Reihe: Bodyfinder, Band 2 |
Zitat:
Jay spürte, dass etwas los war, aber er war klug genug, sie nicht zu bedrängen. Violet brauchte Zeit. Sie wusste, dass sie ihm irgendwann davon erzählen würde. Aber noch nicht jetzt. Jetzt musste sie sich erst mal ausruhen. Und vergessen. (Seite 37)
Kurbeschreibung:
Als Violet die Leiche eines ermordeten Jungen entdeckt, zieht sie unweigerlich die Aufmerksamkeit des FBI auf sich. Nur widerstrebend bietet sie ihre Unterstützung bei den Ermittlungen an. Sie weiß, dass sie mit äußerster Vorsicht vorgehen muss, um ihre Gabe, die Aura der Toten wahrzunehmen, geheim zu halten. Doch schon bald geht es um sehr viel mehr: Ihre Beziehung zu Jay ist in Gefahr ... und ihr Leben.
Meine Meinung:
Violet Ambrose, das Mädchen mit der unheimlichen Gabe, folgt erneut dem Echo der Toten. ENDLICH! Nachdem der erste Schock überwunden wurde (der Titel und das Cover lassen kaum erahnen, dass es sich hierbei um die Fortsetzung zu "Bodyfinder: Das Echo der Toten" aus dem Jahre 2010 handelt) bin ich nun neugierig dem "Ruf der verlorenen Seelen" gefolgt. Mit gemischten Gefühlen! Einmal mehr wird es romantisch und gefährlich. Oh ja! Allerdings benötigt es keiner Profiler-Ausbildung um der schlicht ausgearbeiteten Story auf die Schliche zu kommen. Das ist kein Beinbruch, hinterließ aber kleine Kratzer auf meiner hoch angesetzten Erwartung an dieses Buch ... Doch zum Glück gibt es da ja noch die niedliche Lovestory um Violet & Jay.
Die Handlung knüpft nur wenige Monate nach den Ereignissen des ersten Teils an und befasst sich wiederholt mit Violets leicht gruseliger Gabe tote Menschen aufspüren zu können. Ob sie es nun will oder nicht, Violet besitzt eine ungewöhnliche Fähigkeit, die sich zumeist wie ein Zwang offenbart und erst Ruhe gibt, wenn eine verstorbene Seele (von ihr) gefunden und angemessen bestattet wurde. Mittlerweile mit Jay, ihrem einst besten und nun festen Freund, auf Wolke Sieben schwebend, braut sich plötzlich wieder ein dunkles Unwetter über Violet zusammen. Infolge des erschreckenden Fundes einer Jungenleiche hat sie nicht nur eine engagierte FBI-Mitarbeiterin am Hacken, gleichzeitig entfernt sie sich immer weiter von ihrer großen Liebe Jay und bekommt es zusätzlich mit mysteriösen Drohaktionen zu tun.
Die "Bodyfinder"-Reihe lässt sich in die Kategorie phantastischer Jugendthriller einordnen und das merkt man auch, wenn es um die Ausarbeitung des Grundgerüstes sowie die Charaktere geht. Die Hauptfiguren gehen noch zur Schule und erste Probleme in der zarten Liebe lassen nicht lange auf sich warten. Im Grunde genommen kann man mit Ruf der verlorenen Seelen beginnen, ohne vorher "Das Echo der Toten" gelesen zu haben. Hier geht es nämlich um einen komplett anderen Mordfall. Außerdem wird man erneut über Violets Gabe und die wichtigsten Fakten in Kenntnis gesetzt. Wer jedoch die süße Liebesgeschichte um Violet und Jay von Beginn an mitverfolgen möchte, der sollte unbedingt zu Bodyfinder greifen. Ich rate sogar dazu! Für mich persönlich hat der Vorgängerband einiges mehr an Nervenkitzel sowie Spannungsmomenten zu bieten. Flott schmökern lassen sich hingegen beide Bücher ... in einem Rutsch.
