|
Batman im Autokino Ein Artikel von Rupert Schwarz |
"Einmal im Leben ins Autokino," dachten wir uns und beschlossen den neuen Batman-Film im einzigen Münchner Autokino anzusehen.
Schon vor der Kasse mussten wir feststellen, dass einiges anders ist, denn diese erinnerte eher an eine Maut-Stelle. Darüber hinaus musste ich noch nie so lange für einen Film anstehen. Der Film sollte um 22 Uhr beginnen. Klar, es musste völlig dunkel sein, denn sonst sieht man den Film nur sehr schlecht, da sich das Ganze ja im Freien abspielte. Schnell noch das Radio eingestellt auf Frequenz 98,9, damit man den Ton empfangen kann. Doch dies wäre nicht unbedingt nötig gewesen, denn es gab alle zehn Meter Ständer mit Boxen. Es zeigte sich, dass das Autokino gegenüber einem normalen Kino deutliche Vorteile hat. Ein Auto bietet unendlich viel mehr Möglichkeiten, sich bemerkbar zu machen. Man kann mit dem Fernlicht auf die Leinwand blinken, hupen, das Fenster aufmachen und das Radio voll aufdrehen oder den Motor aufheulen lassen. All dies demonstrierte der Mob um uns herum.
Es war bereits 22:15 Uhr, als der Werbeblock begann, und so verwundert es nicht, dass die Knabbersachen bereits gegessen waren, als der Film dann endlich um 22:40 Uhr begann.
Der Vorspann war extrem plump. Ein Batman- und ein Robin-Emblem schwirren durch die Luft, bis beide verschmelzen. Dann fliegen die Namen, allen voran Schwarzeneggers, über die Leinwand, und selbst dem dümmsten Zuschauer wird klar, was ihn erwartet: Fledermäuse.
Und tatsächlich: Ähnlich wie bei Star Trek: First Contact wird nicht lange gefackelt und der Zuschauer wird gleich voll in die Handlung geschmissen. Schwarzenegger wird gleich pompös in Szene gesetzt und wirkt auf seine Weise so steif und pompös, als handele es sich um einen Spot zu Spielbergs Lost World.
Tatsächlich muss ich die Aussagen diverser Kritiken bestätigen, die dem Film vorwarfen, zu viel Augenmerk auf die Action und zu wenig auf die Charaktere zu werfen. Gelang Joel Schumacher der Spagat zwischen beidem im letzten Batman Film, so ist es ihm dieses mal nicht gelungen.
Ein weiteres Manko ist die zunehmende Unglaubwürdigkeit von Batman. Man surft durchs All, wird zwischenzeitlich tiefgefroren und schafft es bei vereisten Pisten, eine Statue entlang zu fahren. Inzwischen springen soviele Fledermäuse durch den Film, dass man glaubt, dies sei eine Produktion der Augsburger Puppenkiste.
Aber letztendlich müssen wir ehrlich sein: Die richtig guten Bösewichte wurden in den ersten drei Teilen abgehandelt, und aufgrund eines Mangels an Vorausschau alle getötet. Reichlich unklug dies.
Inzwischen machten wir im Auto uns eine Flasche Wein auf und machten uns über unsere Knabbersachen her. Jetzt machten sich die Vorteile des Autokinos bemerkbar: Man konnte Chips essen, ohne Angst zu haben, den Nachbarn zu stören, und sich auch ungestört über den Film unterhalten.
Indessen schritt die Handlung voran. Batman und Robin haben inzwischen Mr. Freeze (uns allen meist bekannt als Erfinder des 10-Pfennig-Tüteneis) kennen gelernt und haben mit diesem eine etwas seltsame Version von Holiday on Ice aufgeführt. Und da ihr Gegner Mr. Freeze war, haben sie natürlich den Kampf verloren. Das Ganze ließ an eine Wiederauferstehung der alten Batman-Serie aus den 60ern glauben, doch Joel Schumacher ersparte uns ein grelles "BOING" oder "POFF" auf der Leinwand.
