Titel: Benjamins Parasit Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Benjamin ist eigentlich ein ganz normaler Typ. Englisch-Lehrer einer Highschool, knapp vor den 40, verheiratet und eine Tochter. Alles ändert sich, als er dem Begräbnis eines seiner Schüler beiwohnt. Brian ist unter sehr seltsamen Umständen gestorben, nämlich bei dem Versuch, seine Mutter umzubringen. Nach der Trauerfeier beginnt sich auch Benjamins Leben auf eine sehr beängstigende Art und Weise zu ändern. Er vertilgt massenweise Schokolade, hat einen übersteigerten Sexualtrieb und verzockt mal eben 2000 Dollar in einem Spielkasino. Bei einer Untersuchung wird schließlich festgestellt, dass er eine große parasitäre Lebensform in sich trägt. Kurz darauf wird Benjamin aus dem Krankenhaus entführt und ein höllischer Trip beginnt…
Kritik:
Und wieder einmal haben wir es mit einem dieser Kandidaten zu tun, die vermutlich kaum ein Mensch kennt. Jeff Strand kann zwar insgesamt auf eine schon recht umfangreiche Bibliografie zurückblicken, allerdings sind die wenigsten Titel daraus bislang auf Deutsch erschienen. “Benjamins Parasit” war für mich auch der erste Roman des guten Mannes – den Empfehlungen nach war ich guter Dinge, dass das Buch etwas nach meiner Nase wäre.
Die Geschichte selbst ist nun natürlich nicht sonderlich innovativ. Das Parasiten-Motiv ist aus diversen anderen Vorlagen bekannt und teils auch schon recht ähnlich interpretiert worden wie in dieser Geschichte. Allerdings muss man sagen, dass Strand sich nicht darauf verlegt, hier einen beinharten Horror-Thriller zu schaffen (wobei es doch einige härtere bis eklige Gewaltausbrüche gibt), sondern vielmehr den Fokus auf seine eigene Erzählweise legt. Und das bedeutet in diesem Fall, dass man eine eindeutige Humor-Schlagseite feststellen kann, welche die Gewalt an sich schon ins Absurde abdriften lässt und sie so einem Großteil ihrer realistischen Härte beraubt. Das macht aber gar nichts, denn genau dieses Element ist es, was “Benjamins Parasit” auszeichnet. Die Story ist schnell und actionreich erzählt und folgt einem konstanten Spannungsbogen, welcher sich auch bis zum Epilog durchzieht. Das Finale schließlich ist ebenfalls gelungen, auch wenn sich schon ab einer gewissen Zeit abzeichnet, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird.
“Benjamins Parasit” weist eine ganze Menge Figuren auf, von denen aber allenfalls Benjamin und seine Familie tatsächlich ernstzunehmen sind. Die anderen Figuren hingegen werden nach dem Prinzip der Überzeichnung geformt. Was nun in vielen Fällen ein herber Kritikpunkt wäre, passt hier aber wie die Faust auf’s Auge, denn man darf nicht vergessen, dass Strand auch in der Geschichte selbst viel nach diesem Prinzip gearbeitet hat. Das hat zwar zur Folge, dass nur die wenigsten Akteure mit einem glaubwürdigen Hintergrund daher kommen, aber wie gesagt: Überzeichnung ist Pflicht. Und das funktioniert hier in jeder Hinsicht gut.
Der Stil des Autoren ist gut. Strand ist schnell und actionreich, so dass aus “Benjamins Parasit” ein Roadtrip wird, der zu keiner Zeit langweilig wird. Er gönnt seinen Akteuren zwar die eine oder andere Verschnaufpause, das jedoch nur aus Gründen der Bösartigkeit: gerade wenn sie es mal einigermaßen entspannt haben, werden sie in die nächste Misere gerissen. Und die ist schon aus Prinzip immer noch ein bisschen fieser als die vorherige. Das gipfelt schließlich in einem Finale, welches auch auf der Actionschiene funktioniert, aber schon einiges Mitleid für den guten Benjamin empfinden lässt.
Fazit:
“Benjamins Parasit” ist ein Roadtrip auf Adrenalin. Schnell, actionreich und mit einem stellenweise sehr brachialen Humor gewürzt. Wer die Bourbon Kid-Romane kennt und schätzt, sollte Jeff Strand auf jeden Fall einmal eine Chance geben.
Bewertung: 8/10 Punkten