| Reihe: Star Trek: Captain’s Table Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
"Captain´s Table" ist eine ganz besondere Bar, zu der nur Anführer eines großen Schiffes zutritt haben. Die Bar ist nicht an einem festgelegten Ort zu finden, sondern taucht - offenbar immer gerade bei Bedarf - zu jeder Zeit und an jedem Ort des Universums auf. Dieses metaphysische Konstrukt versammelt in seinem Innernen diejenigen, die große Verantwortung tragen müssen und können diese für einen kurzen Zeitraum mit anderen desselben Schlages teilen. So fungiert "Captain´s Table" nicht nur als Zentrum für abenteuerliche Geschichten, sondern auch als psychologischer Anker manch großartiger Führungskräfte. Hier kann man sich seinesgleichen mitteilen, sich Rat holen oder einfach nur zuhören. Der erste Drink jedoch wird immer mit einer Geschichte bezahlt - und so erzählt auch Captain Mackenzie Calhoun aus seiner Vergangenheit.
Hier erfahren wir, welche Umstände Calhoun auf seiner Heimatwelt zu dem Anführer der Rebellion gegen die Dantari machten und welche Auswirkungen der erste von ihm getötete "Feind" auf ihn hatte. Hier musste Calhoun zum ersten Male lernen, das Führungspersönlichkeiten nicht nur den Ruhm ernten, sondern sich auch mit den negativen Umständen des Handelns auseinandersetzen müssen. Besonders neugierig ist der Leser auf die Ereignisse auf dem Sternenflottenschiff USS Grissom. In den bisherigen Romanen der Serie "New Frontier" wird diese Episode aus Calhouns Leben immer wieder angedeutet bzw. indirekt erwähnt. Jedoch kannte man bislang keine Einzelheiten, was tatsächlich aus der Grissom wurde und welche Umstände dazu führten, dass Calhoun in Konfrontation mit seinem damaligen Captain stand.
"Gebranntes Kind" ist nur in zweiter Linie eine abenteuerliche SF-Geschichte mit bekannten Elementen aus der "New Frontier"-Reihe. Sowohl ein kurzes abdriften in eine Art "Sword & Sorcery"-Fantasy wird dem Leser geboten, als auch eine tragische und fast schon epische Geschichte aus dem Star Trek-Universum. Die Katastrophe um die Grissom nimmt auch den grössten Teil des Romans ein.
In erster Linie ist "Gebranntes Kind" jedoch eine Charakterstudie der Hauptfigur der Reihe. Das ganze Buch widmet sich nur Mackenzie Calhoun und versucht doch recht erfolgreich darzustellen, wie die in den vorhergehenden Romanen geschilderte Persönlichkeit entstanden ist, welche Beweggründe zu ihrer Entsteung geführt haben. Sehr tief dringt man in die Seelenwelt Calhouns ein, Peter David schafft es aber, das ganze nicht gezwungen erscheinen zu lassen, sondern bietet ein äusserst unterhaltsames Stück Star Trek-Literatur. Natürlich vermengt David die SF-Geschichte mit seinem unvergleichlichen Humor, lässt sarkastische und zynische Spitzen fallen, driftet dabei allerdings niemals ins lächerliche ab. Weite Teile ist der Roman ernster gestaltet, als seine Vorgänger, Fans von Peter Davids Humor werden trotzdem auf ihre Kosten kommen.
Mit dem aus der eigentlichen "New Frontier"-Reihe herausgenommenen Roman "Gebranntes Kind" liefert Peter David uns eine gelungene Charakterstudie, die zudem noch sehr unterhaltsam und lesbar ist. Für diejenigen, die neu in die Reihe einsteigen wollen, ist der Roman eine durchaus geeignete Möglichkeit. "Captain´s Table" ist im übrigen eine lockere, serienübergreifende Reihe, die noch weitere Captains der Star Trek-Historie aufgreift, der vorliegende Band ist jedoch der erste dieser Romane.
Empfehlenswert!