Titel: Blacksite Gespielt und rezensiert von Ulrich Bettermann |
Der ursprünglich mit dem Untertitel "Area 51" angekündigte Alien-Shooter "Blacksite" ist für PC, XBox 360 und die Playstation 3 erschienen. Ich habe die PS3-Fassung durchgespielt.
Die Hintergrundgeschichte ist schnell (und in diesem Falle am Besten gar nicht) erzählt, denn sie verwurstet beinahe alle Klischees, die man über die Invasion von Außerirdischen oder amerikanische Militärs zusammentragen kann.
Los geht es im Irak, wo man in der Rolle des Soldaten Pierce einen kleinen Kommandotrupp, bestehend aus zwei Personen, leitet. Klingt aufregend, doch bereits nach gut 200 Metern Fußweg durch die schlauchförmige Levelarchitektur hatte sich einer meiner Begleiter mitten in der Luft "aufgehängt" und war erst beim Verlassen des Abschnitts wieder im Team dabei. In einem späteren Level ist ähnliches noch einmal passiert und führte dann aber dazu, dass ich den Abschnitt erneut spielen musste. Auch hatte ich beim Nachladen eines Levelabschnitts einmal einen Absturz, der mich sogar noch weiter zurück versetzte. Da es auf Konsolen nur einen (automatischen) Speicherstand gibt, ist dies umso ärgerlicher.
Trotz der verwendeten aktuellen Unreal-Engine sieht schon der Prolog des Spiels nicht sonderlich hübsch aus. "Ghost Recon Advanced Warfighter" (GRAW) hatte zum Beispiel deutlich lebensechtere Wüstenumgebungen und vor allem viel weitläufigere Level. Sich bei "Blacksite" zu verlaufen, ist unmöglich: Es geht stets nur in einer Richtung weiter - nach vorn. Von dort kommen netterweise auch fast immer die Gegner, welche sich tapfer in die Schusslinie werfen oder einfach mal mitten in der Gegend stehend darauf warten, vom Spieler abgeschossen zu werden. Die künstliche "Intelligenz" geht so weit, dass man ab und an sogar direkt an den Gegnern vorbeilaufen kann, ohne dass diese einen angreifen: Sind die Feinde gerade an einen vorbestimmten Ort unterwegs, rennen sie da ganz stumpf erstmal hin.
Als Truppenchef darf Pierce seine zwei Kollegen auch befehligen. So kann man die Kameraden, ähnlich wie bei GRAW, an einen bestimmten Ort schicken oder Gegner "markieren". Dadurch, sowie durch eigenes tapferes Verhalten, motiviert man sie zu besserer Unterstützung. Ist die "Truppenmoral hoch" (was einem durch nervendes Blinken angezeigt wird), treffen sie angeblich besser. Zu merken ist dies aber allenfalls in den höheren der drei Schwierigkeitsstufen. Da die Kollegen nicht sterben, ist es aber allemal besser, sie vorzuschicken. Eine allzu große Auswirkung hat dies aber nicht und taktisches Vorgehen ist allenfalls in Ansätzen möglich.
Im Irak findet unsere Einsatzeinheit einen offenbar außerirdischen Kristall und stößt auch auf die ersten Aliens, die genreüblich weder sprechen noch verhandeln.
Weiter geht es zwei Jahre später in Nevada. Militärische Extremisten haben die "Area 51" eingenommen. Pierce und seine Leute bekommen den Auftrag, mal nachzusehen, was da so los ist. Auf der Reise dorthin erlebt der Spieler einige dröge Abschnitte mit Fahrzeugeinsatz. Die Steuerung ist hakelig, aber immerhin fährt sich der Wagen dabei nicht fest: Hat man sich in Festspalten eingeklemmt, steigt man halt aus und "flippt" ihn beiseite. Blöd nur, wenn gleichzeitig Gegner auf einen einstürmen. Zu entdecken gibt es bei der Reise nichts, denn der Aufbau dieser Level ist denkbar einfallslos. Mehr als eine Straße und ein paar Felswände rechts und links gibt es nicht zu sehen, zudem sieht alles dem Irak sehr ähnlich.
Das Waffenarsenal ist sehr beschränkt: Im Wesentlichen sind das ein Scharfschützengewehr, ein Sturmgewehr (welches ich zu 95% benutzt habe), eine überflüssige Pistole und ein Panzerabwehrwerfer, der für einige wenige große Aliens nötig ist (aber dann stets in der Nähe herumliegt). Ich persönlich finde die Konzentration auf wenige Waffen gut, ich halte es für nervig, aus einen riesigen Arsenal die jeweils passende Knarre heraussuchen zu müssen.
Neben den Aliens bekommen wir es mit mysteriösen "Reborn"-Soldaten zu tun. So taucht auch unser im Irak vermeidlich gestorbener Kamerad Somers wieder auf und erzählt seltsame Geschichten über seine Rettung. Später wendet er sich gegen uns und ist schließlich, wenig überraschend, unser Endgegner. Der verhält sich übrigens genauso blöd wie die anderen Gegner und ist daher spätestens beim zweiten Versuch mit der Standardwaffe ganz leicht zu besiegen. Hat man erst einmal raus, dass er am Schluss wie angeklebt in der Mitte der Zentrale stehen bleibt, sucht man einfach Deckung und beschießt ihn von dort.
Zwischendurch gibt es durchaus ein paar hübschere Spielabschnitte zu sehen: ein im nächtlichen Regen spielender Teil wirkt deutlich ansehnlicher und auch die gigantische unterirdische Anlage im Schlusslevel ist durchaus gelungen. Öde sieht alles aus, was bei Tag in der Felswüste spielt und das ist leider das Meiste.
Spaß machen vor allem die Abschnitte mit den gigantischen außerirdischen Monstern. Zwar sind auch sie mit dem richtigen Vorgehen leicht zu besiegen, aber sie sind toll animiert und vor allem riesig groß.
Ebenso sind die Hubschrauberabschnitte recht gut geglückt. Man fühlt sich dabei ein wenig an "Call of Duty 4" erinnert, wenngleich "Blacksite" die Klasse dieses Spiels nie erreicht. Vage Anleihen versucht unser Alien-Shooter auch bei "Half Life 2" zu nehmen. Allerdings ist die weibliche Hauptperson Noa Weis in "Blacksite" zumindest in der deutschen Synchronisation völlig missraten: Ihre Texte hören sich so an, als würde sie einen Anrufbeantworter besprechen. Ausdrucksloser und gelangweilter kann man kaum klingen! Vor allem der Schluss (wie üblich kommt das Hubschrauber-Rettungskommando exakt in dem Moment, in dem man den Endgegner besiegt hat) ist der gespielte Witz: Noa rattert ihren Text monoton, aber in gefühlten 3 Sekunden herunter.
"Blacksite" ist in Deutschland in der "ungeschnittenen Originalfassung" ab 16 Jahren freigegeben, was in Ordnung geht. Gegner lösen sich nach dem Ableben in Luft auf, menschliche Soldaten ergeben sich auch mal und eigene Einheiten kann man nicht beschießen.
Trotz der angeführten Mängel machte es durchaus Spaß, das Spiel durchzuspielen - was auch recht zügig vonstatten ging, denn sonderlich umfangreich ist es nicht. Natürlich erreicht "Blacksite" weder spielerisch noch optisch seine offensichtlichen Vorbilder, andererseits ist es ein kurzweiliger Shooter für Zwischendurch.