Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Rob Alef ist meines Wissens in der deutschsprachigen Phantastikszene bislang nicht in Erscheinung getreten. In den letzten beiden SHAYOL-Jahrbüchern taucht sein Name nicht auf, und auch bei den Recherchen zum Deutschen Science Fiction Preis ist mir sein Name nicht untergekommen.
Rob Alef siedelt die Handlung seines Romans in der Stadt an, in der er aktuell lebt und arbeitet: in Berlin. Einem Berlin, welches ein wenig in der Zukunft liegen dürfte, wobei es durchaus auch ein Berlin einer Parallelwelt sein könnte.
Die Polizei von Berlin, in Person des Kommissars Pachulke, steht mächtig unter Druck, denn die "Rote Beete Fraktion", scheinbar eine veganische Terrororganisation, macht mit ihren spektakulären Aktionen seit Wochen auf sich aufmerksam. Ein gefundenes Fressen für die Presse, denn die Aktionen gegen Metzgereien, Würstchenbuden und sonstige Kleinbetriebe, die auf irgendeiner Weise etwas mit Fleisch zu tun haben, sind schon ausgefuchst in Szene gesetzt. Als dann der Pandabär Bang Bang, Liebling aller Kinder, aus dem Tierpark entführt und mit seinem Tode gedroht wird, wenn nicht alle Tiere dieses Parks unverzüglich freigelassen werden, gerät Pachulke und sein Ermittlerteam noch stärker unter Druck. Der Regierende Bürgermeister Und Geliebte Bausenator verlangt endlich Ergebnisse. Dabei sind die von den Entführern zurückgelassenen Spuren mehr als mager. Es finden sich lediglich ein Bekennerschreiben und eine Plastikgabel. Für einen schnellen Ermittlungserfolg ein wenig dünn.
Dennoch versuchen die Polizisten, den Entführern auf die Spur zu kommen, und nach und nach kommen sie diesen auch näher. Wobei der Autor einige Wendungen und Überraschungen eingebaut hat, denn nicht alle Protagonisten sagen die Wahrheit.
Bereits als Krimi würde der Roman einen durchaus interessanten Lesespaß darstellen. Richtig gut wird er erst durch die verrückten Ideen des Autors. So bietet Berlin für betuchte Menschen die Möglichkeit, sich mittels kleinerer und größerer Flugzeuge in Baudenkmäler zu stürzen. Ein überaus effektvoller Abgang ist damit garantiert, und wer würde sich nicht mit einem Jumbo ins Pergamon-Museum stürzen wollen? In Berlin ist dies möglich, Flugstunden und Flugzeug inklusvie.
Die Figuren sind überdies mit reichlich Ecken und Kanten versehen und verfügen teilweise über eine schöne Berliner Schnauze, lachhafte Charakterzüge und überspannt dargestellte Befindlichkeiten. Ganz ernst hat Rob Alef seine Figuren nicht ausgearbeitet.
Abgerundet wird der Lesespaß durch Bang Bang selbst, der so gar nicht nachvollziehen kann, warum er entführt wurde und die Menschen so komisch reagieren. Obwohl er sehr vermenschlicht dargestellt wird, verfügt er über eine ganz eigene Sichtweise der Dinge.
"Bang Bang stirbt" ist kein ganz ernst gemeinter Krimi. Wer einen etwas bösartigen Humor und eine zynische Sichtweise der Gegenwart mag, wird diesen Roman genießen können. Dabei wirkt der Humor nicht überspannt oder krampfhaft in Szene gesetzt, sondern wohl dosiert angebracht.
Es spielt keine Rolle, ob man sich nun in Berlin besonders gut auskennt oder überhaupt schon einmal da gewesen ist. Die Handlungsschauplätze dürften allgemein bekannt sein und sind für das Funktionieren des Romans nicht ganz so wichtig. Lassen Sie sich statt dessen gefangennehmen von einem Autor, der es verstanden hat, einen überaus unterhaltsamen, leicht abgedrehten Krimi zu verfassen.