild niemals gesehen oder der ganzen Sache auf den Grund gehen und somit das Risiko wählen? Wahrheit oder Pflicht?
Das Grundkonzept dieses Romans hat mich wirklich überzeugt und neben dem Buchcover entsprechend zum Kauf animiert. Bereut habe ich es nicht, aber meine (zugegeben) hohen Erwartungen haben sich leider nicht erfüllt. Der sprachliche Stil des Buches ist sehr einfach gehalten, abgesehen von einigen wunderschönen Gedichten, und liest sich sehr flüssig und leicht weg. Nicht gerade die hohe Kunst des Schreibens, aber für ein Jugendbuch recht gut formuliert. Nur, was mir wirklich gefehlt hat, waren wahre Romantik und tiefe Gefühle. Gut, die Liebesgeschichte zwischen Cassia und Ky wird in leiseren Tönen erzählt und baut sich gerade deshalb authentisch auf. Erzählt wird die Geschichte zweier Menschen, die aufgrund eines Missverständnisses langsam verbotene Gefühle füreinander entwickeln und erfolglos versuchen dagegen anzukämpfen, denn sie sind sich der Tatsache bewusst, dass ihre Liebe keine Zukunft haben wird/darf. Beide wissen (Cassia erst nach und nach) um die Ungerechtigkeit in ihrer Gesellschaft, sehen aber keine Möglichkeit aus ihr auszubrechen, um zusammen sein zu können.
Das klingt im Prinzip nicht schlecht, reicht bei weitem aber nicht aus. Denn die Gefühle, die die beiden Schlüsselfiguren füreinander empfinden, sprangen auf mich nicht über. Stets fühlte ich mich, als sehe ich die beiden durch eine Nebelwolke und bekomme sie nicht zu fassen. Denn es fehlte mir an dem gewissen Etwas und der Funke wollte einfach nicht überspringen. Bekomme ich bei anderen Liebesgeschichten manchmal selbst ein Kribbeln im Bauch, wenn die Figuren zueinander finden, sich küssen und berühren, habe ich hier rein gar nichts gespürt. Denn entweder wird kurz vor dem heißersehnten Kuss abgebrochen - in diesem Fall verständlich - oder der Kuss an sich, ob zwischen Cassia und Xander oder Cassia und Ky, wird ernüchternd und oberflächlich beschrieben. Ein Kuss ist hier eben nur ein Kuss. Ohne Kribbeln, ohne Gefühl, ohne Wärme. Schade!
Ansonsten funktioniert die Story um Cassia & Ky eigentlich recht gut und entführt den Leser für einige Stunden in eine fremde und erschreckende Welt, wie man sie sich nicht vorstellen möchte. Sind es doch gerade der freie Wille und der Drang nach Selbstverwirklichung, die uns Menschen ausmachen. Eigenschaften, die in dieser Gesellschaft undenkbar erscheinen. Leider ist der Plot einigermaßen durchschaubar, was der Geschichte an sich keinen Abbruch tut. Immer wenn Cassia eine Entscheidung treffen muss, kann man sich eigentlich denken, wie es ausgehen wird. Auch die Sache mit den gemeinsamen Freizeitaktivitäten kam mir ein bisschen zu gewollt rüber - ein Zufall zu viel (oder auch nicht?). Dennoch gibt es durchaus spannende und erschreckende Momente, wie die Tatsache, dass die Menschen in einem bestimmten Alter einfach getötet werden. Was in der heutigen Zeit im Gefängnis enden würde, gehört in "Die Auswahl" zur alltäglichen Normalität. Unfassbar! Genauso wie das Ende, das natürlich mit einem Cliffhanger endet und Hunger auf mehr machen soll. Geschickt! Trotz leichter Bedenken möchte ich nun wissen, wie es in der Fortsetzung "Cassia & Ky – Die Flucht" weitergehen wird (erscheint vorauss. am 20. Januar 2012). Ebenfalls gespannt darf man auf die Verfilmung sein. Disney hat sich nämlich die Rechte an dem Buch gesichert.
Kurz gesagt:
Die Liebesgeschichte um "Cassia & Ky" ist nicht gerade meine erste Wahl, wenn es um die "besten" Serien der Welt geht, obgleich die Buchidee mir sehr gut gefällt und ich mich für einige Stunden recht gut unterhalten fühlte. Doch im Vergleich zu anderen Büchern dieses Genres (Dystopie) - wenn auch vom Grundkonzept weit voneinander entfernt - fehlte es mir hier an dem gewissen Etwas und vor allem an Tiefgang. Ein recht gelungener, aber nicht perfekter Serienauftakt.