| Serie: Bella & Edward, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Umzug von Isabella aus dem sonnigen Arizona in die Stadt Forks in einem verregneten Winkel der USA kommt ihr vor wie eine Verbannung. Auch wenn ihr Vater - von Bellas Mutter getrennt lebend - sich rührend um die Tochter kümmert, fällt es ihr schwer, ihr "Exil" zu akzeptieren. Dabei war der Umzug ihre Idee gewesen, um ihrer Mutter und ihrem Freund mehr Raum zu geben. Kaum angekommen droht der 17-jährigen schon der erste Schultag, mit all den Dingen, mit denen sich ein Teenager an seiner neuen Schule beschäftigen muss. Doch Bella muss sich eingestehen, dass sie sich schneller einlebt, als es ihr lieb ist, und dann ist da noch Edward, ein Junge, sehr gut aussehend, aus dem sie nicht schlau wird. Zuerst ist er vollkommen abweisend ihr gegenüber, dann plötzlich offen, und der Mädchenschwarm der Schule beginnt Bella den Hof zu machen. Aber Edward hat ein düsteres Geheimnis: Er ist ein Vampir, und auch wenn er seinen dunklen Neigungen abgeschworen hat und ausschließlich Tierblut trinkt, fürchtet er doch, die Kontrolle zu verlieren und Bella zu verletzen. Doch Bella geht dieses Risiko ein und spielt mit ihrem Leben.
Der Erstlingsroman von Stephenie Meyer wurde auf Anhieb zum Bestseller. Die romantische Vampirgeschichte traf den Nerv der Leser, die nicht nur Teenager sind. Der Stil der Autorin schlägt den Leser zunächst in den Bann. Fast augenblicklich ist man in der Geschichte eingetaucht und fühlt mit Bella, als sie in dieses verregnete Nest irgendwo im Nirgendwo kommt, und verfolgt das doch recht typische High-School-Plot. Im weiteren Verlauf jedoch verliert das Buch an Fahrt. Der Mittelteil ist geprägt von Wiederholungen, und es ist auffällig, wie oft Bella die Schönheit und die Anmut von Edward beschreibt. Die wäre ja nicht so schlimm, und irgendwie erwartet man dies bei einem solchen Buch, aber leider zeigt die Autorin dabei wenig Phantasie und benutzt immer wieder dieselben Worte.
In der zweiten Hälfte gewinnt das Buch wieder an Fahrt und es kommt zur erwarteten Krise, in der sich die Liebe der beiden beweisen muss. Das Ende versöhnt ein wenig und man bekommt sogar Lust auf die Fortsetzungen. Zieht man aber den Vergleich zu ähnlichen Genrebüchern, wie beispielsweise Die Frau des Zeitreisenden, dann werden die Schwachstellen des Romans offenbar. Die Geschichte geht nicht richtig in die Tiefe oder erst viel zu spät. Über lange Strecken bietet die Autorin nur eine recht oberflächliche Romanze. Sicher, der Leser denkt, dass der Vampir dem ganzen Tiefgang verleiht, und hier und da gelingt es der Autorin auch, aber zu sehr werden gängige High-School- und Vampir-Klischees herangezogen. Die Autorin hat sich selbst beschränkt, als sie das ganze Buch vom Anfang bis zum Ende aus der Sicht von Bella verfasste. Das Lesevergnügen hätte deutlich gesteigert werden können, wenn der Blickwinkel zwischen beiden Hauptpersonen gewechselt hätte.
Doch es soll nicht der Eindruck entstehen, der Roman wäre schlecht. Es sind vielmehr die vertanen Chancen, die man bedauert. Die Grundidee war gut und auch das Ergebnis war durchaus lesbar. Es wäre aber mehr möglich gewesen, und auch wenn sich der Roman hauptsächlich an ein jugendliches Publikum richtet, könnte man dennoch der Geschichte mehr Tiefgang verleihen. Und dass die Autorin fast alle gängigen US-High-School-Klischees (inklusive Schuljahresabschlussball) einbauen musste, trägt auch nicht unbedingt dazu bei, den Lesegenuss zu fördern.
6 von 10 Punkten
Biss zum Morgengrauen - zur Rezension von Erik Schreiber