Titel: Cap und Capper Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter |
Ich habe es bereits bei Taran und der Zauberkessel erwähnt: Cap und Capper war ein Neubeginn bei Disney, der Anbuch einer neuen Ära junger Animateure. Ihr erstes Projekt stand ganz im Zeichen altbekannter Schemata: Sprechende Tiere, kauzige Nebenfiguren, viel Witz, rührselige Szenen, schnulzige Songs. Die Story um das Füchslein Cap, das von einer alten Frau hochgepäppelt wird und sich mit dem Jagdhündchen Capper anfreundet, ist an Vorhersehbarkeit nur schwer zu unterbieten. Und dennoch funktioniert die Geschichte über weite Strecken des Filmes. Und egal, wie sehr man sich anstrengt es nicht zu sein - irgendwann umfängt einen die stimmungsvolle Atmosphäre und bringt einen dazu, die inneren und äußeren Konflikte der Handelnden gebannt zu verfolgen.
Schief laufen konnte bei der Story kaum etwas - zu "Disney-typisch" sind die Elemente. Wie in fast jedem Film wächst der Protagonist - hier ein Fuchs - ohne Eltern auf. Wie schon bei Bambi wird der Tod der Mutter nicht gezeigt, lediglich angedeutet.
Die niedlichen Kindchen-Tiere sind natürlich extrem süßlich gezeichnet und mit kitschigen Dialogen à la "Wir werden immer Freunde sein!" ausgestattet.
Genau so natürlich wird die unmögliche Freundschaft zwischen einem Fuchs und einem Jagdhund einer Belastungsprobe unterzogen, der sich nicht Stand halten kann. Und hier strauchelt der Film: Zu rasch geht die Entwicklung der beiden Tiere vonstatten. Innert weniger Minuten werden aus den Freunden Feinde, nachdem bei einer Jagd auf Cap, während der Capper sein Leben schont, Cappers väterlicher Hundefreund beinahe getötet wird. Capper macht Cap dafür verantwortlich und schon haben wir den Konflikt, der den weiteren Film bestimmt! Ich denke, an diesem Punkt hätte man den Film etwas anspruchsvoller gestalten können.
Zudem ist die Moral des Filmes etwas merkwürdig: Vögel dürfen guten Gewissens gejagt und getötet werden - Füchse nicht. So sieht man etwa, wie ein Jäger zufrieden von der Jagd mit Capper nach Hause fährt. Auf seinem Wagen hat er unzählige Felle liegen. Wird sein Morden verurteilt? Nein! Erst als er Jagd auf Cap macht, wird aus ihm ein "böser Mensch". Strange, Watson...
Insgesamt bietet der Film weder interessante Plotwendungen, noch irgend etwas, das man nicht schon mindestens einmal bei einem Disney-Film gesehen hätte.
Positiv hervorzuheben sind die funny Sidekicks des Filmes: Ein Specht und ein anderer Vogel unbestimmbarer Gattung machen unentwegt Jagd auf eine clevere Raupe. Diese Szenen sind die witzigsten des Filmes und bleiben sogar im Gedächtnis des Betrachters. Und wenn am Schluss des Filmes, wenig überraschend, aus der Raupe ein Schmetterling wird, der seinen ständigen Verfolgern gewissermaßen die Zunge rausstreckt, wird man mehr als versöhnt für einige Längen des Filmes und die penetrant schmalzigen "Freundschafts"-Songs.
Es gibt bessere Disney-Filme als diesen und ich würde ihn deshalb als gutes Mittelmaß einstufen.