Natürlich scheitern Batman und sein Azubi, was ja auch so sein muss, denn sonst würde dies ein sehr kurzer Film werden. Wieder fühlt man sich an die Serie aus den 60ern erinnert, als Batman in seine Bat-Computer die Daten einfüttert und mit haarsträubenden Spekulationen die Wahrheit zu Tage bringt.
Schnitt - und wir kommen zum Höhepunkt des Films: "Poison Ivy".
Uma Thruman spielt nicht nur Schwarzenegger an die Wand, sondern rettet auch den Film. Eine graumäusige Biologin mutiert durch Planzengene zur ersten Pflanzen-Menschen-Verbindung. Jetzt wissen wir auch, warum Gentechnik verboten ist! Ivy schnappt sich den bösen Bane, den ihr soeben verschiedener Vorgesetzter "Dr. Frankenstein" geschaffen hatte. Es ist schade, das Bane zum grunzenden Gorilla reduziert wurde, denn in der Comicserie war er es, der in der Knightfall-Geschichte Batman das Rückgrat brach. George Clooney als Batman brauchte allerdings in Batman & Robin davor keine Angst zu haben. Im Gegenteil: Er überlässt es im Showdown seinen Azubis, ihn zu erledigen. Aber soweit sind wir noch nicht.
Vorerst entschließen sich Poison Ivy und Mr. Freeze zu einer unheiligen Allianz, deren Ziel es ist, zuerst Gotham City zu vernichten und anschließend die ganze Welt. Ihr einziges Problem ist, dass sie noch nicht wissen, ob sie Gotham einfrieren oder mit Gift alle Menschen vernichten sollen oder ob nicht gar beides noch besser wäre. Na, jedenfalls sind sie sich einig, Gotham City zu vernichten, was ja eigentlich keine schlechte Idee ist, denn diese Stadt ist so grotesk, dass dort ohnehin niemand leben möchte. Zum Glück ist da noch Batman, der allerdings nichts Besseres zu tun hat, als sich mit seinem Partner zu kloppen. Aber pünktlich zum Showdown vertragen sich beide wieder und auch Batgirl kommt noch zu ihrem Auftritt. Um es kurz zu manchen: Mr Freeze macht seinem Namen Ehre und verwandelt Gotham in Iglo City, und Batman und Co. tauen diese Stadt wieder auf, bevor auch nur einer der Bewohner kalte Füsse bekommen hat.
Auf diesen Schluss mussten wir im Autokino allerdings etwas länger warten, denn plötzlich, im garstigen Fight zwischen Batman und Mr. Freeze, wird der Film angehalten und uns wird mitgeteilt, wir könnten jetzt Eiscreme und Snacks kaufen. Na toll - die Idioten wissen wohl nicht, dass es Eis nur nach dem Langnese-Eis-Spot im Werbeblock vor dem Film gibt. Während sich einige Primaten vor uns damit die Zeit vertrieben, auf das nette Angebot der Kinoleitung zurückzugreifen oder mit dem Fernlicht die Leinwand zu bestrahlen, saßen wir einfach nur im Wagen und fingen nach etwa 10 Minuten an, so richtig ärgerlich zu werden. Wir waren nicht die Einzigen, und die etwas Impulsiveren begannen mit einem wahren Hupkonzert. Bevor es jedoch trotz der Abgeschiedenheit zu Anzeigen wegen Ruhestörung seitens der Anwohner kam, setzte man den Film doch noch fort. Die letzten Filmminuten noch und es ging in die Rushhour, die wir trotz einiger brenzliger Situationen - genervte Autofahrer und beschlagene Scheiben - doch ohne Unfall überstanden. Es war kurz vor eins. Wir waren also drei Stunden im Kino. Grund genug für die Kinoleitung, im Vorfeld mehr zu verlangen wegen Überlänge. Dass der Film mit 40 Minuten Verspätung begonnen hatte und wir auch noch eine Werbepause (oder war es die Standardpause bei Filmen mit Überlänge) zu erdulden hatten, zählt nicht mit. Fazit: Noch einmal Autokino und ich muss kotzen!!!