Serie: Star Wars Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Es verwundert nicht, dass es kaum einen anderen Nebencharakter im Star-Wars-Universum gibt, dem derart viele One-Shots gewidmet wurden wie Boba Fett. Neben Enemy of the Empire ist Man with a Mission der zweite Sammelband, der sich explizit aus Boba-Fett-Comics zusammensetzt. Besteht Enemy of the Empire allerdings vor allem aus der gleichnamigen Comicreihe und der kleinen Zugabe Boba Fett 1/2: Salvage, setzt sich Man with a Mission aus nur 4 One-Shots zusammen. Sollten beide Comicsammelbände eines Tages vergriffen sein, kann man allerdings auf den durchaus preisgünstigeren und noch umfassenderen Star-Wars-Omnibus Boba Fett zurückgreifen, der beide Sammelbände samt einiger noch nie gesammelt vorgelegter Boba-Fett-Comics zusammengebracht hat.
Man with a Mission setzt sich zusammen aus den beiden Empire Comics Sacrifice (Empire 7), Wreckage (Empire 28), sowie Overkill und dem Klassiker Agent of Doom.
Sacrifice (Empire 7)
Der erste Fett-One-Shot, Sacrifice, basiert auf einem Skript John Wagners und wurde von Cam Kennedy (Dark Empire) gezeichnet. Man sollte sich also auf Kennedys etwas eigenwilligen Zeichenstil einstellen, der sich zwar seit Dark Empire durchaus weiterentwickelt hat, Menschen aber meistens doch als spitzohrige Gestalten darstellt, die sehr gerne Kappen und Hüte tragen. Wären Kennedys Zeichnungen nicht immer so düster, man würde sich in Sachen Detailarmut ein wenig an die The-Clone-Wars-Comics erinnert fühlen, bei denen eine simple Linienführung ebenfalls zum Programm gehört. Stärker ist Kennedy eindeutig bei der Illustration von Schiffen, Gebäuden und der Umgebung. Kommt noch hinzu, dass Sacrifice seltsamerweise von einem Schriftbild nur in Großbuchstaben geprägt ist.
Und angesiedelt ist der Comic kurze Zeit nach der Zerstörung des ersten Todessterns. Das Imperium sinnt auf Rache und hat seine Repressionsmaßnahmen gegen alle Anzeichen von Rebellion massiv verstärkt. So auch im Falle des Hinterwäldlerplaneten Solm, dessen Lokalgouverneur Malvander in Kauf nimmt, dass pro Rebell gleich zehn Unschuldige ihr Leben lassen müssen. Nun hat Malvander Boba Fett auf den Anführer des Widerstandes angesetzt, doch der Poet und Rebellenführer Yolan Bren ist nicht bloß eine Ikone des Widerstandes, sondern zugleich der Bruder Malvanders. Nachdem er in den letzten Gefechten schwer verwundet wurde, mussten Brens Anhänger ihr Idol zu einem vertrauenswürdigen Arzt in der Hauptstadt bringen. Ein Glück, denn Fett meuchelt sich durch die Reihen der Überlebenden des letzten großen Zusammenstoßes mit den Imperialen, um die Spur Brens aufzunehmen ...
Wreckage (Empire 28)
In der von Ron Marz entworfenen Geschichte Wreckage, mit Zeichnungen Adriana Melos, begibt sich Boba Fett einmal mehr auf Schatzsuche. Diesmal im Auftrag eines in Ungnade gefallenen Sternenzerstörer-Captains. Doch Fett bleiben nur 30 Minuten Zeit, ehe das Wrack zerstört werden soll, und der meistgefragte Kopfgeldjäger der Galaxis muss sich erst durch imperiale TIE Fighter, Mynocks und einige immer noch aktive Kampfdroiden kämpfen ...
Trotz des Zeitdrucks und der vermeintlichen Gefahr für Boba Fett besteht doch die Hälfte des Plots aus einem Lamentieren des Captains darüber, wie böse ihm das Imperium mitgespielt hat. Denn der Sternenzerstörer, den Fett entern soll, stand einst unter seinem Kommando. Als das Schiff nach einem Anschlag von Rebellensaboteuren unterging, musste der Captain allerdings etwas sehr Wertvolles zurücklassen, das er nun zurückhaben möchte. Um diesen Erfolg der Rebellen allerdings zu vertuschen, wurde der Captain diskreditiert und beschuldigt, für den Untergang des Kreuzers verantwortlich zu sein.
Boba Fett: Overkill
Overkill basiert auf einem Skript Thomas Andrews und wird durch Zeichnungen Francisco Ruiz Velascos illustriert. Velascos Zeichnungen erinnern von der Form her an so manche The-Clone-Wars-Comics, sie sind sehr einfach und nur mit wenigen Details im Gesichtsbereich gehalten. Farblich erinnert das Ganze sogar einigermaßen an Davidé Fabbris "To the Last Man".
