Titel: Blair Witch Project Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter (hier noch weitere Rezensionen von ihm auf seiner Homepage) |
Wie heißt es so schön: Dont't believe the Hype. Auf wenige Filme trifft dies meiner Meinung nach dermaßen treffend zu wie auf diesen. Worin die Besonderheit dieses unbedarften Amateur-Videos liegt, hat sich mir nicht erschlossen.
Ist es der Inhalt? Drei Filmstudenten (der erste Knackpunkt der Story - nach Betrachten dieses Machwerks müssten sie von jeder Uni exmatrikuliert werden) forschen in Maryland nach den Wurzeln der Legende um die Hexe von Blair. Dabei verlaufen sich die drei Hirnis in den Wäldern von Maryland. Des Nachts werden sie durch seltsame Geräusch aufgeschreckt. Schließlich - oh nein! - verschwindet auch noch einer aus diesem Trio Stupido.
Um noch einmal darauf zurückzukommen: Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen (und bloß nicht darüber nachdenken, sonst verzweifelt man) - diese Beleidigung aller redlichen Filmemacher kostete 30.000 $ und spielte alleine in den USA 150 Mio. $ ein! Der Grund ist so lächerlich wie banal: Der "Film" wurde als Dokumentation ausgelegt. Nach dem spurlosen Verschwinden der drei Hauptdarsteller habe man deren Kameras gefunden un vorliegender Film seien die Original-Aufnahmen. Das Ganze wurde noch so aufbereitet, dass besonders leichtgläubige Zeitgenossen tatsächlich zu glauben schienen, es tatsächlich mit den Hinterlassenschaften dreier auf mysteriöse Weise verschwundener Studenten zu tun zu haben! Warum im Abspann jedoch die gesamte Filmcrew aufgelistet wird, scheint ihnen entgangen zu sein...
Ist Blair Witch wirklich dermaßen originell, wie stets dargestellt? Nein, denn nur ein Jahr zuvor gab es einen ganz ähnlichen Film. Und im Genre des Horrorfilms existiert ein Kultfilm namens Cannibal Holocaust, in welchem Filmemacher im Amazonas auf mysteriöse Weise verschwinden. Ihr Filmmaterial wird aufgefunden und bildet die Grundlage für den Film - na, klingelt's? Ganz zu schweigen von berüchtigten Snuff-Movies wie Gesichter des Tode .
Ist Blair Witch spannend? Mitnichten. Dabei wäre die Ausgangssituation durchaus interessant gewesen. Was man faktisch zu sehen kriegt ist folgendes: Anfangs werden Menschen aus der Kleinstadt Blair interviewt (natürlich auch gefaket!) und zur Legende um die Hexe befragt. Dann machen sich die Drei auf, der Legende in den Wäldern nachzugehen. Alles was nun folgt sind heillos verwackelte Aufnahmen, die zur Hälfte darin bestehen, den vom Laub bedeckten Waldboden zu zeigen, dämliche Dialoge, lächerliche "Konflikte" und langweilige Pseudo-Gruseleien. Klar, wenn ich beim Zelten knackdende Geräusche draußen höre denke ich auch sofort an irgendwelche Monster und fange zum Brüllen an...
Überhaupt, die Darsteller. Kann man solche Leute ohne Aufsicht zur Uni schicken? Nach wenigen Stunden im Wald drehen alle drei durch - wie realistisch...
Begreifen die drei Jammergestalten ihre Lage und versuchen, vernünftige Wege zu finden, aus dem Wald zu gelangen? Nicht unbedingt: Einer beschuldigt und brüllt den anderen an, flippt aus, fängt zu weinen an. Mir ging vor allem Heather Donahue nach einer halben Stunde auf die Nerven, da sich ihre phonetischen Beiträge auf "Scheiße, verdammte Scheiße, so eine Scheiße" bzw. "Fick dich doch!" (soll wohl "normale Sprache" unterstellen; klar doch, so reden wir im Alltag doch alle, oder? "Das macht dann zehn vierzig." "Fick dich doch!"), unterbrochen von Heulen und Kreischen beschränkten. Ist eigentlich niemandem aufgefallen, wie widersprüchlich es ist, dass sie IN JEDER SITUATION trotzdem die Kamera mitlaufen lässt? Selbst als sie völlig schockiert ist ob eines makabren Fundes hält sie drauf.
Die Krone setzt dem erbärmlichen Spektakel der Schluss auf, den man durchaus als Höhepunkt der Verarschung sehen könnte.
Unfassbar, dass man mit so etwas einen derartigen Erfolg verbuchen kann. Einen "Film" kann ich in diesem kruden Heimvideo nicht erkennen. Wenn ich eine ständig wackelnde Kamera, schlechte Einstellungen, sinnlose Dialoge und Gekreische ansehen möchte, kann ich mir genau so gut das Urlaubsvideo eines von Mallorca heimgekehrten Touristen anschauen.
Fazit: Bei aller Sympathie für Filme, die gegen den Mainstream-Strich gebürstet sind - das hier ist nur Murks, ein Amateurvideo, das dank der verwackelten Einstellungen Kopfweh erzeugt, aber keinesfalls auch nur den Funken von Spannung.