Serie: Buffy - The Vampire Slayer Staffel 8, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Die Scoobies werden von alten und neuen Problemen geplagt. Die Personifikation der Dämmerung erwächst zu einem Gegner, dessen Kräfte selbst denen mehrerer Jägerinnen überlegen sind.
Das Gefühlsleben von Buffy und Xander fährt mal wieder Achterbahn, mit der Folge, dass Buffy in der Kiste mit Satsu, einer asiatischen Nachwuchsjägerin, landet und Xander eine Romanze mit der Jägerinnenschülerin Renee beginnt, die sich schon schnell als seine neue große Liebe herauskristallisiert.
Und dann gibt es da noch zwei japanische Vampire im Gothic-Outfit, denen es auf Grund ihrer gestaltwandlerischen Fähigkeiten mühelos gelingt, die mythische Waffe der Jägerinnen, Die Sense, zu stehlen. Da diese Waffe nicht in den Klauen der Untoten bleiben darf, sucht das Team einen Verbündeten, der sich mit Gestaltwandeln nur zu gut auskennt: Dracula!
Als hilfreich erweist sich dabei, dass zwischen dem dandyhaften, egozentrischen Vampir und Xander einst eine Art Beziehung - "Ich Herr! Du Diener!" - bestand, dank derer es tatsächlich gelingt, den gelangweilten Alt-Vampir zur Mitarbeit zu bewegen.
In Tokio kommt es zu einem furiosen Showdown sowohl zwischen einem Heer von Vampiren auf der einen Seite sowie Buffy und ihren Verbündeten auf der anderen, als auch einer riesigen Dawn mit ihrem mechanischen, übergroßen Ebenbild.
Nachdem der zweite Band vor allem auf Grund des Faith-Handlungsbogens aber auch wegen stimmiger Dialoge die Hoffnung aufkommen ließ, die achte Staffel könnte doch noch einen erfreulichen Fortgang nehmen, folgt nun der geradezu brachiale Absturz.
Dabei beginnt das Tradepaperback mit dem Auftritt der Dämmerung einigermaßen vielversprechend, auch wenn die Autoren auf Grund der Durchschaubarkeit der Inszenierung schon hier Probleme haben, die Spannung zu halten.
Charakterentwicklungen waren bisher immer eine Stärke der Serie, aber dass sich Buffy aus heiterem Himmel und angesichts eines relativ hohen Männerumsatzes - Angel, Parker, Riley, Spike - als lesbisch oder zumindest bisexuell outet und dass ihre neue Liebschaft mit Satsu innerhalb der Story viel zu viel Raum einnimmt, ist nicht anderes als ein Ausdruck von Konzeptlosigkeit bzw. ein Anzeichen dafür, dass die Figur der "Buffy Summers" hinsichtlich ihrer Menschlichkeit ausgereizt ist und nun das plakative Super-Helden-Comic-Dasein beginnt, unter dessen Maßgabe Autoren wirklich alles tun, um ihre Figuren vermeintlich interessant zu machen.
Weiterhin fallen unter das "Aus heiterem Himmel"-Konzept neben Renees überstürztem Dahinscheiden auch der Kampf von Riesen-Dawn gegen Riesen-Mecha-Dawn, der von Whedon wohl als Reminiszenz an gute alte Godzilla-Filme gedacht ist, der aber unglaublich peinlich, unlustig, unplausibel und ideenlos wirkt.
Die zweite Stärke der TV-Show waren einst Dialoge voller Wortwitz und Esprit, die in einem Comic naturgemäß auf Grund des anderen Timings und Tempos sowie der fehlenden Stimmmodulation anders angelegt sein müssen als im Film. Hier sieht es glücklicherweise nicht ganz so zappenduster aus wie auf der Handlungsebene, denn in einigen Szenen - bspw. den Dialogen zwischen Dracula und Xander - schimmert der vermisste Wortwitz tatsächlich durch. Allerdings sind diese Szenen jene Ausnahme, die einem den Verlust des Witzes erst recht schmerzlich vor Augen führen, da unterm Strich die übrigen Texte äußerst dröge und uninspiriert wirken. Insbesondere das Beziehungsgelaber der Protagonisten, das ständige Kreisen um sich selbst und seine kleinen Probleme beginnt in geschriebener Form gehörig an den Nerven zu zerren.
Der Mix aus ollen Kamellen, "Monster of the Week"-Geschichte, radikalen Charakter-Brüchen und peinlicher Action hinterlässt einen so schalen Geschmack, dass die Frage, wer sich nun hinter der Maske der Dämmerung verbirgt, nicht nur in den Hintergrund rückt, sondern in Anbetracht der am Horizont drohenden kruden, einfallslosen Storys völlig unerheblich wird.
Das Artwork ist so gut oder schwach wie in den beiden ersten Bänden. Mit Pragmatismus und auf Grund der Gewöhnung kann man zwar damit leben, man darf sich nur nicht zwischendurch eine Buffy-Episode auf DVD anschauen, da einem ansonsten die Unzulänglichkeiten der Zeichnungen wieder ins Bewusstsein gerufen werden.
Fazit: lahme Ideen, laue Dialoge, und ein lustloses Artwork. Frische und Originalität sehen anders aus. Sieben Staffeln "Buffy" reichen, auch wenn Fans dieses anders sehen (wollen).