| Serie / Zyklus: Calaspia, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In Vorbereitung auf den Kampf gegen die unbekannten Verschwörer Calaspias werden Bryn Bellyset und sein Freund Mittni von Culmus Sangui, einer geheimen Elitetruppe, zu meisterhaften Schwertkämpfern ausgebildet. Die Elitekrieger des Ritterordens der Culmus Sangui sind ein streng hierarchisch ausgerichteter Orden. Jeder kann, wenn er gut genug ist, vom Lehrling über den Paladin zum Großmeister aufsteigen. Das Können bestimmt den Rang. Dazu müssen sich die Mitglieder des Ordens einer ganz speziellen Verhaltensweise bedienen. Die mächtigste Frau in Calaspia ist Lady Sarghenta, sie leitet den Orden. Die 80-jährige Frau gibt den beiden Freunden nicht nur Verhaltensregeln, sondern hilft ihnen auch, sich gedanklich im Einzelkampf wie auch in den taktischen Tugenden einzustellen. Gerade in Bryn erkennt sie einen besonders begabten Schüler und will ihn gezielt ausbilden. Neben den bereits erwähnten Personen gibt es noch den säuglingsgroßen Vallon, der Bryn und Mittni ausbildet, ebenso wie die Waffenmeisterin Tamasan. Bei den Raben, einer Räuberbande, lernen sie weitere Waffentechniken, wie etwa das Bogenschießen. Doch nicht alles machen die beiden Freunde zusammen. Sie werden getrennt und treffen erst spät wieder aufeinander. Bryn hat sich in dieser Zeit sehr stark geändert. Er ist reizbarer, gewalttätiger und leidet unter Visionen.
Die geheimnisvollen Feinde bedrohen Land und Leute. Die Gesellschaft ändert sich langsam; was einmal als Moral und Ethik in ihr hochgehalten wurde, verfällt zusehends. Allerdings wird nicht beschrieben, in welcher Weise sich die Änderung vollzieht. Imperator Aurgelmir und seine Geschwister sehen ihre Herrschaft gefährdet. Nach einem schmerzlichen Verlust verfällt Bryn in eine tiefe Sinnkrise. Er gelangt in den Besitz des finsteren Drachenschwertes, das eine verheerende Anziehung auf ihn ausübt und ihn immer mehr auf die Seite der Verschwörer zieht. Bryn muss sich entscheiden, wem er vertrauen und auf welcher Seite des Kampfes um Calaspia er eigentlich stehen will.
Zur gleichen Zeit findet sich Nomidien, ein Teil Calaspias, im Würgegriff einer großen Dürre. Dem nicht genug, fühlt sich das Land durch den nördlichen Nachbarn, das Land Polgaren, bedroht. Das Land Beltued hat sich, bedingt durch dauernde Piratenüberfälle, zu einer Seemacht entwickelt. Und auch bei den anderen Ländern des Staatenbundes bleibt nichts beim Alten.
Die Geschichte der Zwillingsautoren Iyoti und Suresh Guptara ist in sich ein stimmiger und vernünftiger Erzählstrang. Allerdings ist der Einstieg in den Roman etwas schwierig. Es gibt kein "Was vorher geschah" als Zusammenfassung und es gibt kein Namensregister oder Glossar, was wegen der vielen Namen wichtig wäre. Zudem überraschen die Autoren mit neuen Zaubern und neuen Ideen. Allerdings stehen diese recht einsam in der Erzählung, weil niemand weiß, auch die Autoren nicht, woher diese plötzlich kommen. Es gibt keine Historie dazu. Mit der Beschreibung von Personen, Gegenständen und Ereignissen hapert es ein wenig. Die Sprache ist etwas holprig. Ich bin nicht ganz glücklich mit der Übersetzung. Einige Formulierungen sind, gelinde gesagt, nicht gelungen.
Der erste Band hat mir wesentlich besser gefallen, weil er von Jugendlichen für Jugendliche geschrieben wurde. Da konnte ich manch einen Schnitzer vergeben. Auch schien das Lektorat besser zu sein. Man ist allzu leicht bereit, ein Buch, das stark beworben und hoch gehalten wird, etwas oberflächlicher zu begutachten. Um so tiefer fällt der Sturz beim zweiten Buch, wenn genügend Zeit vergangen ist. Auch ich nehme mich nicht davon aus, durch viel Werbung zum Teil beeinflusst zu werden. Die Beurteilung des zweiten Bandes, zudem mit vielen Fehlern, fällt dann etwas härter aus.
Der Kampf in diesem Buch ist nicht unbedingt der zwischen Gut und Böse. Das Schwarzweiß-Schema vieler Fantasy-Romane wenden die beiden Jungen nicht an. Sie gehen sogar so weit, die Verachtung begabten Lebens als Missbrauch der Vernunft darzustellen. Den nächsten Schritt, den Glauben als wichtigstes Mittel in den Mittelpunkt zu stellen, kann ich als Nicht-Gläubiger nicht nachvollziehen. Der Hintergrund ist sicherlich darin zu sehen, dass sie im christlichen Glauben erzogen wurden und aktive Mitglieder der International Protestant Church in Zürich sind.