Titel: Bitterzart Eine Rezension von Sonja Zeiler
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Inhalt:
Anya Balanchine musste in ihrem Leben so einiges hinnehmen. Als Familienoberhaupt der Balanchine ´s kümmert sie sich um ihre Geschwister und ihre Großmutter, welche durch ihre Krankheit in ihrem Tun sehr eingeschränkt ist.
Als hätte Anya damit nicht schon genug um die Ohren, muss sie sich auch noch dem Erbe ihres Vaters stellen und verliebt sich in Win. Den Sohn des Oberstaatsanwaltes. Unter diesem Aspekt kann ihre Liebe nur unter einem schlechten Stern stehen - immerhin versucht dieser den illegalen Schokoladenhandel zu stoppen und sich seinen Posten zu verdienen. Eine Zusammenkunft mit der Tochter eines berüchtigten Schokoladenhändlers wäre für seine derzeitige Stellung definitiv nicht zumutbar ...
Meine Meinung:
Nach dem Klappentext war ich der Meinung einen spannenden (Jugend-)Roman verknüpft mit einer großen Liebesgeschichte vor mir zu haben. Nach der Aussage "Eine Liebe wie in Romeo und Julia", bin ich deshalb mit großen Erwartungen an das Buch herangegangen. Leider hatte ich mir diese hierdurch wohl etwas zu hoch gesteckt.
Anya, deren Leben eine reine Baustelle zu sein scheint, hat und hatte es in ihrem Leben alles andere als einfach. Das Einzige, was sie einigermaßen aufrecht hält, sind ihre Familie sowie ihr Glaube an Gott. Die Beweggründe, weshalb sich dieses junge Mädchen dermaßen an ihre Religion klammert, wird im Laufe der Handlung erläutert und lässt ihren Glauben unter diesem Aspekt mehr als verständlich und nicht (wie so oft) vollkommen unpassend erscheinen.
Win hingegen wächst in einer wohlbehüteten Familie auf. Als sich die Wege von Win und Anya kreuzen, ist zunächst nicht viel von großer Liebe zu spüren. Anya hält sich sehr zurück, und obwohl die beiden ein Paar werden, kamen die großen Gefühle nicht so wirklich bei mir an. Dies lag unter anderem an der nicht wirklich "verbotenen" Beziehung. Die suggerierte verbotene Liebe hatte zunächst für meinen Geschmack keinen allzu großen Bestand.
Neben den Hauptprotagonisten Anya und Win spielt vor allem Anyas Familie eine große Rolle in der Handlung. Dies liegt an der gewählten Ich-Perspektive aus Anyas Sicht. Im Gegensatz zu den Charakteren ihrer Familie wirkem Win und dessen familiäres Umfeld etwas blass dargestellt.
Anya´s "Abstammung" macht sie zur Erbin des Familienimperiums ihres Vaters, welchem sie bislang nur wenig Beachtung geschenkt hat: dem Schokoladenhandel! Durch die unglückliche Fügung der Umstände muss Anya so einiges auf sich nehmen, um vor allem ihre Familie zu schützen. Diese steht für Anya immer im Vordergrund, weshalb sie Außenstehende nicht wirklich in die familiären Umstände blicken lässt. Immer einen klugen Spruch ihres Vaters parat, weiß sie in fast jeder Situation gewissenhaft zu handeln.
Die Autorin hat interessante und vielschichtige Charaktere geschaffen. Vor allem die Familie der Balanchine ´s ist mehr als facettenreich dargestellt. Allen voran steht Anya, welche die Familie zusammenhält. Ihr großer Bruder und ihre jüngere Schwester sind immer wieder für eine Überraschung gut, was nicht immer im Positiven endet.
Mein Mitleid sowie Mitgefühl mit der erst 16-jährigen wurde von Seite zu Seite immer größer. Die Handlung steigert sich nach und nach, wodurch ich doch das Gefühl hatte, hier erst die Einführung in diese Geschichte um Anya zu lesen und man als Leser zunächst nur an der Spitze des Eisberges kratzt.
Unter dem Aspekt einer großen Liebesgeschichte kamen die Gefühle für meinen Geschmack allerdings etwas zu kurz. In Bitterzart wird man als Leser in die Geschichte eingeführt, erfährt um die schwierigen Umstände der Balanchine´s, der Zerrissenheit zwischen Freundschaft und Verrat und der Wichtigkeit von Liebe und Vertrauen.
Leider bleibt die beschriebene Welt im Vergleich zu den sehr gut ausgearbeiteten Charakteren ziemlich blass. Die Handlung spielt im Jahr 2083. Warum Dinge wie Wasser und Papier rationiert wurden und warum Schokolade sowie Kaffee ein größeres Rauschmittel darstellt als Alkohol (welcher von den Jugendlichen konsumiert werden darf) hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Ich hoffe hier wird die Autorin in den Folgebänden etwas ausführlicher.
Fazit:
"Bitterzart" ist für mich als Einstieg in diese Reihe zu werten. Man lernt viel über die Lebensumstände sowie Familie der Hauptprotagonistin kennen.
Wie bitter das Leben für Anya auch scheint, sie kann nicht anders als für ihre Familie da zu sein. Der Handlungsstrang steigert sich merklich von Seite zu Seite um dann mit unerwarteten Wendungen zu punkten.