Titel: Böse Träume Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Das Leben der Familie Nash geht langsam aber sicher den Bach runter. Micks Sportbar ist pleite und man steht kurz davor, alles zu verlieren. Plötzlich beginnen seltsame Ereignisse, alles noch weiter auf den Kopf zu stellen. Mick wird von einem mysteriösen Fremden vor dem Ertrinken gerettet und seine Tochter Briela von seltsamen Visionen geplagt. Dann sind da auch noch die neuen Nachbarn, mit denen ebenfalls irgendetwas nicht zu stimmen scheint.
Kritik:
Bislang hatte ich noch nicht das Vergnügen, mich mit einem Roman von Christopher Ransom auseinander setzen zu dürfen. Man kann also sagen, dass “Böse Träume” im übertragenen Sinn mein erstes Mal ist. Unter diesem Aspekt ist es schon ein bisschen schade, dass der als “Thriller” beworbene Roman sich dann doch in eine andere, wenn auch nicht zwangsläufig schlechte, Richtung bewegt.
Ransom startet seinen Roman mit einem äußerst packenden Intro, welches schon eine Menge Lust auf die Geschichte an sich macht – und nach einigen Seiten traurigerweise so gar nichts mehr mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Was auf den ersten Blick etwas schade ist (denn nach diesem heißen Start geht die Spannung zunächst unglaublich tief in den Keller), entwickelt sich aber im Lauf der nächsten 50, 60 Seiten erneut zu einer spannenden Story, die aber gänzlich anders ist als erwartet. Statt in Thrillergefilden zu wandeln, wie es laut Klappentext und Genrebezeichnung des Verlages ja sein sollte, wird aus dem Roman schnell eine Mysteriegeschichte, die sich schließlich immer mehr Richtung Horror entwickelt. Nicht schlecht, aber auch nicht das, was ich erwartet hatte. Hier hätte Ullstein meiner Meinung nach von vornherein anders ankündigen sollen, denn so ist der eine oder andere Leser doch sehr angeätzt gewesen, wie ich nach dem Sichten einiger anderer Rezensionen feststellen musste. Mich selbst stört das nun nicht, denn als Horrorstory funktioniert “Böse Träume” immer noch gut und weiß vor allem auf der atmosphärischen Ebene zu gefallen – besonders das von vielen bemängelte hart ausgefallene Finale hat mit einem zumindest für mich nicht vorhersehbaren Storytwist die Endnote gerettet.
Auf die Charaktere einzugehen fällt mir bei “Böse Träume” recht schwer, denn hier müsste man für eine umfassende Bewertung doch schon ziemliche Spoiler einbauen, worauf ich aber gerne verzichten würde. Generell lässt sich sagen, dass Ransoms Charaktere gut gezeichnet sind, auch wenn “Böse Träume” sicherlich nicht ganz oben in der Liste der besten Protagonisten mitmischen wird. Zudem fehlt ein echter Sympathieträger, der als Identifikationsfigur für den Leser herhalten könnte.
Christopher Ransom schreibt gut, ausnahmsweise kann ich verstehen, dass der Mann mit seinen Werken die (US-)Bestsellerlisten stürmt. Nicht zu oberflächlich, nicht zu verschlungen, ein gesundes Maß dazwischen, welches dem Leser viel Spaß bringen dürfte. Man sollte sch aber von vornherein der Tatsache bewusst sein, dass Ransom zum Schluss hin verstärkt auch Gewaltspitzen einbaut, welche so zu Beginn seines Werkes noch nicht zu erahnen waren. Trotzdem muss ich gerade hier die gröbste Kritik an “Böse Träume” äußern und dem Ullstein-Verlag nahelegen, sich einmal eingehend mit Korrektoren und Übersetzern zu “unterhalten”, denn genau hier liegt der Grund dafür, dass der Roman bei allem, was ich positivies zu ihm zu sagen hatte eine deutlich schwächere Gesamtnote erhalten wird. Begonnen damit, dass Micks Frau Amy im Klappentext als “Viola” bezeichnet wird (ein Name, der im Roman sonst nirgends auftaucht) ziehen sich immer wieder Stolpersteine wie Rechtschreibfehler, doppelte oder fehlende Wörte als Hemmschuhe durch die Geschichte. Was man bei einem Selfpublisher oder von mir aus sogar einem Kleinverlag vielleicht noch verstehen oder zumindest tolerieren könnte, darf einem Publikumsverlag in meinen Augen nicht passieren – zumindest nicht in der hier auftretenden Häufigkeit.
Fazit:
“Böse Träume” ist entgegen der Kategoriesierung des Verlags eher als Horrorbuch mit Mysterytouch denn als Thriller zu sehen. Als solches funktioniert es auch gut, die Geschichte ist stimmig und atmosphärisch. Die häufig auftretenden Rechtschreibfehler zusammen mit den Längen am Anfang mindern den Gesamteindruck jedoch deutlich – was aber zumindest hinsichtlich des ersten Punktes ausdrücklich nicht der Geschichte zuzuschreiben ist. Die hat gefallen.
6/10 Punkten