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Genre: Action / Mystery Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Ryota Sakamoto gehört zur Weltspitze des Onlineshooters „BTOOOM!“, in dem Bomben die einzigen Waffen sind. Im richtigen Leben ist Ryota ein ausgemachter Looser, der nur vor dem PC hängt und sich weigert einen anderen Job als bei der Entwicklerfirma von „BTOOOM!“ anzunehmen. Dort darf er immerhin das Spiel testen, aber eine richtige Anstellung springt nicht heraus. Eines Tages erwacht Ryota in einem Fallschirm hängend auf einer tropischen Insel und muss feststellen, dass das sonnige Paradies trügt – kaum hat er den Stand erreicht, wird er von jemandem angegriffen. Mit Bomben. Und auch er selbst hat ein kleines Arsenal Sprengkörper dabei. Soll er etwa in der Realität „BTOOOM!“ spielen? Ryota glaubt an einen bizarren Traum, doch bald wird klar, dass die Entwicklerfirma tatsächlich ein perfides Spiel mit ihm und anderen unfreiwilligen Teilnehmern spielt …
Die zweite DVD führt die Geschichte nahtlos weiter und bietet ebenso wie die ersten drei Folgen reichlich Action. Die Erzählweise weicht dabei leicht vom Manga ab, zumindest was die Reihenfolge der Ereignisse betrifft. Die Verteilung wichtiger Hintergrundinformationen ist bei der Animeadaption deutlich besser gelungen, ebenso ist die Mischung zwischen Rückblenden, ruhigeren und actionlastigen Sequenzen ausgewogener. Ryota überrascht dabei weiterhin mit einem unerschütterlichen Realitätsbewusstsein, das man ihm als Spielsüchtiger erst gar nicht zugetraut hätte. Doch er differenziert sehr genau zwischen der fiktiven Welt von „BTOOOM!“ und dem realen Alptraum der Insel. Während andere sich längst an die Regeln angepasst haben und ihre Mitspieler ermorden, sucht Ryota nach einem anderen Weg, die Insel zu verlassen. Sein Moralbewusstsein wird auf eine harte Probe gestellt und stößt nun hart an seine Grenzen. Ausgerechnet seine Erfahrung mit „BTOOOM!“ hilft ihm jedoch, an seinen moralischen Vorstellungen festzuhalten und so zu kämpfen, dass er seine Grenzen nicht sofort überschreiten muss.
Ryota zur Seite steht der ältere Herr Taira, den man in den ersten Folgen als äußerst zwielichtigen Charakter erlebt hat. Inzwischen ist man soweit, ihm seine guten Absichten zu glauben, schließlich beweist er immer wieder, dass er für Ryota einsteht. Dennoch bleibt das Misstrauen bestehen und man fragt sich, ob Taira nicht doch irgendwann die kleine Gruppe verraten wird. Zu dieser zählt nun auch die fünfzehnjährige Himiko, die auf der Insel früh gelernt hat, sich zu wehren. Bei ihrer ersten Begegnung mit Ryota trägt sie gleich mehrere Bombenkoffer bei sich, was vermuten lässt, dass sie bereits mehrere Mitspieler ausgeschaltet hat. Doch Himiko ist nicht so hart, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Ihre persönliche Hintergrundgeschichte berührt den Zuschauer sehr und macht ihre teils heftigen Reaktionen verständlich.
BTOOOM! punktet weiterhin mit gut ausgearbeiteten Protagonisten, deren Handlungen und Reaktionen durchweg nachvollziehbar sind. Doch auch die Nebencharaktere sind keine schnöden Statisten, sondern facettenreiche Figuren, die mit ihren unterschiedlichen Überlebensstrategien für reichlich Spannung sorgen. Die meisten haben sich entschieden, das Spiel mitzuspielen und ihre Mitspieler zu töten, und lassen so tief in menschliche Abgründe blicken. Wenn es ums nackte Überleben geht, ist sich fast jeder selbst der Nächste – wobei erwähnt werden sollte, dass die meisten unfreiwilligen Spieler eine kriminelle oder zumindest moralisch verwerfliche Vergangenheit haben. Alle haben zumindest einen Menschen so gegen sich aufgebracht, dass dieser sie an die Entwicklerfirma von „BTOOOM!“ verkauft hat. Noch ist wenig über die Beweggründe der Firma bekannt, doch die bisherigen Informationen reichen aus, um den Konzern zu verachten.
Optisch ist BTOOOM! immer noch ein Leckerbissen, denn die Animationen setzen die Videospielatmosphäre grandios um: Die Pflanzenwelt der Insel wirkt mit ihren satten Grüntönen und vielen Lichteffekten unheimlich lebendig und dem Zuschauer werden viele Details geboten. Die Charaktere fügen sich in ihre Umgebung sehr gut ein und überzeugen mit glaubhafter Mimik und Gestik. Alle sind ganz unterschiedliche Typen und auch die neuen Nebencharaktere, die teilweise recht schnell wieder von der Bildfläche verschwinden, sind gut zu unterscheiden. Einziges Manko ist wieder einmal die nicht vorhandene Ausstattung: Man bekommt lediglich eine DVD mit drei Episoden (deutsch und japanisch) in einer einfachen DVD-Hülle. Immerhin mit Wendecover.
Fazit
BTOOOM! glänzt weiterhin mit einer dichten Atmosphäre zwischen Videospiel und Inselalptraum, facettenreichen und glaubwürdigen Protagonisten sowie der Tiefe der menschlichen Abgründe, in die man zwischen dynamischen Kampfsequenzen den einen oder anderen Blick werfen kann. Die in Rückblenden erzählten Hintergrundgeschichten der Protagonisten bringen zusätzlich Spannung in die ohnehin schon actionreich durchinszenierte Story, die thematisch zwar nicht neu ist, aber mit ihrer grandiosen Erzähltechnik begeistert. 8 von 10 Punkten.
Rezension zu BTOOOM! (Volume 1)