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Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut Eine Rezension von Ida Eisele |
Es Abend und die junge Drusilla Kennicot, genannt Silla, sitzt auf dem Grab ihrer vor drei Monaten verstorbenen Eltern. Alle glauben, ihr Vater habe ihre Mutter und daraufhin sich selbst erschossen, aber Silla hält das nicht für möglich. Und jetzt hat ein geheimnisvoller 'Diakon' ihr ein Buch voller Zaubersprüche zugeschickt, verfasst in der Handschrift ihres Vaters. Ohne an Magie zu glauben probiert sie einen einfachen Spruch aus – und es funktioniert.
Gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Reese und dem frisch ins Nachbarhaus gezogene Nicholas fängt sie an, mit der Magie zu experimentieren. Was Nick ihr allerdings verschweigt: Er hat bereits Erfahrung mit der Blutmagie, denn seine Mutter beherrschte sie ebenfalls und lehrte sie ihn als kleines Kind.
Als Silla auf dem Grab ihrer Eltern die Reste eines Rituals findet, fürchtet sie, ein fremder Magier habe mittels eines Besessenheitsfluches ihre Eltern ermordet. Dieser fremde Magier, die Hexe Josephine, nimmt Kontakt mit ihr auf, indem sie von ihrer besten Freundin Besitz ergreift und versucht, ihr Zauberbuch zu stehlen – doch Nick hält sie auf. Obwohl Silla sich von Nick verraten fühlt, fliehen sie gemeinsam vor der schrecklichen Hexe und angreifenden Krähenschwärmen und schmieden einen Plan, um sich vor Josephine zu schützen – mit fragwürdigem Erfolg...
Weder das eigentlich recht ansprechende Cover, noch der wenig begeisternde Klappentext haben mich auf dieses Buch vorbereitet. Es hat jedes Vorurteil gegen das Genre der Highschool-Fantasy-Liebesromane widerlegt. Zwar findet eine Liebesgeschichte statt, zwischen Silla und Nick, aber sie basiert auf guter alter zwischenmenschlicher Zuneigung, ohne zur einen, ewigen Liebe hochstilisiert oder sexuell überladen zu werden. Das Hauptthema des Buches ist und bleibt die Magie, die von den Magiern große Opfer fordert, von ihnen abgelehnt wird und doch angenommen werden muss. Jeder Zauber erfordert Blut, zu häufige und intensive Anwendung erschöpft und macht krank – und mancher Zauber kann auch nur zu leicht in den Wahnsinn treiben.
Silla lernt der Leser in der größten Krise ihres Lebens kennen. Ihre Eltern sind tot, sie selbst war es, die sie gefunden hat. Seitdem ist sie, nach Aussage ihrer Freunde, mit denen Nick über sie spricht, nicht mehr dieselbe, ist abgemagert und findet nicht einmal mehr an Theaterspielen Freude, das vorher ihre große Leidenschaft war. Aus der Magie und ihrer neuen Liebe zu Nick schöpft sie frische Kraft und doch scheint es nicht so, als sei sie ohne ihren Freund hilflos und verloren. In ihren Handlungen und Reaktionen wirkt sie natürlich und sympathisch, auch dass sie einen Zauberspruch einfach ausprobiert, weil ihr Vater offenbar daran geglaubt hat, erscheint nicht eben unlogisch – es kostet ja nicht mehr als einen Tropfen Blut.
Nick selbst ist gezwungen von Chicago in eine sehr ländliche Gegend zu ziehen, weil die neue Frau seines Vaters – die er hasst wie die Pest – das für eine großartige Idee hält. Die Magie seiner Mutter hat er fast vollständig verdrängt und wird von äußerst zwiespältigen Gefühlen geplagt, als er beobachtet, wie Silla auf dem Friedhof ein Blatt wiederbelebt. Erst will er sie vor allem vor der schädlichen Wirkung der Magie warnen, irgendwie verliebt er sich dann in sie.
Das Buch ist geprägt von einer überraschend düsteren, hexischen Atmosphäre, der auch in einer großen Nähe zur Natur und dem ständig gegenwärtigen Friedhof Ausdruck verliehen wird.
Wichtige Hintergrundinformationen, die in den beiden auf Sillas und Nicks Perspektive beschränkten Erzählsträngen nicht geliefert werden kann, erhält der Leser durch gelegentlich wiedergegebene Tagebucheinträge Josephines – die nicht von Anfang an als Böse identifizierbar ist – und einige Briefe von Sillas Vater, welche die Hauptpersonen später im Buch auffinden.
Erzählt wird die spannende, bisweilen gruselige, zugleich aber auch verträumte, traurige und menschliche Geschichte in einer sehr angenehmen, schönen Sprache, welche den Inhalt abzurunden scheint.
Kurz: Zu meiner eigenen Überraschung hat es mir sehr gut gefallen.