Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Sascha Hallaschka |
Der Kunststudent Graham Park ist verliebt in Sara Ffitch (sic!), die von Graham auch angetan zu sein scheint. Die beiden unternehmen gelegentlich etwas miteinander, aber richtig intim werden sie nicht. Eines Tages wird Graham von Sara zu ihr nach Hause eingeladen, was ihn ziemlich nervös macht, da er hofft, dass sie jetzt doch mehr mit ihm vorhat - und andererseits befürchtet, dass sie ihm etwas Unangenehmes mitteilen will.
Auf dem Weg zu Sara schwelgt Graham in Erinnerungen an den Beginn der Beziehung der beiden und was sie seither schon erlebt haben. Als er jedoch von Sara empfangen wird, erlebt er eine große Überraschung ....
Steven Grouts ist psychisch gestört: Er hat Angst vor den Laserachsen, die seiner Meinung nach von allen Autos ausgesandt werden; er bringt Katzen um, wenn er schlechte Laune hat; und er trägt die ganze Zeit über einen Schutzhelm, weil er glaubt, dass Häuser über ihm einstürzen oder Flugzeuge abstürzen könnten - wobei ich mich frage, was ihm der Helm in solchen Fällen nutzen würde.
Seine psychische Erkrankung führt zu seiner Entlassung, was Steven aber nicht weiter stört. Er tut sich mit einem Stadtstreicher zusammen und betrinkt sich mit diesem. Als Steven jedoch nach einer Pinkelpause zu dem Stadtstreicher zurückkehren will, ist dieser verschwunden - und er hat Stevens Helm mitgenommen. Das hat für Steven äußerst unangenehme Konsequenzen, die sein ganzes Leben betreffen ....
Quiss und Ajayi haben ein Problem. Sie müssen die Frage "WAS GESCHIEHT, WENN EINE UNAUFHALTSAME KRAFT AUF EIN UNBEWEGLICHES OBJEKT TRIFFT?" beantworten. Erst dann dürfen sie das seltsame Schloss verlassen, in dem sie sich befinden, und wieder am sogenannten "Therapeutischen Krieg" teilnehmen, was die beiden unbedingt zu wollen scheinen.
Allerdings müssen sie, bevor sie versuchen dürfen, die Frage korrekt zu beantworten - was sie mehrere Male erfolglos versuchen -, ein Spiel spielen, dessen Regeln sie nicht kennen. Bis sie diese herausgefunden und ein Spiel komplett durchgespielt haben, vergehen immer jeweils mehrere hundert Tage. Dies passiert ihnen insgesamt fünfmal.
Als Quiss (wohl von Lateinisch "quis", zu Deutsch: "wer") allerdings entdeckt, welche Rätsel das Schloss beherbergt, in dem er und Ajayi gefangen sind, merkt er erst, wie aussichtslos die Situation der beiden wirklich ist ....
Diese drei Handlungsfäden haben nicht nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, sondern auch noch auf den vierten. Das heißt, dass im Buch, das sechs Kapitel hat (wobei das letzte eine Art kurzer und schmerzhafter Epilog ist), erst im fünften Kapitel Verbindungen geknüpft werden. So lange hält Iain Banks den Leser völlig im Unklaren darüber, was die drei Geschichten eigentlich miteinander zu tun haben.
Die Schiene um Graham Park ist hervorragend, denn sowohl sprachlich als auch inhaltlich leistet sich Banks keine Ausrutscher. Er schildert Grahams Gefühle für Sara überzeugend und eindringlich. Manchmal meint man als Leser, man wäre selber in Sara verliebt. Ganz besonders gut gelingt Banks dies, als er das Kennenlernen der beiden schildert. Dies und die weiteren gemeinsamen Unternehmungen von Graham und Sara sind so überzeugend geschildert, dass man zum einen sofort an Situationen aus dem eigenen Leben denken muss und zum anderen auch merkt, dass Banks hier autobiographisch geschrieben hat.
Die beiden Charaktere werden sehr gut herausgearbeitet, und der Knalleffekt am Ende ist wirklich so überraschend, dass der Leser und Graham völlig konsterniert dastehen, wobei man als Leser sogar noch mehr erfährt als Graham.
Die Schiene um Steven Grouts überzeugt nicht so ganz, auch wenn die Gedanken dieses psychisch gestörten Menschen, der sich von der Gesellschaft bedroht fühlt, aus dessen Sicht oft nachvollziehbar dargestellt werden. Man fühlt sich als Leser teilweise auch bedroht, ohne die Angst, die man dabei empfindet, genau erklären zu können.
Allerdings tauchen im Text gelegentlich Wörter auf, die hervorgehoben sind und in einem Zusammenhang mit Stevens "KRIEG" gegen die Gesellschaft stehen, ohne dass dies jedoch genauer erklärt wird. Ebenso findet sich keine Erklärung für Stevens Wahnsinn.
Äußerst seltsam ist die dritte Schiene um Quiss und Ajayi, denn so überzeugend Banks hier zunächst alles darstellt, so schockierend und leider auch zweifelhaft ist die Lösung der Geschichte. Der Charakter von Quiss wird sehr gut dargestellt; in dem Schloss leben auch einige sehr interessante Gestalten; und es gibt ferner einige Geheimnisse, die den Leser gehörig verwirren.
Den Höhepunkt bilden aber die Spiele, die von Quiss und Ajayi gespielt werden, und die Versuche Letzterer, die ihnen gestellte Frage zu beantworten. Dies gelingt ihnen zwar nicht, aber Steven Grouts erfährt die richtige Antwort durch Zufall - und somit zum Glück auch wir Leser, denn ich hätte mich sehr geärgert, wenn uns die korrekte Antwort vorenthalten worden wäre.
Insgesamt kann man sagen, dass Banks alle Register zieht: Er baut durch ein denkbar einfaches Mittel Spannung auf, da jedes Kapitel in drei Teile unterteilt ist, von denen jeweils eins die jeweilige Schiene fortführt und man somit auf die Fortsetzung eines Handlungsstranges zwei Teile lang warten muss.
Er schildert einerseits ganz normale Menschen und andererseits solche, die mit dem Leser so wenig zu tun haben wie nur irgend möglich. Er verwirrt den Leser und überrascht ihn am Ende gleich dreifach.
Dem stehen als Schwächen eigentlich nur mangelnde Erklärungen und ein unglaubwürdiges Ende der Schiene um Quiss und Ajayi gegenüber, was meinen Spaß an dem Buch allerdings kaum trüben konnte. Wenn Banks immer so gut schreibt, werde ich noch mehr von ihm lesen müssen.
Fazit: 8 Punkte (von 10 möglichen)
(geschrieben Anfang 1992; überarbeitet 28.5.2004)