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Titel: Blutzoll Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Auch wenn mir das Cover dieser Ausgabe deutlich besser gefällt als das von der Egmont-Lyx Ausgabe, wirklich gelungen finde ich es auch nicht: Das Cover ist in Brauntönen gehalten und zeigt eine Frau, die nicht mehr als einen den Großteil ihres Körpers verhüllenden Umhang und ein Kreuz trägt. Hinter ihrem Kopf befindet sich ein mit Symbolen verzierter Kreis. Was dieses Cover mit dem Inhalt des Buches zu tun haben soll ist mir völlig schleierhaft.
Vicki Nelson arbeitet als Privatdetektivin, nachdem sie nach der Diagnose einer Augenkrankheit ihren Dienst bei der Mordkommission quittiert hat. Eine zufällige Beobachtung in der U-Bahn schleudert sie jedoch schnell wieder in alte Kreise und an die Seite ihres ehemaligen Kollegen und Geliebten, Mike Celluci. Vicki fasst einen Entschluss: Sie wird es ihren ehemaligen Kollegen und allen voran Mike Celluci zeigen, dass sie immer noch die beste Ermittlerin ist, ob mit oder ohne Marke. Auch wenn sie dafür in Erwägung ziehen muss, das an der Behauptung der Presse, der Mörder wäre ein Vampir, etwas dran sein könnte.
Diesmal war allein der Name der Autorin Grund für den Buchkauf. Cover und auch Klappentext hätten mich sicherlich nicht zum Kauf des Buches verleitet. Aber nachdem ich “Der Hexenladen” gelesen hatte, war ich ziemlich entschlossen, es mit einem weiteren Buch aus Tanya Huffs Feder zu versuchen – und ich wurde nicht enttäuscht: Auch wenn “Blutzoll” definitiv ein Krimi ist, hatte er doch genug fantastische Elemente, faszinierende Hauptpersonen und Situationskomik, um mich wirklich gut unterhalten zu können.
Der Anfang hat mich allerdings schockiert: Mit dem plötzlichen Tod der auf der ersten Seite detailliert vorgestellten und ziemlich sympathisch wirkenden Person habe ich so definitiv nicht gerechnet. Als Leser habe ich den Mord damit ziemlich persönlich genommen.
Dieser Mord ist es allerdings, der Vicki Nelson auf den Plan ruft. Sie beobachtet die Tat – und auch, wenn sie diese nicht verhindern kann, versucht sie es zumindest. Und damit hat sich die nachtblinde und toughe Ermittlerin ziemlich schnell meine Sympathie gesichert. Diese konnte ich allerdings auch ihren ehemaligen Kollegen und Freund Mike Celluci nicht verwehren. Im Gegensatz zu Vicki kann ich ihn sogar verstehen. Die heftigen (und ziemlich direkten) Wortgefechte der zwei, die nicht nur Cellucis Polizeikollegen rot werden lassen, haben mich jedenfalls köstlich amüsiert.
Nicht so amüsiert hat mich allerdings die Reaktion der Presse auf die Mordserie und das daraus resultierende Verhalten der Bevölkerung, Tanya Huffs Schilderungen waren erschreckend real – ob sie wohl im Sinn hatte, mit ihrem Roman an die Vernunft der Presse und der Menschen zu appellieren? Mich hat sie damit auf jeden Fall ziemlich nachdenklich gemacht. Die Pressemeldungen sind es jedenfalls, die den zweiten Protagonisten auf den Plan rufen: Henry Fitzroy, Schriftsteller und Vampir, der nun um die Entdeckung seines Geheimnisses fürchtet und daher ebenfalls beschließt, den unbekannten Mörder zu finden. Ein gemeinsames Interesse mit Vicki, das die zwei ungleichen Personen aufeinander treffen lässt.
Und auch wenn in “Blutzoll” wieder einmal die Figuren allein reichen würden, den Leser zu fesseln, gilt es schlussendlich einen Mord aufzuklären. Und der Täter ist bei weitem nicht so gewöhnlich, wie die Polizei vermutet – und die Hintergründe noch weitaus komplexer. Ich finde es faszinierend, wie es Tanya Huff hier gelungen ist, ein komplexes Netz über die komplette Storyline zu spinnen und selbst die kleinsten Geschehnisse in ihre Geschichte einzuspannen – damit hat sie im Verlauf der Geschichte zumindest bei mir einige “Aha-Momenten” erzeugen können.
Neben den Figuren und ihrer Geschichte, den polizeilichen und detektivischen Recherchearbeiten, einer (fast) klassischen Dreiecksbeziehung und einem brutalen Mörder auf freien Fuß hat das Buch eine starke Prise Mystery und Dämonologie zu bieten; außerdem einiges an Spannung, sowohl was das zwischenmenschliche als auch das tatkräftige angeht – nicht nur Vicki gerät dabei immer wieder in starke Bedrängnis. Manche dieser Situationen werden allerdings für den Leser ziemlich humorvoll gelöst – Tanya Huff versteht es eben, ihre Leser zu unterhalten.
Mit “Blutzoll” ist es Tanya Huff also ein weiteres Mal gelungen, mich mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen (und das mit einem Krimi!). Sie schafft es, klassische Kombinationen zu etwas Besonderen zu machen, mit ihren facettenreichen Figuren, ihrem Humor und einem spannenden und immer wieder überraschenden Plot. Ich bin mir sicher, dass es nicht der letzte Roman aus ihrer Feder gewesen sein wird, der seinen Weg in mein Regal findet.