Serie / Zyklus: Buch der Worte, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Seit langem spinnt der machtbesessene Kanzler Baralis in den vier Königreichen seine Intrigen. Alt und gezeichnet vom Gebrauch der Magie und dem Hantieren mit Giften, strebt er mehr den je zur Macht. Sein Ziel: die Heirat des Prinzen Kylock mit der Prinzessin des Nachbarreichs. Damit würde das größte Reicht seit sehr langer Zeit entstehen und seine Macht sich vervielfachen. Die Königin hat jedoch die Hand ihres Sohnes bereits der Tochter von Lord Maybor, dem mächtigsten Fürsten des Landes, versprochen und Maybor steht Baralis weder in seinen Ambitionen noch in der Wahl seiner Mittel nach. Dann jedoch flieht dessen Tochter Melliandra aus Angst vor der Heirat und Baralis versucht die Rückkehr der Tochter mit allen Mitteln zu verhindern. Diese jedoch trifft während ihrer Flucht auf einen Jungen namens Jack, der ebenfalls von Baralis gesucht wird. Jack war Bäckerjunge, bis er eines Tages Brote, die er hatte verbrennen lassen, per Magie wieder gut machte. Jack war sich dessen nicht bewusst, dass er große Magie gewirkt hatte, aber der Kanzler will den Jungen unter seine Kontrolle bringen. Nur der junge Ritter Tawl, der in einem fernen Land nach den großen, kommenden Helden sucht, erkennt, dass die Ereignisse einer uralten Prophezeiung entsprechen, die vom Ende der Welt erzählt.
Gut, die Geschichte ist nicht sonderlich neu und die Autorin greift gleich auf ein halbes Dutzend typischer Klischees zurück, wie die fliehende Königstochter, das Kind, das seine Bestimmung findet, oder die düstere Prophezeiung. Dieses Buch lebt jedoch von seinen düsteren Figuren. Baralis ist eine wirklich extreme Figur. Das Buch beginnt schon damit, dass er die Königin betäubt und schwängert, um Prinz Kylock zu zeugen. Die Beschreibungen seine verkrüppelten Hände oder die mehrfachen Versuche, Lord Maybor mit Gift aus dem Weg zu räumen, tragen ihr Übriges dazu bei. Der Lord auf der anderen Seite ist kein bisschen besser, denn er ist ebenso machtbesessen und rücksichtslos. Die Fehde zwischen den beiden wird während des Buchs intensiver und auch Maybor versucht seinen Gegner auszuschalten.
Bei ihren eigentlichen Protagonisten hatte die Autorin jedoch nicht ein ganz so gutes Händchen. Während Jack recht gut beschrieben wird und seine Handlungen recht gut passen, ist Melliandra vor allem zu Beginn eine schlecht entwickelte Figur voller Widersprüche. Gegen Ende des Buchs wird das allmählich besser, aber das hat gedauert. Der junge Ritter Tawl jedoch ist gut entworfen: Voll überzeugt von der Sache, für die er kämpft, muss er mehr und mehr erkennen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Angesprochen werden muss die Gewalt, die in dem Buch kommt und weit über das übliche Maß eines Fantasy-Buchs hinausgeht. Das Ränkeschmieden der beiden Machtmenschen hinterlässt viele Kollateralschäden, aber es gibt noch eine Reihe weitere Szenen, die nichts für zartbesaitete Gemüter sind. Will sagen: Dies ist kein Buch, das man einem Kind geben sollte. Ich persönlich fand das O.K., weil es zur Handlung passte und nicht einfach der Gewalt wegen hinzugefügt wurde.
Insgesamt ist Melliandra durchaus ein gelungenes Buch, das sich vor allem durch wirklich schaurig-düstere Bösewichte auszeichnet.
7 von 10 Punkten.