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Genre: Science Fiction
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Bandersnatch ist ein Special der düsteren Serie Black Mirror und diese Episode ist sicherlich keine Ausnahme, wenn es um eine düstere Grundstimmung geht. Alles beginnt im Jahre 1984, als Computerspiele zu boomen begannen und der junger Programmierer Stefan Butler (Fionn Whitehead) das entscheidende Vorstellungsgespräch bei der Computerfirma Truckersoft hat. Stefan arbeitete seit einiger Zeit an der Umsetzung eines Rollenspielbuchs Bandersnatch des fiktiven Autors Jerome F. Davies. Diese Art von Büchern, die in den 1980er Jahren populär waren, waren flexible Geschichten, die dem Leser die Möglichkeit gaben, selbst zu entscheiden, wie es weiterging. Je nach Wahl musste man dann an einer anderen Seite des Buchs weiterlesen. Diese sollte nun als Computerspiel umgesetzt werden und das war für die damalige Zeit tatsächlich revolutionär. Stefan bekommt den Auftrag das Spiel zu programmieren, doch die Aufgabe stellt sich als schwieriger als erwartet dar. Die Probleme, mit denen sich der Autor Jerome F. Davies beim Buch stellen muss werden mehr und mehr zu den Problemen des jungen Programmierers. Genau wie der Autor seinerzeit beginnt Stafan daran zu zweifeln, ob die Entscheidungen, die er zu treffen hat, auch wirklich die seines freien Willens sind. Mehr und mehr versinkt er in Zweifeln und die Ereignisse nehmen eine ähnlich fatale Richtung wie beim Autor des Buchs, der am Ende seine Frau ermordete.
Bandersnatch wäre eine eher durchschnittliche Black Mirror Episode, wenn nicht Netflix sich etwas Besonderes einfallen hätte lassen: Es bleibt dem Zuschauer überlassen, wie sich die Hauptfigur in einzelnen Szenen entscheiden soll und dann läuft die Geschichte mit den Konsequenzen dieser Entscheidung weiter. Zu Beginn, damit der Zuschauer mit dem System warm wird, kann man entscheiden, welche Cerealien Stefan frühstücken oder welche Musik er während der Busfahrt hören soll, doch dann werden die Fragen schwerwiegender: Das Spiel an Truckersoft verkaufen? Den Vater umbringen? Vom Balkon springen? Die Fatalität der Entscheidung ist für den Zuschauer nicht wirklich tragisch, denn immer wenn die Geschichte ein fatales Ende nimmt, beginnt die Geschichte von vorne. Die Ereignisse werden dann in einer Art Schnelldurchlauf bis zu den ersten relevanten Abzweigungen präsentiert.
Die Umsetzung der Idee funktioniert nur teilweise. Gegen Ende wird es ermüdend, manche Entscheidungen immer und immer wieder treffen zu müssen. Wenn man das finale Ende gesehen hat, beibt unterm Strich dann nur eine eher einfache Geschichte, die auch keine wirkliche Botschaft enthält. Störend ist vor allem, dass manche Entscheidungen Ergebnisse produzieren, die mit der anderen Auswahlmöglichkeit gar nicht erreichbar gewesen wären. Dieser Umstand stellt auch die gesamte Aussagekraft und Botschaft der gesamten Episode in Frage.
So bleibt abschließend zu sagen, dass Bandersnatch ein sehr interessantes Experiment zum interaktiven Fernsehen war. Leider aber wurde der Zuschauer am Ende doch wieder zum Zuschauer degradiert, denn am Ende bleib, um das wirkliche Ende der Geschichte zu erreichen, doch nur die Auswahl der Richtigen Antworten, um am Ende die Geschichte so zu beenden, wie es von den Produzenten geplant war. Vielleicht war das auch so gewollt, weil diese zur Aussage der Geschichte passt, aber das macht vor allem die letzten 20 Minuten sehr dröge. Ebenfalls störend war der Umstand, dass man eigentlich nicht genau weiß, wann die Episode zu Ende war: Die Credits wurden dreimal gezeigt (allerdings erst am Schluss vollumfänglich) und mit dem ewigen Springen zum Beginn der Geschichte war man sich nicht sicher, ob dies nun ein Ende war, oder ob dies noch Teil der Geschichte ist. Letztendlich gibt es mindestens sieben mögliche Wege, wie diese Geschichte endet. Der Film, wenn man ihn so nennen mag, war meist unterhaltsam, aber die Möglichkeiten, die geboten wurden, wurden bei weitem nicht ausgenutzt und viel Potential wurde verschenkt. Man kann nicht genau sagen, wie andere Personen diesen Film sahen, denn hier wurde massive Java eingesetzt und wir alle wissen, dass dies auf unterschiedlichen Computern unterschiedlich läuft. Ich hatte den Eindruck, dass mir am Ende alle alternativen Enden gezeigt wurden, war auch seinen Reiz hatte. Ob das wirklich so geplant war, kann ich jedoch nicht sagen.
7 von 10 Punkten.