Titel: Bar Code Tattoo Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
"Sie kontrollieren euch. Sie wissen alles über euch: Wo ihr wart, was ihr gekauft habt, was euch der Arzt verschrieben hat, welche Bücher ihr lest. Und mehr. Viel mehr ..." Die Erzählung spielt im Jahr 2025. Immer mehr Menschen tragen ein Strichcode-Tattoo auf dem rechten Handrücken, das Versicherungs- und Kreditkarten, Ausweise und Führerscheine ebenso ersetzt. Aber ist es wirklich nur ein vereinfachtes Zahlungsmittel? Die sechzehnjährige Kayla zweifelt daran. Seit sich Vater und Mutter Thorn mit diesem Mal kennzeichnen ließen, bekamen sie große berufliche Probleme. Die gingen so weit, dass sich ihr Vater vor nicht allzu langer Zeit das Leben nahm, und ihre Mutter behauptet: Das Tattoo ist schuld. Für Menschen unter 17 Jahren wie Kayla oder solche, die sich trotz der gemachten Versprechungen über die Vorteile nicht tätowieren lassen wollen, gibt es noch die E-Karten. Mit ihnen sind die nicht tätowierten Menschen in der Lage, zu bezahlen und zu kaufen. Ohne diese Karten oder später das Tattoo wären sie verloren. Wegen des Todes ihres Vaters und den Vorwürfen ihrer Mutter weigert sich Kayla, das Tattoo anzunehmen. Gerade weil - oder trotzdem - ihre beste Freundin Amber sie überreden will, dieses Tattoo zu übernehmen. Sie trifft auf ihren Mitschüler Mfumbe, der ihr eine Schülerzeitung in die Hand drückt, die sich kritisch mit dem Bar Code auseinandersetzt. Kayla schließt sich der Bürgerrechtsvereinigung "Decode" an, einer Gruppe von Tattoo-Gegnern. Durch eine Hacker-Aktion kommt sie an die geheime FBI-Akte ihres Vaters, die enthüllt: Das Tattoo enthält den vollständigen Gen-Code! Und Kaylas Vater hatte die Anlagen für eine schwere Krankheit. Mit diesem Wissen ist auch sie nicht mehr sicher. Hals über Kopf flieht sie in ein Rebellennest in den Bergen. Der Widerstand gegen das System totaler Überwachung beginnt.
Die Erzählung ist mit einem Freigabe- bzw. Empfehlungsalter von 12 bis 13 Jahren genau richtig. In diesem Alter können sich die Jugendlichen nicht nur mit der Erzählung auseinandersetzen, sondern auch viel eher etwas mit dem Inhalt anfangen. Als Fortsetzung würde ich Eric Blairs 1984 und Aldous Huxleys Schöne neue Welt empfehlen, für solche, die noch weiter gehen möchten, bliebe noch Bernhard Kellermanns Der Tunnel.
Die Utopie des Überwachungsstaates mittels dieses Bar Codes ist aber bereits überholt. Wenn ich an die neuen RFID-Chips denke, die an jede Ware geklebt werden können, erfahre ich so, was der einzelne Mensch gerade kauft, wo er sich befindet und, je nach Software, wie seine geheimsten Daten aussehen. In dieser Hinsicht ist 1984 ein Anfang, aber noch lange nicht das Ende eines Überwachungsstaates. Angesichts all der Anspielungen, die dieses Buch enthält, sollte ein Erwachsener sich mit dem Jugendlichen darüber unterhalten.