Titel: Der Ripper Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Weil ich gerade im Ripper-Fieber war, zog ich dieses alte Schätzchen aus meinem Bücherregal. Der Autor von Psycho hat auch so einiges zum Thema zu sagen!
Der Name Jack the Ripper (Jack der Schlitzer) dürfte so ziemlich jedem bekannt sein:
Ein unbekannter Täter hat im Jahr 1088 in dem Londoner Problemviertel Whitechaple insgesamt fünft Nutten bestialisch abgeschlachtet (manche gehen von mehr Morden aus, aber diese fünf sind amtlich).
Den Namen hat er sich selbst gegeben, indem er der Polizei und der Presse geschrieben hat. In seinen Briefen und Postkarten sind Details erwähnt, die nur der Täter kennen konnte.
Man hat ihn nie gefasst. Nach dem Mord an Mary Jane Kelly war dann Schluss. Das Morden hörte auf.
Es gibt etliche Theorien, wer der Ripper war, und warum er plötzlich mit dem Morden aufgehört hat. Und auch, warum die Polizei ihn nie fasste (was übrigens Anlass für ein paar nette Verschwörungstheorien gibt, die sogar Albert Christian Edward, Herzog von Clarence, Sohn des Prinzen von Wales und Enkel der König Victoria einbeziehen).
Dieses Buch ist gnadenlos Detailgetreu. Robert Bloch hat wie ein Wahnsinniger Recherchiert. Sämtliche Details stimmen. Namen. Orte. Verstümmelungen. So haben die Opfer gelebt, und so sind sie gestorben. Die Zeitungsberichte stimmen (wahrscheinlich), die Ripperbriefe sind wortgetreu (übersetzt).
Die Polizei erkannte schnell, dass der Ripper anatomische Kenntnisse besitzen musste. Sie vermuteten, dass er Arzt war. Deshalb ist das Zentrum Bloch Romans das Londoner Hospital – und natürlich seine Ärzte.
Dr. Mark Robinson ist frisch aus den USA gekommen, um seine Kenntnisse der Medizin in England zu vertiefen. Sein Mentor ist Dr. Albert Trebor, der mittlerweile ins Alter gekommene Arzt ist nur noch als Berater tätig. Er streift oft durch Whitechaple, um die Wurzel des Elends zu erforschen und alles Übel von Grund auf auszumerzen.
Robinson zeigt ein gesteigertes Interesse an Geisteskrankheiten, und als Amerikaner besitzt er natürlich ein Bowiemesser.
Ach ja, da ist auch noch Dr. Jeremy Hume, der sichtlich Spaß daran hat, zu operieren. Gerne auch mal ohne Betäubung. Seine Patienten wechseln teilweise sogar in ein anderes Krankenhaus, weil sie Angst vor seinem Skalpell haben.
Mittendrin ist die hübsche Lernschwester Eva Sloane, eine Pfarrerstochter. Man gewinnt recht bald den Eindruck, dass die Gute noch eine besondere Rolle spielen wird...
Jeder in diesem Buch ist verdächtig. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Robert Bloch die Geschichte um die damals tatsächlich Verdächtigen herum gesponnen hat.
Sie verdächtigen sich auch gegenseitig. Denn jeder hat den anderen schon mal bei einer Leichenschau, oder in der Nähe eines Tatortes gesehen. Und jeder hat auch irgendwie selbst Geheimnisse. Zumeist dunkle Geheimnisse.
Die Hölle ist finster.
Das hatte Shakespeare vor langer Zeit geschrieben, doch mit den selben Worten hätte er auch London beschreiben können.
Wie ich schon erwähnte, ist das Buch detailverliebt. Die Atmosphäre des damaligen Londons ist hervorragend wiedergegeben. Ebenso die politischen und sozialen Zustände. Die Unfähigkeit der Polizei, deren Misserfolg sich durch Zuständigkeitsstreitereien und eine nicht-standartisierte Arbeitsweise erklärt. Und durch Vertuschungsaktionen von Seiten der Mächtigen.
Der Autor hat zugegeben, dass er sich gewisse Freiheiten bei historischen Personen erlaubt hat:
Das Theaterstück Dr. Jeckly & Mr. Hide wird erwähnt, der Schauspieler Richard Mansfield will es angeblich absetzen, weil er denkt, den Ripper inspiriert zu haben.
Oskar Wilde ist empört. Der junge Dichter wird übrigens hinsichtlich der sexuellen Vorlieben von Prinz Eddy, dem Herzog von Clarence befragt, da er sich in den selben Clubs herumtreibt wie der verdächtige Monarch.
Außerdem stellt Dr, Arthur Conan Doyle Vermutungen an, wie Sherlock Holmes dem Ripper auf die Spur kommen würde.
Ach ja, außerdem ist da noch John Merrick, der Elefantenmensch, der im Hospital wohnt und Augenzeuge von gewissen Vorgängen ist...
Es bleibt spannend bis zum Schluss, und der ist wirklich überraschend.
Dies ist das mit Abstand beste Buch, das ich über Jack The Ripper gelesen habe!