Reihe: Sonja Blue, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Der Anfang hätte aus einem Mike Hammer Roman stammen können. Der knallharte Privatdetektiv ist von einer Frau hereingelegt worden. Sie hat ihren Mann umgebracht, und ihm die Tat angehängt. Und eine Kugel in die Brust hat sie ihm ebenfalls verpasst.
Trotzdem verzehrt er sich nach ihr. Lässt sich wieder und wieder von ihr umbringen, in seinen Träumen.
Dann kommt ein Mann zu ihm ins Gefängniskrankenhaus. Er nennt sich Renfield. Sein Herr würde die Sache regeln, wenn er sich dafür verpflichte, jemanden für ihn ausfindig zu machen.
William Palmer hat keine Wahl. Natürlich sagt er zu.
Renfields Herr ist der Vampir Pangloss. Sonja hat ihn schon kennengelernt. Er ist ein uralter Vampir (über 1500 Jahre alt), der Erschaffer von Morgan, also gewissermaßen Sonjas Großvater. Somit lügt er nicht einmal, als er den Privatdetektiv beauftragt, seine Enkelin zu finden.
Die hat sich mittlerweile zu einer unerbittlichen Vampirjägerin gemausert, die mit ihrem Silbernen Klappmesser Schneisen in die Reihen der Untoten schneidet.
Palmer gelingt es tatsächlich, Sonja aufzuspüren. Weil sie regelmäßig einen Strauß schwarzer Rosen auf ein bestimmtes Grab legen lässt.
Diese Spur führt den Detektiv nach New Orleans. Da gerade der Karneval stattfindet, begegnet er auch einigen Toten. Unter anderem Chaz, den Sonja in Band 1 höchstpersönlich tötete. Nun, er nimmt ihr das nicht übel, rät jedoch Palmer, die Finger von ihr zu lassen.
Doch so ein kleiner Kampf gegen den eifersüchtigen Renfield und seinem Lieblingsmenschenfresser, einem Oger, schweißt zusammen. Palmer will Sonja unterstützen, wenn sie ihm dafür beibringt, wie man sich psionisch abschirmt. Denn dass er für diesen Auftrag angeworben wurde, lag an seinen medialen Fähigkeiten, die bis dahin latent in ihm schlummerten.
Pangloss erklärt, dass sich Morgan daran macht, eine Rasse von Supervampiren zu erschaffen. Damit würde er das Gleichgewicht innerhalb der Pretenderwelt zerstören – deshalb verrät er ihr den Namen eiens Menschen, der wissen könnte, unter welchem Namen er sich wo versteckt hält.
Dieser Mensch entpuppt sich als Leithammel. Er steht nicht unter der Kontrolle der Vampire wie ein Renfield, sondern er cooperiert aus niederen Beweggründen (Reichtum, Macht). Dass er sich damit zum Verräter an der eigenen Rasse macht, das ist ihm egal.
Die Spur führt Sonja und Palmer in ein abgefahrenes Haus. Der Architekt hat es angeblich gebaut, um sich vor den Geistern der von ihm ermordeten Familie in Sicherheit zu bringen. Das Haus nennt sich Ghost Trap, weil die nichteuklidische Geometrie Geister verwirren und festhalten könnte (Diese Art von Geometrie geht auf H. P. Lovecraft zurück, und Nancy A. Collins erwähnt diesen mehrfach. Angeblich habe dieses Haus den Kultautor zu der Geschichte Dreams In A Witch House inspiriert – eine tolle Hommage!)
Immer wieder wurde ihr Blick auf Linien gelenkt, die außerhalb des normalen Gesichtsfeldes sowohl zu entstehen als auch sich zu schneiden schienen. Sie bezweifelte, dass ein darauf unvorbereiteter Mensch mehr als eine Stunde ununterbrochen dieser eigenartig hitektonischen Gestaltung ausgesetzt bleiben konnte, ohne das Bewußtsein zu verlieren oder blöde zu werden.
Tatsächlich ist dieses Haus der ideale Ort, um sich vor allen Medien abzuschirmen, und seien sie noch so stark. Aber nun weiß Sonja, wo sie zu suchen hat.
Allerdings stößt sie zuerst auf Morgans‘ Geschöpfe. Ein Vampirpärchen, das durch Genmanipulation eine neue Existenzstufe erreicht hat ... sie ist schwanger. Was für ein Wesen da aus ihr herausschlüpft, das ist schon ein Hammer!
.Obwohl dieser Roman ebenfalls vor Gewalt trieft, spielt diese wieder nicht die erste Rolle. Es ist die Gesellschaft der Vampire, in die wir tiefer eintauchen. Ihre Lebensweise in unserer und in der realen Welt (die Welt hinter der Welt wurde ebenfalls von H. P. Lovecraft inspiriert). In diesem Buch erfahren wir einige neue Dinge über die Pretender:
Der Name von Dr. Pengloss‘ Diener ist nicht zufällig gewählt. Renfield ist eine Figur aus dem Bram Stokers Roman Dracula. Er ist ein Irrer, der sich von Fliegen und Spinnen ernährt, weil er unwürdig ist, wie sein meister Blut zu trinken.
In Nancy A. Collins‘ Welt sind die Renfields die persönlichen Diener von Noblen. Sie sind auf mentaler Weise Abhängige von ihren Herren, und diesen somit auf das Extremste ergeben. Die meisten Renfields werden an der kurzen Leine gehalten, aber da stehen die drauf. Offensichtlich sind sie verkappte Masochisten.
Des weiteren umgeben sich die Noblen auch gerne mit Ogern. Die sind im Allgemeinen zu auffällig, um sich allein durchs Leben zu schlagen, aber sie sind unverwüstlich. Es braucht schon eine Menge Gewalt, um sie in die Knie zu zwingen. Aber das lohnt sich, immerhin fressen sie gerne kleine Kinder...
Palmers Albträume wurden herbeigerufen und verstärkt von einem Marui, einem lebhaften Alb. Der ernährt sich von den Ängsten,d en diese Träume hervorrufen. Sonja vermutet anhand der Größe des Geschöpfes, dass der hier sich schon eine ganze Weile von Palmer ernährt – außerdem geht sie davon aus, dass Pangloss ihm das Vieh auf den Hals gehetzt hat.
Magie spielt auch diesmal wieder eine Rolle. Sonja kauft sich ab und an einen nützlichen Zauber. Diesmal eine Hand des Ruhms. Eine sechfingrige Hand eines Mayakönigs – einer früheren Inkarnation Palmers‘.
Und noch etwas: Mardi Gras ist eine der Wenigen Nächte, in denen die Toten Gestalt annehmen und sich unter die Menschen mischen können. Genau wie an Halloween.
Sonja Blue ist die Mutter aller Vampirschlampen. Die ersten drei Bände erschienen im Goldmann Verlag. Ein vierter bei Feder und Schwert. Der Festa Verlag wollte die Serie ebenfalls ins Programm nehmen, hat aber nur den ersten Band nachgedruckt.
Die restlichen Romane sind leider noch nicht auf deutsch erschienen...
1. Der Todeskuss der Sonja Blue
2. Ein Dutzend schwarzer Rosen
3. Ganz in Schwarz
4. Racheengel