Der Planet Troska im Outer Rim ist gerade noch bedeutend genug für eine imperiale Präsenz. Durch die Androhung einer vollständigen Invasion konnten sich die Imperialen vor allem das Adelsgeschlecht der Kyber gefügig machen, denen sie auf den Thron geholfen haben. Doch nun droht sich der Kronprinz gegen die Imperialen zu stellen, und das sorgt für Unmut im imperialen Sektorkommando. Doch während Commander Buzk darauf hofft, das Problem lasse sich schon irgendwie lösen, hat Lieutenant Manech eigene Pläne geschmiedet und Boba Fett nach Troska geholt. Schon bald brennen jedoch Fabriken und Fett marschiert auf den Königspalast ...
Boba Fett: Agent of Doom
Schon 2000 und damit lange vor den anderen drei Boba-Fett-One-Shots entstand Agent of Doom, eine Kooperation Cam Kennedys mit John Ostrander (Legacy, Republic). Ostranders Agent-of-Doom-Boba-Fett ist also noch nicht Jango Fett Klonsohn, sondern entspricht dem früheren Boba-Fett-Bild, ehe Elizabeth Hand und Terry Bisson mit ihrer Jugendbuchserie aus dem knallharten Anti-Helden einen verletzlichen Waisenjungen machten. Zugleich ist Agent of Doom wohl der skandalträchtigste Boba-Fett-One-Shot.
Agent of Doom beginnt mit der Geschichte Slique Brighteyes, eines der letzten überlebenden Gulmarid. Brighteyes berichtet davon, wie sein Volk einst von Imperialen verschleppt und zur Zwangsarbeit an Bord des Kreuzers Azgoghk gezwungen wurde. Jene, die zu jung, zu schwach oder zu alt dafür waren, wurden schlicht und einfach ionisiert, um an wertvolles Wasser zu gelangen. Das mobile Vernichtungslager wurde wenige Monate vor der Schlacht um Endor zwar von den Rebellen abgeschossen, doch nach dem Tod des Imperators sind Admiral Mir Tork und der Folterarzt Doktor Leonis Murthé zurückgekehrt, haben das Schiff mit einer Gruppe Sklavenhändler wieder instand gesetzt und ihre Mission wieder aufgenommen - ethnische Säuberungen im Dienste von Palpatines Nur-Menschen-Ideologie. Für die gesamten Ersparnisse der Gulmarid soll Fett den beiden Schlächtern nun den Garaus machen ...
Was die Boba-Fett-Comics stets von allen anderen unterschieden hat, ist ihr weit höherer Gewaltgrad. Fett ist eben keiner der Helden. Doch so manches Mal übertrifft er sich noch selbst, etwa wenn er in Sacrifice schon verwundete Widerstandskämpfer ins Jenseits befördert. Es ist aber auch nicht immer bloß Fett, dessen dunkle Seite eine gewichtige Rolle spielt. In Agent of Doom etwa sind es Fetts Zielpersonen, die aus Freude (Dr. Murthé) oder ideologischer Überzeugung (Admiral Tork) selbst nach Palpatines Tod noch in dessen Namen weitermorden und das beste Beispiel dafür liefern, warum das Imperium ganz und gar verkommen war. Doch selbst im Angesicht dieser Grausamkeiten wird aus dem Mann in der mandalorianischen Rüstung kein Held. Muss er zunächst überzeugt werden, den Job auch nur für lächerliche 100 Credits anzunehmen, da die Gulmarid nicht mehr besitzen (aber auch um seinen nach Endor schwer angeschlagenen Ruf wiederherzustellen), lässt er die Überlebenden schlussendlich mit dem Verweis zurück, Tote bräuchten keine Waffen, sie hätten nun ein Schiff zu ihrer Verfügung oder könnten sich auch auf dem Planeten niederlassen.
Was für Boba Fett zählt, ist der Erfolg seiner Mission, und ein solches Pflichtbewusstsein erwartet er sich auch von seinen Klienten, die wie in Wreckage und Sacrifice oft nicht willens oder fähig sind, ihm den vollen Preis auch zu bezahlen. In diesen Fällen endet ein Auftraggeber auch schon mal mit einem Kopfschuss oder Fett überlässt ihn mitten im Ausbruch eines planetenweiten Aufstands den heranstürmenden Rebellen.
Womit Fett sich allerdings seinen Ruf gefestigt hat, waren nicht die großen Jobs für Darth Vader und die Mächtigsten der Galaxis - diese nahmen Fett erst wahr, nachdem er sich einen gewissen Ruf erarbeitet hatte. Vorwiegend im Outer Rim und auf abgelegenen Planeten, wie in etwa in Overkill, Sacrifice oder auch Agent of Doom dargestellt. Meist waren es ambitionierte Imperiale, denen ihr Aufstieg nicht schnell genug gehen konnte, oder solche, die mit Fetts Hilfe lästige Probleme aus der Welt zu schaffen hofften. Solche Aufträge zeigen dann auch, wie tief verwurzelt die imperiale Schreckensherrschaft war, wenn sogar unbedeutende Provinznester von imperialen Kommandeuren ausgebeutet, erpresst und bombardiert werden.
Fazit:
ein Sammelband, der den Dark Times in Sachen Düsterkeit in nichts nachsteht.