Reihe: Buffy: The Vampireslayer, Season 9.1, Band 1 Eine Rezension von Michael Scheuch |
BUFFY ist Legende, und nach sieben Staffeln im TV ist noch lange nicht Schluss. Das Medium Comic bot Mastermind Joss Whedon und seinen Autoren die Möglichkeit, cineastisch weit über den engen Budgetrahmen des Fernsehens hinaus den Plot um die junge Vampirjägerin weiterzutreiben.
Dabei schlugen sie allerdings schwer über die Stränge, wie am Ende Whedon selbst einräumen musste. In einem Interview mit Entertainment Wheekly sagt er:
I got very excited when I had a comic book with the idea that I could do absolutely anything. We hit a lot of beautiful notes and I’ve got a lot of great writers working [on the comics], and I’m very proud of it. But at the same time, it’s like, yeah, “You can do anything” is not really the Buffy mission statement. The Buffy mission statement is, “What does this feel like?” So I wanted to bounce it back a little bit to the real world.
http://shelf-life.ew.com/2011/01/19/joss-whedon-buffy-season-8-comic-exclusive/
Das ist die gute Nachricht rund um den Auftakt der neunten Staffel: Die Quelle der Magie ist durch Buffys einschreiten versiegt, aber es gibt weiterhin Wesen mit magischen Kräften. Und wie schon so oft in der Serie muss Buffy versuchen, ihr “normales” Leben ebenso auf die Reihe zu bekommen wie ihr “Vampirjägerin”-Schicksal. Sie zieht in eine Wohngemeinschaft und muss sich Gedanken um ihren Lebensunterhalt machen. Xander und Dawn haben an ihrer Beziehung zu arbeiten. Willow muss den Verlust ihrer Kräfte verarbeiten. Das ist das kleine Buffyverse, die Figuren und die nahezu alltäglichen Probleme, mit denen die Hauptcharaktere umgehen müssen. Wenn man so will: das was den Charme der Buffy-Serie immer ausgemacht hat. Nämlich das Nebeneinander von prosaischem Alltag und phantastischer, dämonischer Bedrohung.
Das Team hat dabei skurrile Ideen: was können Dämonen etwa tun, wenn sie ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen? Etwa als Inkasso-Eintreiber arbeiten.
Natürlich bleibt es nicht bei bürgerlichem Klein-Klein, nein, mysteriöse Todesfälle von Vampiren, die sich nicht in Staub auflösen, wenn sie sterben sondern in der Gestalt zur Leiche werden, in der sie damals gebissen wurden. Dummerweise wird Buffy zur Verdächtigen im Spiel, und dummerweise fehlt es an der Belesenheit von Giles, um hinter das Phänomen zu kommen.
Buffy is Back – deutlich geerdet, deutlich reduziert auf die persönliche Geschichte – wie Whedon es versprochen hat. Der Neuanfang ist nach dem ermüdenden Bombast der 8. Staffel vielversprechend, vor allem wenn nach dem Auftakt-Fünfteiler IM FREIEN FALL mit JÄGERITUS INTERUPTUS neue, sehr private Probleme am Horizont auftauchen.
Gelungen sind die Parallelmontagen der Handlungsebenen im Auftakt-Fünfteiler, es gibt wieder präzise und witzige Dialoge – wer in der achten Staffel aufgegeben hat, der darf nach diesem Anfang BUFFY wieder eine Chance geben. Die Zeichnungen von Georges Jeanty kommen mit dem geerdeten Plot deutlich besser zurecht als mit den überkanditelten Settings der letzten Staffel, und in Band #6 gibt es ein Wiedersehen mit Karl Moline (FRAY). Hoffentlich werden die Chancen nicht wieder versemmelt.