Titel: Bodyfinder - Das Echo der Toten Eine Rezension von Damaris Metzger |
Klappentext
Seit Violet ein kleines Mädchen ist, nimmt sie die Aura der Toten wahr. Wie magisch wird sie von ihnen angezogen, spürt ihre pulsierenden Echos unter der Haut vibrieren. Für sie ist diese Gabe jedoch alles andere als ein Geschenk - und nur widerwillig findet sie sich damit ab, dass sie die Einzige ist, die den Serienmörder aufhalten kann, der die kleine Stadt heimsucht, in der sie mit ihrer Familie lebt. Mithilfe ihres besten Freundes Jay macht sie sich auf die Suche. Aber dann passiert etwas, womit Violet nie gerechnet hätte: Sie verliebt sich in Jay. Und merkt dabei gar nicht, wie nahe sie dem Mörder bereits gekommen ist. Bis sie selbst zu seiner Beute wird.
Ein Kranz schillernder Farben leuchtete im See auf, fing sich zwischen den Gräsern und drang durch die Wasseroberfläche zu Violet hinauf. Sie spürte das strahlende Licht wie ein pulsierendes Echo unter ihrer Haut vibrieren. Es hallte in ihren Adern wider und strömte heiß durch ihren Körper. Es war stark, stärker, als sie es jemals zuvor wahrgenommen hatte. Das konnte nur eines bedeuten. Da unten war etwas Totes.
Über die Autorin
"Bodyfinder - Das Echo der Toten" ist Kimerly Dertings Debütroman. Die Autorin wurde in der Nähe von Seattle geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Nordwesten der USA, in einem Ort direkt am Pazifik, der für sie Quelle vieler dunkler und geheimnisvoller Geschichten ist.
Der Nachfolgeband zu "Bodyfinder" erscheint im Herbst 2011.
Rezension
Der erste Satz: Violet Ambrose zog es fort von ihrem Vater, als die sanften Klänge sie wie ein zartes Netz umspannen.
Gerade einmal acht Jahre alt ist Violet, als sie das erste tote Mädchen im Wald findet. Seitdem offenbart sich ihre Gabe, dass sie ermordete Menschen mithilfe von Echos aufspüren kann. Diese kennzeichnen auch den Mörder und er lässt sie an den Toten zurück. Die Echos spürt Violet in Form von Tönen, Vibrationen oder auch als Kribbeln oder Geschmack im Mund.
Seit diesem Tag wissen nur Violet selbst, ihr engstes Familienumfeld und ihr bester Freund Jay von dieser außergewöhnlichen Gabe, die Violet aber mehr belastet als nützt.
Violet führt ein ganz normales Kleinstadtleben in Buckley. Sie geht in die 11. Klasse, und hat neben Jay, dem besten Freund aus Kindertagen, auch noch einige Freundinnen. Am Wochenende feiert sie gerne, und alle freuen sich auf den anstehenden Abschlussball.
Als Violet mit ihren Freunden eine Beachparty feiert und mit Jay auf einem Waterbike auf den See fährt, entdeckt sie ein totes Mädchen im Schilf. Ein gefühltes und visuelles Echo hat sie zu der Ermordeten geführt. Violet ist froh, dass sie sich Jay anvertrauen kann, da ihre Gabe ihr immer mehr Angst macht. Als kurz darauf noch ein totes Mädchen gefunden wird, liegt der Verdacht nahe, dass ein Serienmörder sich in Buckley seine Opfer sucht.
Violet erkennt, dass sie eventuell mithilfe ihrer Gabe die Möglichkeit hätte, den Mörder aufzuspüren, und fasst einen gefährlichen Entschluss. Natürlich dauert es nicht lange, bis der Mörder auf sie aufmerksam wird.
Sehr schnell findet sich der Leser von "Bodyfinder" mitten im Geschehen wieder. Die Autorin steigt ohne große Umschweife in die Geschichte ein. Nach einem spannenden Prolog und dem ersten, einleitenden Kapitel ist man mit Violet und ihrem Umfeld, bzw. ihrer Gabe vertraut.
Während des Lesens kommen so keine Fragen mehr auf, und man kann der Handlung jederzeit gut folgen. Diese gliedert sich in zwei Erzählstränge. Einmal die Erzählung von den Geschehnissen um Violet, und zwischendurch schildert die Autorin auch das ein oder andere Ereignis aus der Sicht des Mörders. So bleibt das Spannungsniveau konstant hoch. Leselängen entstehen erst gar nicht.
Die Sprache ist einfach, flüssig und herrlich unkompliziert. Man merkt, dass das Buch von Sylke Hachmeister aus dem Amerikanischen übersetzt wurde, die ihr Können, unter anderem, auch schon in drei Büchern der "Biss-Reihe" und der "Panem-Trilogie" gezeigt hat.
Neben der spannenden Haupthandlung entwickelt sich zwischen Violet und Jay ein schöne, nachvollziehbare Liebesbeziehung. Das Buch enthält einige romantische Szenen die "Bauchkribbel"-Potenzial haben. Violets Gefühle für Jay werden für jeden Leser nachvollziehbar sein, denn wer hat sich nicht schon einmal in seinen besten Freund verliebt, oder ist mit diesem inzwischen dauerhaft zusammen? Einen Freund wie Jay wünscht sich jedes Mädchen. Er ist fast zu perfekt. Gutaussehend, witzig, romantisch, mit einer starken Schulter zum anlehnen, einer Portion Eifersucht und natürlich der beschützenden, verständnisvollen Seite.
Auch Violet wurde sehr authentisch dargestellt. Sie ist eine ganz normale Sechzehnjährige, mit allen Freuden, Ängsten und Nöten, die dieses Alter mit sich bringt. Ihre unheimliche Gabe ist für sie eine Belastung, die ihr auch Angst macht. So gut sie auch versucht damit klarzukommen, bricht die Angst doch immer wieder an die Oberfläche. Was gut gefällt ist, dass Jay, ihre Eltern und auch ihr Onkel und Tante von Violets Gabe wissen, und ihr so immer wieder Mut und Unterstützung geben können. Dadurch wird deutlich, dass Violet nicht alleine ist. Das in Romanen so oft beschriebene Verheimlichen und Zurückziehen, bis dann am Ende der Knoten platzt, fällt hier komplett weg.
Der Schluss ist atemraubend. Man befürchtet, dass das angestrebte Ende überhaupt nicht im Sinne des Lesers ist und wird nach dem Zuklappen des Buches zweimal tief durchatmen müssen.
Auch wenn es bereits einen Nachfolgeband auf Englisch gibt, kann die Geschichte als abgeschlossen gelten.
Stellt sich noch die Frage, ob der Roman, aufgrund der gruseligen Thematik (Mord, Tod, Violets Echo-Gabe) auch für junge Jugendliche geeignet ist. Violets Gabe füllt nicht den ganzen Roman aus, kommt aber immer dann gezielt zum Einsatz, wenn damit ein schlimmes Ereignis verbunden ist. Sehr zartbesaitet sollte man nicht sein, einige Szenen sind wirklich gruselig spannend. Ein All-Age-Roman mit einer Altersempfehlung ab 14-16 Jahren.
Fazit
Frau Derting hat es geschafft einen spannenden, mitreisenden Jugendthriller zu schreiben, der sich wunderbar einfach lesen lässt und keine Längen aufweist. Die Handlung hält perfekt die Waage zwischen Spannung, Action und Liebe. Der Schluss ist überraschend anders, doch bei jedem Leser so gewünscht. Ein großartiges Buch! 5 von 5 Sternen!