Titel: Blutbraut Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Lucinda Moreira ist eine junge Frau, die schon viele Schicksalsschläge überstehen musste. Als Kind wurde sie zur Blutbraut für den Hexer Joaquín de Alvaros auserkoren. Dieses Schicksal entspricht nicht dem, was sie sich selbst vorstellt, und sie ergreift die Flucht. Einige Jahre später trifft sie auf Chris, einen zuvorkommenden und charmanten Mann, der ihr die Hoffnung gibt, ein normales Leben führen zu können. Chris offenbart aber bald, wessen Geistes Kind er ist. Er sorgt dafür, dass Lucinda zu Joaquín, seinem Bruder, zurückgebracht wird. Joaquín benötigt ihr Blut, um nicht als Nosferatu zu enden.
Lucinda findet sich nicht nur bei Joaquín wieder, den sie für ein Monster hält, sondern auch inmitten von Macht- und Ränkespielen. Joaquín ist nicht so schrecklich, wie Lucinda glaubt. Er trank zwar das Blut ihrer Tante und brachte sie dadurch um, aber bei Lucinda liegen die Dinge anders: Ihr Blut trinkt er nicht; er will sie nicht verletzen, sondern beschützen. Gerade Letzteres versteht Lucinda nicht. Es gibt neben Chris und Joaquín aber noch andere, in deren Plänen Lucinda eine wichtige Rolle spielt. Auch ein Konsortium hat einiges mit der mächtigen Blutbraut vor. Im Laufe der Erzählung erfährt man mehr über Lucindas Vergangenheit - wie sie zu Joaquíns Blutbraut wurde, wie sie flüchten konnte, warum sie so lange niemand fand. Langsam kommt auch die Wahrheit ans Licht über die Nacht, als ihre Tante starb.
Die Beziehung, die Lucinda und Joaquín miteinander eingehen, ist sehr kompliziert. Zusammen mit der Heldin hält man immer wieder den Atem an und versucht zu verstehen, was Joaquíns wahre Beweggründe sind. Wer Joaquín in Wirklichkeit ist. Immer wieder stürzt Lucinda ins Bodenlose, wenn es darum geht, ihre Gefühle genauer zu erforschen. Öfters flieht sie und wird genauso oft in den goldenen Käfig von Santa Reyada zurückgeholt. Es ist nicht so, als ob Joaquín sie als Blutbraut missbrauchen wollte, sondern, dass es außerhalb seines kleinen Reiches für Lucinda zu gefährlich ist. Er liebt sie und würde alles für sie, damit sie am Leben bleibt; ja, er rettet sie jedes Mal, wenn sie in Gefahr gerät.
Der Roman ist hauptsächlich aus Lucindas Sicht geschrieben, nur einzelne Kapitel wechseln in andere Perspektiven, verraten viel von der Handlung. Auf diese Weise wird die Leserin in Kenntnis von Dingen gesetzt, die den weiteren Verlauf der Geschichte vorwegnehmen. Blutbraut hat einfach alles, was von einem modernen Jugend-Fantasy-Roman erwartet werden kann: Spannung, Romantik, man leidet mit den Helden und schnell ist man am Ende des Buches angekommen. Die Liebesbeziehung zwischen einem Monster, das keines ist, und einer Frau, die nicht merkt, dass sie verliebt ist, und einem Verräter, der seine eigenen Wege gehen will. Die durchdachte Handlung überzeugt in jedem Fall, die Liebe zwischen Lucinda und Joaquín erweckt beim Lesen Gefühle positiver Art, der Verräter hingegen die anderen Gefühle. Die Autorin schreibt sehr ansprechend und wird jede Frau zwischen 14 und 44 sofort in ihre Welt entführen und erst wieder freilassen, wenn der letzte Buchstabe gelesen ist.
Blutbraut - Rezensionen von Sonja Buddensiek und Samira Bousfia