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Reihe: Sonja Blue, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
In einer Irrenanstalt werden sogar die Irren irre. Jede Nach dringt etwas in ihre Träume ein. Das macht sie noch verrückter, als sie es ohnehin schon sind. Ein Pfleger ist sich sicher, dass dies an der Frau aus Zelle sieben liegt – sie ist unheimlich.
Was er nicht weiß: Diese Frau ist eine Vampirin, die man hier aufs Abstellgleis gestellt hat – doch ihr Organismus hat sich nun an die Drogen gewöhnt, mit dem man sie ruhig gehalten hat. Sie hat nun die Kraft, auszubrechen. Dass sie sich dabei mehrere Rippen bricht und auch sonst Schaden nimmt, das ist ihr nur recht und billig. Ihre Wunden werden verheilen, ihr Hass nicht!
Einst war da ein junges, hübsches Mädchen, eine Millionenerbin namens Denise Thorn. Dann war da Sir Morgen, ein Vampir. Der das Mädchen berauscht mit Champagner und seinem Auftreten, vielleicht auch mit seinem selbstverständlichen Reichtum. Doch die schwärmerische Romanze endet in seinem Wagen, als er sie brutal vergewaltigt, aussaugt und sterbend in die Gosse wirft.
Doch das Mädchen stirbt nicht. Sie verliert ihr Gedächtnis und ihre Identität. Sie gerät in die Fänge eines Zuhälters, der sie lehrt, wie es auf der Straße so abgeht. Er macht sie zu Sonja Blue. Ihre Wunden heilen schnell, aber ihr Hass wächst. Eines Tages reißt sie ihren Lehrer in Stücke...
Sonja Blue ist äußerst gewalttätig. Das Buch macht da keinen Held draus. Bis ins kleinste Detail wird beschrieben, wie Sonja in der Gosse landet, und wie sie sich daraus hervorkämpft. Das ist Splatter pur. Jedoch muss hier betont werden, dass die Gewalt nicht um ihrer selbst willen geschildert wird – sie ist Mittel zum Zweck. Sie beschreibt das Leben in einer Großstadt, dort, wo alle Hoffnung nur Illusion ist. Ebenso ist sie wichtig, um das Wesen der Vampire zu erfassen. Sie sind die Dominante Species (nicht alle von ihnen), und da sie niemand zur Rechenschaft zieht, leben sie ihre Macht aus. Sie sind Sadisten, die nicht nur von Blut leben, sondern von den Qualen der Menschen. Dabei haben sie es zur Meisterschaft gebracht, diese Qualen hervorzurufen...
Schon in ihrem ersten Buch hat Nancy A. Collins eine eigene Welt erschaffen. Klar, es ist ein Vampirroman, also geht es auch um Vampire. Sir Morgan ist ein Nobler. Um diesen überlegenen Status zu erlangen brauchen die Blutsauger Jahrzehnte – und manche schaffen es nie. Der durchschnittliche Wiedergänger vegetiert Pennergleich in den schmutzigen Gassen, immer auf der Suche nach einem unvorsichtigen Opfer.
Die teilen sie sich mit anderen Wesen. Den Vargr (Werwölfen), Sukkubi und etlichen anderen. Die meisten sind der Autorin nur eine Fußnote wert. All diese übernatürlichen Wesen werden zur Rasse der Pretender (Lügner/Täuscher) zusammengefasst. Die Welt, welche den normalen Menschen verborgen ist, nennt sie die reale Welt. Medien erhaschen ab und an einen Blick darauf. Nicht alle können mit diesem Wissen leben. Die Irrenhäuser sind voll von medial begabten Menschen. Oder Menschen, die auch Pretenderblut in sich tragen – diese Wesen paaren sich recht gerne mit uns...
In diesem ersten Band bekommt es Sonja noch nicht mit ihrem verfluchten Erschaffer zu tun – nein, für ihren Aufenthalt in der Zwangsjacke ist eine durchgeknallte Fernsehpredigerin zuständig. Aber sie hat sich mit der Falschen angelegt. Es kommt zu einem Kampf der Schlampen, und der wird bis aufs Blut geführt. Und darüber hinaus!
Sonja Blue ist die Mutter aller Vampirschlampen. Die ersten drei Bände erschienen im Goldmann Verlag. Ein vierter bei Feder und Schwert. Der Festa Verlag wollte die Serie ebenfalls ins Programm nehmen, hat aber nur den ersten Band nachgedruckt.
Die restlichen Romane sind leider noch nicht auf deutsch erschienen...
1. Der Todeskuss der Sonja Blue
2. Ein Dutzend schwarzer Rosen
3. Ganz in Schwarz
4. Racheengel
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Neuere Ausgabe: Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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