![]() | Serie: Buffy - The Vampire Slayer: Chroniken, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Wer dennoch darüber spekulieren will, wie der Film hätte werden können, den lockt die erste Geschichte des Tradepaperbacks mit dem Versprechen, eine angeblich werktreue Adaption von Whedons Original-Drehbuch zu sein.
Das normale Leben von Buffy Summers an der kalifornischen Hemery Highschool in L.A. als durchschnittliches blondes Mädchen mit Cheerleader-Ambitionen ist in dem Moment zu Ende, als ihr ein backenbärtiger, lodenbemantelter Mann namens Merrick enthüllt, dass sie die Jägerin ihrer Generation sei und ihre Bestimmung darin liege, Vampire zur Strecke zu bringen.
Wäre Buffy in der letzten Zeit nicht regelmäßig von Alpträumen heimgesucht worden, deren Inhalt unverkennbare Parallelen zu den Ausführungen Merricks aufweisen, wäre sie weniger zugänglich gewesen. So aber lässt sie sich schließlich dazu überreden, das Jägerinnen-Rundum-Trainingsprogramm in Theorie und Praxis in Angriff zu nehmen. Dieses Training ist umso nötiger, als es ein uralter Vampir, Lothos, an dessen Klauen das Blut zahlreicher Jägerinnen klebt, auf Buffy abgesehen hat.
Auf dem Schulabschlussball kommt es schließlich zum Showdown zwischen der neuen Vampir-Killerin, dem alten Bösen und seiner Armee aus Untoten. Der Einzige, der nach Merricks vorzeitigem Ableben an Buffys Seite steht, ist ein Typ namens Pike, der zuvor seinen besten Kumpel an die Blutsauger verloren hat.
Die zweite Story „Viva Las Buffy“ schlägt einen zarten Bogen vom Schulball-Desaster in L. A. zu den späteren Abenteuern in Sunnydale.
Buffy und Pike hat es auf der Suche nach einer Vampirfabrik nach Las Vegas verschlagen. Während die blonde Jägerin hier ihre Brötchen als Garderobiere verdient, jobbt ihr Freund im Parkservice desselben Casinos. Dass sie in der Höhle des Löwen arbeiten, erfahren sie kurz darauf am eigenen Leib, als sie plötzlich einem ganzen Etablissement voller Blutsauger gegenüberstehen. Ein geheimnisvoller Fremder namens Angelus versucht zwar, den beiden unerkannt zu helfen, aber kurz darauf findet der sich dank eines Zaubers in der bluttriefenden Vergangenheit des Casinos wieder.
Im weit entfernten England meldet derweil ein gewisser Bibliothekar - Rupert „Ripper“ Giles - vor dem Rat nachdrücklich seinen Anspruch als Buffys neuer Wächter an.
Wer nach der vollmundigen Werbung glaubt, „Der erste Stich“ sei die geniale Alternative zu einem grottenschlechten, cineastischen Machwerk, der liegt insofern richtig, als das Comic den Filmgenuss tatsächlich verzichtbar macht; die Qualitätsdifferenz zwischen beiden hält sich allerdings in sehr überschaubarem Rahmen. Statt einer fundamentalen Neuausrichtung sind es lediglich einige mehr oder weniger unbedeutende Details im Handlungsaufbau, in den Dialogen sowie der Zeichnung der Figuren, die Film und Comic unterscheiden, wobei dieses eher auf die grundsätzliche Unterschiedlichkeit beider Medien als auf obskure Whedon'schen Geistesblitze zurückzuführen ist. Sei es, wie es sei: Auf jeden Fall stellt die geradlinige, einfache Story des ersten Teils einen leichten und unterhaltsamen Einstieg in das Buffy-Universum dar, der keinen Leser überfordern sollte.
Der zweite Part, „Viva Las Buffy“, ist ähnlich schnörkellos, bietet aber auf Grund der Auftritte Angels und Giles' selbst für Kenner der Materie neue Einblicke in die Vergangenheit der Jägerin und zwei ihrer Mitstreiter.
Das seelenlose Artwork entspricht dem gewohnten 08/15-Brot-und-Butter-Sehen-und Vergessen-Stil, der bedauerlicherweise sämtliche Buffy- und Angel-Comics auszeichnet; d. h. man wird davon zwar nicht blind, springt aber auch nicht vor Freude in die Luft.
Unglaublich, dass ich das jetzt schreibe, aber für Buffy wünsche ich mir in ruhigen Momenten tatsächlich das aufgeblasene Artwork vieler Image/Topcow-Serien.
Fazit: zwei straighte, temporeiche, unterhaltsame Popcorn-Storys ohne den ganzen Firlefanz, der sich in 114 TV-Show-Episoden angesammelt hat. Trotz des mäßigen Artworks für Einsteiger ideal!