Reihe: Der Vampir von Benares, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Sherlock Holmes Eltern sind im britischen Empire unterwegs. Er lebt derweil bei Tante und Onkel auf dem Land und ist deren und seines Bruders Shylocks Aufsicht unterstellt. Er ist gerade 14 Jahre alt. In dieser zweiten Geschichte des jungen Holmes hat er sich mehr oder weniger in seiner neuen Umgebung eingewöhnt. Sein Bruder Shylock erwägt, ihn von er Schule zu nehmen und ihn privat unterrichten zu lassen, da er sich dort nicht wohl fühlt. Auch in der zweiten Geschichte spielt Amyus Crowe eine große Rolle. Er vertritt Fälle der Detektivagentur Pinkerton in England und bringt den jungen Holmes dazu, genau zu beobachten und zu lernen, seine später berühmten logischen Schlüsse zu ziehen. Auch Amyus Tochter Virginia und sein Freund Matty sind wieder mit von der Partie. Sherlock erfährt, dass Wilkes Booth sich in der Nähe aufhalten soll – Wilkes Booth, der Attentäter, der Abraham Lincoln erschoss. Er soll in Gesellschaft einiger Männer sein. Amyus soll ihn stellen, was aber nicht so leicht ist. Natürlich versuchen Sherlock, Virginia und Matty, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und natürlich geht das schief - Matty wird entführt. Es stellt sich heraus, dass Booth verrückt ist und selbst gefangen gehalten wird. Um Matty zu retten und eine Verschwörung aufzudecken, in der Booth eine Rolle spielen soll, müssen Amyus, Virginia und Sherlock in die USA reisen. Bis zur Auflösung haben unsere Protagonisten noch einige Abenteuer zu bestehen.
Andrew Lane legt mir diesem Buch seinen zweiten Roman um den jungen Sherlock Holmes vor. Er will natürlich eine unterhaltsame Geschichte erzählen. Gleichzeitig versucht er uns zu vermitteln, wie die ausgeprägten Eigenheiten des erwachsenes Sherlock Holmes entstanden. Wieder begleitet ihn sein „Lehrer“ Amyus und fordert ihn immer wieder heraus, logisch zu denken und begründete Schlüsse zu ziehen. Nun wissen wir auch, warum er sich seine Kenntnisse über Tätowierungen aneignete – er erkennt einen der Verschwörer an seiner Tätowierung wieder. Zum ersten Mal spielt er auch Violine. Auf den Überfahrten hat er ja einige Tage Zeit, die Grundbegriffe zu lernen. Die Fans des erwachsenen Sherlock Holmes werden sich an viele Situationen mit Violinenspiel erinnern.
Diesen zweiten Roman aus Sherlock Holmes Jugendjahren zeichnet eine durchgehend spannende Geschichte aus. Bereits angelegt ist der geheimnisvolle Bruder Shylock, der sich am liebsten in seinem vertrauten London aufhält und nicht davor zurückschreckt, seinen 14jährigen Bruder auf Verbrecherjagd zu schicken. Zwar ist Amyus dabei und soll die Hauptlast tragen, aber trotzdem … Wie die Eltern der beiden das wohl beurteilen werden?
Leider kommt das Innenleben unseres Helden etwas zu kurz. Ein normale 14jähriger sollte ein wenig mehr aktives Interesse an Virginia haben, dafür sollten schon seine Hormone sorgen. Die Schüchternheit Sherlocks wirkt auf mich etwas zu sehr gekünstelt. Es soll wohl hier bereits angedeutet werden, dass man sich den Meister später so gar nicht in Begleitung einer Frau vorstellen kann. Auch der Prolog führt erst gegen Ende des Buches zu einem Aha-Erlebnis.
Insgesamt aber sind dies nur kleinere Kritikpunkte an einem sonst vergnüglichen Buch. Es bleiben noch viele der Eigenheiten des berühmten Detektivs übrig, um weitere Bände mit den Erlebnissen des jungen Sherlock Holmes zu füllen. Denken wir nur an seine Fähigkeit, die Marke einer Zigarette allein aus der Asche zu bestimmen. Ich bin schon gespannt, wie seine ersten Erfahrungen mit Zigaretten aussehen.
Fazit:
Die Story ist temporeich erzählt. Es macht Spaß, sie zu lesen. In einem umfangreichen Nachwort präsentiert uns Andrew Lane viele historische Zusammenhänge zur erzählten Geschichte. Auch dieses kleine Schmankerl trägt zu positiven Gesamteindruck bei.