Titel: Beasts Of The Southern Wild Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
“Beasts Of The Southern Wild” ist allem Anschein nach wieder einer dieser Filme, die sehr stark polarisieren. Die Bewertungen fallen sehr unterschiedlich aus, zudem ist die Machart des Titels… nun ja, sagen wir mal “eher unkonventionell”. Das man sich damit nicht zwangsläufig nur Freunde macht, ist wohl abzusehen. Ich möchte mich zudem auch gleich vorab für eventuell auftretende Spoiler entschuldigen – meine Kritikpunkte anzubringen erscheint mir jedoch im Moment bei völligem Verzicht nicht möglich.
Fangen wir direkt mit der Story hinter dem Film an – welche zugleich auch den für mich größten Mangel darstellt. Zunächst einmal ist die Inhaltszusammenfassung des Titels unglaublich irreleitend, denn bei “Beasts Of The Southern Wild” handelt es sich keinesfalls um einen Fantasyfilm, wie die Beschreibung zunächst suggerieren mag. Manch irregeleiteter Kunde mag das schon nicht unbedingt akzeptieren wollen und auch ich finde es nicht sonderlich käuferfreundlich. Ja, es gibt diese Fantasy-Einflüsse, wenn man sie denn so nennen will – allerdings nicht in dem Maß, welches man nach dem Lesen der Zusammenfassung vor Auge hat. Viel mehr sind die “prähistorischen Monster” vermutlich als eine Art Metapher für die eigenen Ängste beziehungsweise die der Hauptfigur zu sehen. Mag künstlerisch wertvoll sein, hat aber letztlich keinerlei handlungsrelevanten Hintergrund und wirkte auf mich in erster Linie deplatziert. Alles in allem konnte mich auch der Rest der Story nicht so recht fesseln, ich habe mich zwischenzeitig immer wieder dabei erwischt, wie mein Blick gen Uhr wanderte. Spannung habe ich, von einigen kurzen Szenen abgesehen, vergeblich gesucht. Über weite Strecken erschien mir der Streifen sehr undurchsichtig, ließ dem Zuschauer (für meinen Geschmack zu) viel Interpretationsspielraum und ließ ihn im unklaren darüber, was nun Realtität ist und was nur in der Einbildung von Hushpuppy passierte. Ich muss zudem erwähnen, dass mich das Grundgerüst sowie der zumeist ruhige Erzählton stellenweise stark an “The Road” erinnerte, auch wenn die Gesamtsitutation in diesem Fall natürlich nicht gänzlich vergleichbar ist. Stimmig war dafür zumindest die Atmosphäre, “Beasts Of The Southern Wild” hat ein sehr schönes Bild von den Sümpfen Louisianas und den dort zurückgezogen lebenden Aussteigern gezeichnet – leider wirken sie jedoch oftmals wie Abziehbildchen der gängigen Klischees.
Sehr überraschend hingegen waren für mich die Darsteller. Bei niemandem aus dem Cast handelte es sich um professionelle Schauspieler, Regisseur Zeitling hat für sein Debut also tatsächlich auch gänzlich unbeleckte Mimen ausgewählt. Das mag nun vielleicht abschreckend klingen, aber hier kann man ohne Zweifel sagen, dass die Castingagentur ein sehr glückliches Händchen bewiesen hat, denn es ist in der Realität so, dass niemand wirkte wie ein Amateur. Hierfür kann man nur Respekt zollen. Zumindest die Hauptcharaktere sind dabei auch gut gezeichnet, wenn auch zum Teil klischeebehaftet. Die Nebencharaktere bleiben blass und stellen zu großen Teilen das dar, was man sich unter dem typischen (man möge mir den Ausdruck verzeihen) “Hinterwäldler” vorstellt. Hier hätte ich mir von “Beasts Of The Southern Wild” eine deutlichere Differenzierung gewünscht.
Bemerkenswert ist die technische Umsetzung des Titels. Man muss hierbei im Hinterkopf behalten, dass das Buget für den Film gerade einmal 1,5 Millionen Dollar betrug, was hinsichtlich der aktuellen Blogbuster natürlich nur Peanuts sind. Hieraus wurde eine Menge gemacht, anders kann man es nicht sagen. Die Auerochsen sind gut gemacht, die Kameraführung gelungen und die Bilder tatsächlich teilweise fast schon episch. Gestört hat mich der körnige Filter, der oftmals eingesetzt wurde und vermutlich eine authentischere Welt erschaffen sollte. Dass das nun aber so gar nicht zum Hintergrund von “Beasts Of The Southern Wild”, hätte man sich vielleicht vorher überlegen sollen.
Fazit:
Technisch gut umgesetzt und mit überraschend guten Darstellern besetzt vermochte mich “Beasts Of The Southern Wild” dennoch überhaupt nicht zu überzeugen. Was bringt die beste schauspielerische Leistung und eine überwältigende Bildsprache, wenn die Geschichte hinkt und nicht in der Lage ist, den Zuschauer gefangen zu nehmen? Das ist nun natürlich nur meine Sicht der Dinge, wie ein Blick auf andere Rezensionen zweifelsohne zeigt. Wie gesagt, der Titel dürfte polarisieren.
Bewertung: 3/10 Punkten