| Serie: Battlestar Galactica |
Als in den 70er Jahren mit STAR WARS das phantastische Filmgenre revolutioniert wurde, wollte jedes Hollywoodstudio ähnliche Produktionen in die Kinos bringen. Während man beispielsweise bei Paramount mit STAR TREK eines der gewinnträchtigsten Franchises vom Fernsehen auf die Leinwand transportierte, ging man bei Universal Pictures andere Wege: Man fuhr parallel. War es möglich, eine TV-Serie so zu produzieren, damit man sie auch für das Kino vermarkten konnte?
Mit BATTLESTAR GALACTICA hatte Glen A. Larson versucht eine Science-Fiction-TV-Serie zu schaffen, die nicht in der Tradition von STAR TREK stand. Vielmehr orientierte er sich bei seiner Idee mehr an den Theorien Erich von Dänikens, die mit stark religiösen Motiven verknüpft waren. Er entwickelte die Odyssee einer Menschheit, deren Schicksal nach dem Angriff von hochentwickelten Maschinen unklar ist. Die Überlebenden des atomaren Holocaust sammeln sich um den letzten Kampfstern, um sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen: der Erde.
Tatsächlich kam BATTLESTAR GALACTICA bei Universal Pictures so gut an, dass zumindest für das Ausland eine Kinoverwertung ins Auge gefasst wurde. Kein Wunder, denn die Qualität der Spezialeffekte von John Dykstra (STAR WARS) ließ das ohne weiteres zu. Immerhin drei Kinofilme, alles Zusammenschnitte von TV-Episoden, kamen so zustande. Doch um die Serie selbst stand es nicht zu gut. Ein sehr knappes Budget und die stellenweise fragwürdige Qualität der Drehbücher sorgten leider für ein schnelles Ende nach einer Staffel. Zwar wurde mit GALACTICA 1980 ein Versuch gemacht, die Serie fortzusetzen, doch bereits nach 10 Episoden war Schluss. Die Quoten erwiesen sich nicht als befriedigend. Doch totgesagte Serien leben oft länger, als man denkt. Im Laufe der kommenden Jahre entwickelte sich GALACTICA zum Kult. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Universal Pictures sich wieder dem Thema zuwenden würde.
Aber bevor man eine komplette Serie schaffen wollte, musste erst einmal ausgelotet werden, ob das Konzept überhaupt Erfolg bringen würde. Die Produzenten beschritten den gleichen Weg wie seinerzeit J. Michael Straczinsky mit BABYLON 5: Es sollte erst ein Pilotfilm produziert werden, um die Publikumsreaktion zu testen. Es muss hinzugefügt werden, dass zu diesem Zeitpunkt der SciFi Channel einige TV-Filme (wie beispielsweise RIVERWORLD) in Auftrag gab, um Serienpotential abschätzen zu können. Im Dezember 2003 flimmerte der rund dreistündige Pilotfilm über die US-Bildschirme. Der Erfolg überzeugte den Sender und Universal, mit der Produktion einer ersten Staffel zu beginnen. Da man immer noch nicht dem neuen Konzept vertraute, wurden nur zwölf Folgen in Auftrag gegeben und mit dem Sky Channel noch ein weiterer Produktionspartner hinzugewonnen. Wie groß der Vertrauen in BSG beim amerikanischen Network war, verrät die Tatsache, dass die Serie zuerst in Europa zu sehen war, bevor sie in den USA über die Bildschirme flimmerte.
Die neue Version von BATTLESTAR GALACTICA spielt fünfzig Jahre nach dem ersten Krieg gegen die Cylonen. Seit dem Ende des Konflikts hat man von den kybernetischen Wesen nichts mehr gehört. Was die Menschen nicht wissen, ist, dass sich die Cylonen von einst weiterentwickelt haben. Sie sind nicht mehr von ihren Schöpfern zu unterscheiden und haben die zwölf Kolonien schon lange infiltriert. Als es ihnen gelingt, an die Codes für die Verteidigungscomputer zu kommen, hat die letzte Stunde der Menschheit geschlagen.