Der Prolog und die ersten Kapitel, insbesondere wenn Violet erneut von einem Echo angezogen wird, gestalten sich äußerst spannend. Feinfühlig und lebendig werden die Nuancen um Violets phantastische Schwingungen beschrieben - man schmeckt förmlich den bitteren Geschmack eines Echos auf der Zunge oder glaubt den drängenden Ton einer Harfe zu vernehmen. Die Atmosphäre wirkt bedrohlich und es lässt sich gut mit der Hauptprotagonistin (3. Person) mitfühlen. Schließlich findet man nicht jeden Tag eine Leiche und möchte dann mit seiner unfreiwilligen Berufung hausieren gehen. Verständlich! Wenn jedoch plötzlich das FBI mit einbezogen und die Story zusätzlich aus der Perspektive eines eifersüchtigen Mädchens (ebenfalls in der 3. Person) erzählt wird ... dann kann man rasch eins und eins zusammen zählen, ohne großartig ins Grübeln zu geraten. Ich zumindest fühlte mich zu keiner Sekunde auf die falsche Fährte geführt, wenngleich manch ein Versuch in diese Richtung entlarvt wurde. In diesem Punkt ging Frau Derting schon mal kreativer zu Werke. Das schließt leider den zuvor verblüffenden Bodyfinder-Showdown mit ein, der nun ebenfalls ausbleibt bzw. auf die Schnellspultaste drückt. Dafür wühlt Derting nun weitaus tiefer in den Motiven der Antagonisten, was wiederum ein größeres Manko in Das Echo der Toten darstellte. Eine gesunde Kombination wäre hier perfekt gewesen.
Natürlich darf auch hier die Liebesgeschichte nicht fehlen. Ja, Violet und Jay sind schon ein niedliches Pärchen und wer die beiden zuvor bereits mochte, wird hier garantiert auf seine Kosten kommen. Ihre Gefühle füreinander werden abermals zuckersüß in Szene gesetzt und ihre Beziehung sogar noch ein Stückchen vertieft. *Schmachti*. Wären da nur nicht Violets mitunter überspitzten Verhaltensweisen, die zu kleinen Stirnrunzlern einladen. Violet hat es wirklich nicht leicht und es ist durchaus verständlich, dass die Echos und die weiblichen Hormone gerne mal aneinander geraten. TROTZDEM! Manchmal wollte ich sie einfach nur wachrütteln. Denn während Jay immer für sie da ist, verständnisvoll und sehr süß, zieht Violet gerne mal die Notbremse und macht alles doppelt so schlimm, als es eigentlich ist. Soll heißen: sie nimmt sich, was sie gerade braucht und wenn sie es mal nicht bekommt, geht plötzlich die Welt unter. Da kann kommen, was wolle! Von kleinen Eifersuchtsschüben mal ganz abgesehen, weil Jay ja so ein gutaussehender Frauenschwarm ist. Glücklicherweise ist dies kein Dauerzustand und Jay stets zur Stelle, wenn es brennt. Dieser Typ hat einfach ein unerschütterliches Fell (wer ist hier das Mädchen?) und nimmt seine Liebste eben wie sie ist. Hoffentlich wird so viel Herz im nächsten Band gebührend belohnt.
Für mich kann "Ruf der verlorenen Seelen" also nicht ganz mit dem Vorgängerband mithalten und dennoch recht gut unterhalten. Betrachtet man das Ende genauer, ist sicherlich noch reichlich Potential vorhanden, was Violets Rolle als Bodyfinderin betrifft. Dabei ist nicht zu übersehen, dass Kimberly Derting sich kleine Hintertürchen offen lässt, bezüglich einiger neu eingeführter Nebencharaktere vom FBI. Diese sind nicht unwichtig für die Handlung und tauchen gelegentlich auf, nur leider sind sie bisher sehr eindimensional ausgearbeitet und im Dienst, wie es gerade passt. Mehr Infos und Charaktertiefe bitte! Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die Fortsetzung The Last Echo (erscheint voraussichtlich im April 2012 im Original) und hoffe dort erneut überrascht und nach Bodyfinder-Sucht-Gefahr-Art gefesselt zu werden. Bitte!
Kurz gesagt:
Wenn die Echos der Toten rufen ist für gewöhnlich Nervenkitzel und Spannung pur angesagt. Leider kann Kimberly Derting in diesen Punkten nicht ganz an den Vorgänger anknüpfen. Es wird durchaus spannend, romantisch und sehr gefährlich, wenn die Bodyfinderin zu Taten schreitet und dem "Ruf der verlorenen Seelen" folgt ... allerdings muss man keine aufwendige Ausbildung als Profiler durchlaufen haben, um den Braten zu riechen und die böse "Überraschung" im Eiltempo zu durchschauen. Spaß hat es trotzdem gemacht und gemeinsam mit Jay wird Violet schon wieder zur alten Höchstform und sich selbst zurückfinden. Es dürfte also spannend bleiben!