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Reihe: Vampira Neuauflage, Heft 4 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Auf der Flucht vor den Vampiren haben sich Lilith Eden und der Priesteranwäter Duncan Luther in einem zwielichtigen Stundenhotel verkrochen. Lilith leidet unter Durst, den Duncan jedoch nicht stillen möchte. Ein Dilemma, da sie ihn auch nicht zwangsverpflichten möchte. Immerhin hat er ihr das Leben gerettet ... und da taucht, wie gerufen, Homer Clearwater auf, um sie zu erpressen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes schmierigen Zuhälter.
„Wie konntest du das tun?
Sie zuckte die Achseln. „Es war halb so schlimm. Ich befahl ihm als erstes, sich gründlich den Hals zu waschen...“
Duncan hat so seine Probleme, mit der Situation zurechtzukommen. Besonders beunruhigt ist er nach einem Telefonat mit seinen Eltern. Er ist sich nämlich sicher, dass das am Telefon nicht seine Eltern waren.
Deswegen fahren die beiden dort hin, und sie laufen direkt in eine Falle. Das erkennt Duncan in dem Moment, wo er nach dem Gijakens Dolch greift. Nun erkennt er die wahre Gestalt seiner Gegner. Den Kampf nimmt allerdings Lilith auf, wobei sie dabei nicht auf ihr Kleid zurückgreifen kann und nun selbst zur Waffe werden muss. Die beiden Vampire ... aber das ahnt ihr sicherlich. Aber vorher hat Henna noch eine sehr schönen Szene:
Sie streichelte seine Blöße mit der Zärtlichkeit einer Rasierklinge.
Allerdings gibt es noch etliche Vampire mehr in Sidney. Sie finden den Unterschlupf der beiden und töten Homer. In der Not sucht Duncan Unterschlupf bei einer früheren Studienkollegin – Beth. Elisabeth MacKinsey, die Journalistin vom Sydney Morning Herald wird wegen ihrer Liebe zu ihrem Macintosh Notebook allgemein auch Macbeth genannt.
Im Moment hat die arme jedoch eine schmerzhafte Trennung hinter sich.
Seven van Kees war ein Jahr jünger als Beth, holländischer Abstammung, maisblond bis in die Haarwurzeln und biestiger als alles, was Beth bislang untergekommen war. Es kam ihrSpeichern wie ein Treppenwitz vor, dass sie ausgerechnet diese perfekt gestylte menschliche Katastrophe immer noch zu lieben glaubte.
Seven van Kees ist eine Kollegin (ha, Lady Macbeth steht auf andere Ladies). Weil diese sich nicht nur trennt, sondern auch ihren Job kündigt, erbt Beth den Fall Pater Lorrimer. In eigener Sache kommt sie nicht so recht weiter, da sich der Bürgermeister und der Polizeichef verschworen haben. Die Paddingtonstreet 333 liegt ind er dichtesten Sperrzone, die Beth jemals untergekommen ist.
Der Chefredakteur Moe Marxx bindet ihr einen Klotz ans Bein: Moskowitz.
Moskowitz war ein zigarrenrauchender Stänkerer, der längst hätte pensioniert sein können, wenn es die eigenen vier Wände mit ihm ausgehalten hätten.
Die Zigarre zwischen seinen nikotinfarbenen Zähnen war weißglühend wie Beth.
Aber Wut verrauchte, Moskowitz‘ Zigarren selten.
Ich mag ihn. Und er mag offensichtlich Beth. Jedenfalls bringt er sie in die Leichenkammer, wo sie sich den armen Pater genauer anschauen können. Die Augen hat irgendetwas verätzt, und ihm dabei aus sämtliche Kopfhaare, inklusive der Augenbrauen weggebrannt. Es schaut aus, als hätte ihm jemand eine brennend heiße Kappe übergestülpt (was dem Sachverhalt ziemlich nahe kommt – siehe Vampira 3).
Noch während sich die beiden Reporter ein Bild machen, ruft Polizeichef Virgil Codd an. Er verhängt auch über diesen Fall eine strikte Nachrichtensperre.
Weil nun praktisch zwei Stories von Beth auf Eis liegen, will die pfiffige Reporterin den Espen Storm aufnehmen. Das gelingt ihr aber erst, als sie mit Lilith zusammen dort auftaucht. Die Halbvampirin erkennt in dem Aborigine eine Gestalt, die sie schon seit beinahe hundert Jahren auf dem Grundstück in der Paddingtonstreet herumwandern sieht.
Landru stößt auf einem alten Friedhof auf die überlebenden der Sippe – und sogleich wird klar, wer hier das Sagen hat. Hekate bietet ihm zwei Kinder zum Trunk, womit sie ihn jedoch verärgert. Solange das Unheiligtum der Vampire nicht wiederbeschafft ist, will er davon nichts wissen.
Er bestraft die vorlaute Vampirin, indem er ihr die Haare vom Kopf brennt (er hasst Haare) und sie zu seiner Gespielin macht.
Obwohl jemand angekommen ist, der sie aus tiefem Herzen hasst, schließt der Roman mit einem Happy End für Lilith. Duncan hat seine Priesterpläne überdacht (der Tod seiner Eltern lässt ihn an Gott zweifeln) und gibt sich ihr zu hemmungslosen Sexspielen hin. Getrübt wird das Ganze nur dadurch, dass das Ding aus dem Vorspann sein Ziel gefunden hat: Lilith. Aber he, es ist der Symbiont, also kein Grund zur Panik. Oder doch?
Die Einführung von Beth und ihrem Lebens- und Liebesumfeld tut der Serie gut. Der Humor ist da, lockert die Geschichte etwas auf. Noch weiß Lilith sehr wenig über ihre Bestimmung. Sie wird in den Strudel der Handlung hineingezogen, ohne wirklich zu agieren. Bei der Fahrt zu Duncans Eltern ändert sich das. Sie ist erstmals mehr Jägerin als Gejagte.
Dazu kommt der Über-Gegner Landru. Man merkt sofort, wie mächtig er ist. Dass er über den Dingen steht, und dass er insgeheim seine eigenen Pläne verfolgt. Die Serie verspricht spannend zu werden!
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Ach ja, auf der Leserbriefseite der Erstauflage enthüllt der Redakteur Michael Schönenbröcher ein interessantes Geheimnis:
Ursprünglich wollten wir sogar eine Serie über die Original-Vampirella machen; leider (oder glücklicherweise; wer weiß?) scheiterte dies an den Rechten, die bei einer amerikanischen Agentur liegen und kaum zu bezahlen sind. So entstand mit Lilith eine Vampirin, die moderne Züge trägt, und ein Background, der viel unheimlicher und erotischer ist als in der Comic-Vorlage – und der ein gigantisches Geheimnis birgt, das aber erst später in der Serie zum Tragen kommt.
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Reihe: Vampira, Heft 4 |