Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Lange hat sich die 17-jährige Podkayne auf die Reise vom Mars zur Erde gefreut, doch dann gibt es ein Problem: Auf dem Mars ist es üblich, Kinder zu zeugen, wenn man den körperlichen Höhepunkt im Alter von 20 Jahren erreicht. Die Kinder werden geboren und dann in Kälteschlaf aufbewahrt, bis sich die Mutter die idealen Bedingungen für das Großziehen der Kinder geschaffen hat. Podkayne ist das erste von fünf Kinder, doch außer ihrem 11-jährigen Bruder liegen die anderen noch im Kälteschlaf. Das ändert sich abrupt, als versehentlich die Drillinge verwechselt werden und eine Familie, die ihre Kinder als Drillinge großziehen wollte, nun die falschen Kinder bekommt. Als der Fehler bemerkt wird, werden die Kinder sofort der richtigen Familie übergeben und von heute auf morgen wächst Podkaynes Familie um drei Säuglinge an und natürlich wird der Trip zu Erde hinfällig. Total am Boden zerstört erzählt sie ihrem einflussreichen Onkel Tom Fries ihr Leid und dieser, ein einflussreicher Politiker und ehemaliger Freiheitskämpfer des Mars, schlägt von dem Kryoinstitut eine großzügige Entschädigung für die Familie heraus, aber auch eine kostenlose Reise für Podkayne. Der einzige Wermutstropfen daran ist, dass auch ihr Bruder Clark mitfährt und sie und ihren Onkel Tom Fries begleitet. Zwar ist Podkayne sehr intelligent, aber ihr Bruder ist ein Genie und obwohl er erst 11 Jahre alt ist, weiß sie, dass sie ihm nicht gewachsen ist. Doch von so etwas lässt sie sich nicht die Reise verderben.
"Podkayne of Mars" ist ein Buch, das in Heinleins Schaffenswerk nicht recht reinpassen mag. In den 60er Jahren hatte der Autor längst seine sehr erfolgreiche Jugendbuchserie beendet und so mag es nicht passen, dass er nun einen Jugendroman nachlegte - obendrein mit einer weiblichen Protagonistin, die alles teilweise auch noch in Tagebuchform erzählt. Nur in zwei weiteren Büchern sollte sich Heinlein nochmals einer weiblichen Protagonistin zuwenden, und zwar in Freitag und Segeln im Sonnenwind, seinem letzten Roman. Und noch eines ist an diesem Buch besonders: Es hat zwei unterschiedliche Enden: Wie schon zuvor bei vielen anderen seiner Jugendbücher gab es große Diskussionen über bestimmte Stellen des Romans, die den Verlegern zu extrem waren. In diesem Fall war es das Ende - bitte Vorsicht, jetzt folgt ein Spoiler - in dem Podkayne den Tod fand. Auf Drängen des Verlages überlebt die Heroin schwer verletzt, aber Heinlein bestand darauf, dass in einer späteren Ausgabe beide Enden abgedruckt wurden. Die Unterschiede finden sich nur auf einer Seite. In beiden Versionen wird das Buch aus der Sicht von Podkaynes Bruder erzählt.
Doch nun zum Inhalt an sich. Der Roman ist sehr spritzig geschrieben. Heinlein gelingt es sehr gut, sich in die Welt von Podkayne einzufühlen, und mit sehr viel Humor und spitzen Bemerkungen lässt der Autor seine Protagonisten berichten. Die Geschichte um ihren Bruder ist ein wenig überzogen, aber das stört nicht weiter. Gegen Ende hin - der Kommentar oben lässt nichts anderes vermuten - wird die Geschichte plötzlich ernsthafter und düsterer. Hier sehe ich einen Bruch, der mir persönlich nicht recht gefallen mag. Trotzdem ist Podkayne eine sehr sympathische Hauptfigur, die den Roman zu einer sehr kurzweiligen und vergnüglichen Lektüre macht.
8 von 10 Punkten