Gleichzeitig soll der alte Kampfstern GALACTICA, ein Relikt aus dem ersten Cylonen-Krieg, außer Dienst gestellt werden. Commander William Adama, ein Soldat von alter Schule, hat sich bisher dagegen gewehrt, neue Computersysteme in sein Schiff einbauen zu lassen. Aber das scheint nun nicht mehr so wichtig zu sein, denn der Kampfstern soll zu einem Museum werden. Doch der Angriff der Cylonen macht diesem Vorhaben ein Ende. Die GALACTICA ist das einzige Kampfschiff, das noch in der Lage ist, sich gegen die Raiders des Feindes zu wehren. Gleichzeitig können sich einige wenige Schiffe von den vernichteten Planeten retten. Sie schließen sich zu einer Flotte zusammen, die von der GALACTICA beschützt wird. Um den Menschen Hoffnung zu geben, bringt Adama eine alte Legende ins Spiel. Der 13. Stamm der Menschheit brach vor vielen Jahrtausenden auf eine eigene Reise auf, um auf der Erde einen neuen Lebensraum zu finden. Und genau dieses Vorhaben will Adama nun umsetzen. Die Suche nach der Erde soll den übrig gebliebenen Menschen einen neuen Lebensraum erschließen
Auch wenn die Prämisse des Remakes dem Vorbild sehr ähnelt, hat man es hier mit einem etwas anderen Konzept zu tun. Ronald D. Moore und David Eick haben einen realistischen Blick auf eine Menschheit schaffen wollen, die am Rande der völligen Ausrottung steht. Doch anstatt zusammenzurücken, macht die menschliche Natur den wohlwollenden Konzepten einen Strich durch die Rechnung. Zu groß ist bei manchen die Gier nach Macht. Andere wollen aus den Überlebenden das letzte Quäntchen Gewinn herausquetschen. Dazwischen steht Adama mit seiner GALACTICA, der nicht davor zurückschreckt, mit militärischer Gewalt seine Vorstellungen durchzusetzen. Ihm gegenüber steht die Präsidentin der zwölf Kolonien, die oft etwas verloren wirkt, aber durchaus in der Lage ist, ihren Willen durchzusetzen.
Insgesamt hat man es hier mit einem sehr düsteren Konzept zu tun, das weit von den blitzblanken Westen von STAR TREK entfernt ist. Selbst der Hass auf die Cylonen kann die Menschen hier nicht zusammenschweißen. Vielmehr haben diese leichtes Spiel, alle gegeneinander aufzuhetzen. Spätestens nach den Ereignissen der dritten Staffel ändert sich dies allerdings ein wenig. Dennoch wird die menschliche Natur mit all ihren Schattenseiten nicht außer Acht gelassen.
Ebenfalls interessant zu sehen ist, wie sich die Raumschiffe regelrecht verbrauchen. All die Kämpfe, die die GALACTICA über sich ergehen lassen muss, gehen an ihr nicht spurlos vorbei. Gegen Ende der Serie ist sie absolut schrottreif. Eben dies erweitert das Flair von BSG noch um weitere Nuancen. Alles zusammen lässt die Serie zu einer der interessantesten ihres Genres werden.
BSG wurde komplett mir HD-Kameras gedreht. Im TV waren allerdings nur die normalen Versionen zu sehen. Diese sind auch auf den DVD-Editionen enthalten. Für die Umsetzung auf Blu-ray bediente man sich der HD-Master.
Die Bildqualität von GALACTICA ist schwer zu beurteilen, da zahlreiche Stilmittel eingesetzt wurden, um die Atmosphäre auch über den Look auszudrücken. So wirkt die Szenerie oft körnig und etwas grieselig. Doch vor allem bei den exzellenten Spezialeffekten zeigt sich, wie detail- und kontrastreich das Bild eigentlich ist. Erst hier wird sichtbar, welchen Aufwand man beim Erstellen der Computermodelle betrieben hat. So ist bei der in der zweiten Staffel auftauchenden PEGASUS fast jeder Geschützturm erkennbar. Einzig der Pilotfilm fällt ein wenig ab, da er noch auf traditionellem Filmmaterial gedreht wurde. Dennoch passt er sich sehr gut in das visuelle Gesamtkonzept der Serie an. Auffallend ist auch die teilweise sehr warme Farbgebung in manchen Szenen. Besonders bunt sind die Szenen auf Kobol geraten, wo die Grasfläche stellenweise etwas zu unnatürlich wirkt. Aber auch dies kann man als spezielles Stilmittel werten.
