Titel: Cargo - Da draußen bist du allein Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Im Jahr 2267 gilt die Erde als unbewohnbar. Naturkatastrophen, Epidemien und Umweltzerstörung haben die überlebende Menschheit in den Weltraum getrieben. Auf übervölkerten Raumstationen umkreisen sie ihren Heimatplaneten, beseelt allein durch die Hoffnung, eine Passage zum verheißungsvollen Planeten Rhea zu bekommen. Dort ist eine zweite Erde entstanden, grüne Wiesen und blühende Felder versprechen ein sorgenfreies und glückliches Leben. Auch die Ärztin Laura Portmann erliegt den Versprechungen. Nachdem ihre Schwester Arianne vor sieben Jahren ein Ticket nach Rhea gewann, versucht auch auch sie möglichst schnell die Möglichkeit zu erlangen, die Reise zu unternehmen. Um das dafür notwendige Geld zu verdienen, verdingt sie sich auf dem Frachter Kassandra als Bordärztin. Mission des Schiffes ist es, Ausbauteile für die vollautomatisch arbeitende Station 42 zu transportieren. Die Reise zur Station und zurück wird etliche Jahre in Anspruch nehmen.
Der Frachter ist nicht ganz das, was sich Laura unter einem modernen Schiff vorstellte - dreckig und heruntergekommen scheinen jedoch nicht nur die Maschinen, sondern auch die Mannschaft. Mit ihnen teilt sie sich in einem Acht-Monats-Rhythmus die Wache, während der Rest der Mannschaft jeweils im Kälteschlaf liegt. Im Laufe der Zeit hört sie immer öfter seltsame Geräusche im Schiff, sie fühlt sich beobachtet. Als sie zudem Bewegungen wahrnimmt, weckt sie, begleitet von dem Sicherheitsoffizier Decker, den Kapitän des Schiffes. Eine Inspektion des riesigen Frachtraumes führt jedoch zum Deaster und in Lauras Welt beginnen sich von nun an scheinbar festgefahrene Meinungen vollkommen zu drehen ...
Ganze neun Jahre hat Ivan Engler damit verbracht, den Film "Cargo" zu verwirklichen, wohl einer der ersten Schweizer Science Fiction-Filme auf Hollywood-Niveau. Mit gerade mal 5 Millionen Schweizer Franken gelang ihm zusammen mit seinem Kollegen Etter, einen Film zu produzieren, der sich durchaus sehen lassen kann. Die drei Jahre, die Matthias Noger für das Design des Filmes benötigte, sieht man. Die Special Effects möchte man am liebsten im Kino sehen, selbst der größte Fernseher scheint zu klein für den filigranen Aufbau der Station am Beginn des Filmes. Auch die Kassandra ist äußerlich immer wieder schön anzusehen. Das Innere des Schiffes besteht jedoch aus bekannten Versatzstücken eines SF-Horrors. Dunkle, schlecht beleuchtete Gänge, von deren Decke Wasser tröpfelt, in einem riesigen und unübersichtlichen Raumschiff - das ist bekannt und immer wieder gern genommen. Wem angesichts der Optik, der vereinzelten Schockmomente und des eindringlichen Soundtracks Szenen aus "Event Horizon" in den Kopf kommen, der hat sich nicht getäuscht. Hier hat das Schweizer Regisseurpaar ebenso Anleihen genommen wie aus "Matrix" oder "Alien". Fast schon erwartete ich beim Öffnen eines suspekten Containers halb mannsgroße Eier stehen zu sehen. Leider wird die spannende Atmosphäre durch eine Hauptdarstellerin getrübt, die mit ihrer unmodulierten Stimme und dem unbegeisterten Spiel manche Szene zur Langeweile verkommen lässt. Mag die Story an sich ganz nett sein, jedoch nicht mit genreuntypischen Überraschungen strotzen, so würde man sich allein in diesem Punkt eine andere Besetzung wünschen - das hätte das Niveau des Filmes weiter nach oben getrieben. So bleibt durch die Special Effects und die annehmbare Geschichte ein sehenswerter Film, mit Kritikpunkten an der Besetzung und dem Verständnis für Raumfahrt, denn hier hat man sämtliche Naturgesetze der Dynamik ignoriert.
Cargo - die Rezension von Max Pechmann