Der Ton liegt in DTS-HD Master Audio 5.1 vor und besticht durch eine exzellente Abmischung, die für eine TV-Serie recht ungewöhnlich ist. Die Effekte sind klar differenziert und räumlich. Hinzu kommt noch der sehr gute Soundtrack von Richard Gibbs (Pilotfilm) und Bear McCreary (Serie), der ebenfalls sehr räumlich abgemischt wurde. Die Dialoge sind klar verständlich in der Centerbox platziert.
Die hier besprochene Blu-ray-Box, die bisher nicht in Deutschland erhältlich ist, beinhaltet alle vier Staffeln von BATTLESTAR GALACTICA sowie den Piloten und den TV-Film RAZOR. Hinzu kommen noch alle Extras, die bisher den deutschen Zuschauern vorenthalten wurden, da Universal Pictures die DVD-Editionen für den europäischen Markt abgespeckt hat.
Rund 140 Stunden Bonusmaterial sind auf den 20 BDs zu finden, darunter Audiokommentare zu einzelnen Episoden, Deleted Scenes, Making-Of-Featurettes, Podcasts, Videoblogs, Interviews, Webisodes sowie interaktive Facttracks, die The Oracle genannt werden. Außerdem wurde jedes Boxset noch mit einer BD-Live-Funktion versehen. Hochinteressant sind allerdings die verlängerten Versionen von fünf Schlüsselepisoden der Serie, deren Laufzeit sich deutlich von den gesendeten unterscheidet.Besonders bei der Abschlussepisode der Serie werden dabei interessante Fakten behandelt, die man in der normalen Fassung nicht gefunden hat. Der TV-Film RAZOR liegt ebenfalls in einer deutlich längeren Version vor.
BATTLESTAR GALACTICA ist mit Sicherheit eine der interessantesten Science-Fiction-TV-Serien der letzten Jahre. Man hat sich zwar von dem ursprünglichen Konzept im Verlauf etwas entfernt, gibt aber dem Stoff neue Facetten, was auch mit an den spielfreudigen Darstellern liegt. Die Macher legten dabei Wert auf einen sehr realistischen, nachvollziehbaren Look, der ebenfalls einen großen Reiz besitzt. Hinzu kommt noch eine dichte Story, der man sich nur schwer entziehen kann. Auf den ersten Blick scheint das Ende nach vier Jahren etwas abrupt zu sein. Dies kann man u. a. auf die Sendepolitik des SciFi Channel abwälzen, dem die Serie im Laufe der Zeit etwas zu teuer wurde. Doch BSG ist nicht tot, wie der TV-Film THE PLAN und die Prequelserie CAPRICA zeigen.
Die Komplettbox selbst bietet einen umfassenden Blick auf BSG. Die Folgen liegen in einer hervorragenden Qualität vor, die kaum was zu wünschen übrig lässt. Die Vielzahl an interessanten Extras zeigt die Richtung, wie man mit einer TV-Serie beim Home-Entertainment-Marketing umgehen muss. Zwar wird man von den Specials schier erschlagen, aber man hat immerhin die Wahl, was man sich anschauen kann. Das einzige Manko ist die Tatsache, dass eine BD-Version in Deutschland bisher noch nicht angekündigt wurde und somit der Ton nur auf Englisch vorliegt. Wer aber der Sprache mächtig ist, wird seinen Spaß mit der Box haben. Sie ist auf jeden Fall etwas für jeden, der sich für gut gemachte SF-Serien interessiert.