Reihe: Heyne Hardcore Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Es gibt einige Themen in der Horror-Literatur, die mich besonders ansprechen. Vampire gehören dazu. Allerdings böse Vampire, nicht die Glitzervampire, die sich momentan in diversen Romantic Thrillern tummeln. Und Werwölfe. Zu diesen zählt Stephen King in Danse Macabre auch Jack The Ripper.
Nachdem Richard Laymon in meinen Augen das Vampirthema in Der Pfahl versemmelt hat, wollte ich ihm in Bezug des Rippers noch eine Chance geben.
Zu meinem Glück, denn das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen!
Der Name Jack the Ripper (Jack der Schlitzer) dürfte so ziemlich jedem bekannt sein:
Ein unbekannter Täter hat im Jahr 1088 in dem Londoner Problemviertel Whitechaple insgesamt fünft Nutten bestialisch abgeschlachtet (manche gehen von mehr Morden aus, aber diese fünf sind amtlich).
Den Namen hat er sich selbst gegeben, indem er der Polizei und der Presse geschrieben hat. In seinen Briefen und Postkarten sind Details erwähnt, die nur der Täter kennen konnte.
Man hat ihn nie gefasst. Nach dem Mord an Mary Jane Kelly war dann Schluss. Das Morden hörte auf.
Es gibt etliche Theorien, wer der Ripper war, und warum er plötzlich mit dem Morden aufgehört hat. Und auch, warum die Polizei ihn nie fasste (was übrigens Anlass für ein paar nette Verschwörungstheorien gibt, die sogar Albert Christian Edward, Herzog von Clarence, Sohn des Prinzen von Wales und Enkel der König Victoria einbeziehen).
In Laymons Roman hastet der 15jährigen Trever auf der Suche nach seinem Onkel durch Whitechaple. Eine junge Hure bietet ihm an, ihm den Weg zu zeigen, aber sie führt ihn in einen Hinterhalt. Im Folge dessen ersticht Trevor einen der Räuber und ehe er es sich versieht, flüchtet er vor einem Mob, der ihn für den gefürchteten Jack The Ripper hält.
Der Junge kann sich in einem kleinen Appartment verstecken, und zwar unter dem Bett.
Dummerweise ist dies das Bett von Mary Jane Kelly, die praktisch über ihm von dem echten Ripper bestialisch abgeschlachtet wird (Was aus der Perspektive des unter dem Bett liegenden Trevor noch ein ganzes Stück eindringlicher wirkt, als es ohnehin schon ist).
Trevor ist so geschockt, dass er es sich zur Aufgabe macht, das blutrünstige Monster zur Strecke zu bringen – und ehe er es sich versieht, ist er in der Gewalt des Mörders, der ihn nach Amerika entführt, wo er den Indianern mal zeigen will, was echtes Foltern und Zerstückeln bedeutet ...
... der Roman entfernt sich nun inhaltlich und räumlich von den üblichen Szenarien, bleibt jedoch seinem Stil treu. Der Ripper, ein Adliger namens Whittle, hat die komplette Besatzung des kleinen Schiffes in seiner Gewalt. Wobei das Wort Gewalt wörtlich zu nehmen ist. Die junge Frau des Skippers hat nichts zu Lachen, und Trevors Hass auf den Ripper bekommt ständig neue Nahrung. Als dann Amerika erreicht ist, entledigt sich Whittle seiner Reisegefährten und nur Trevor kann entkommen.
Trevor findet Unterschlupf bei dem Colenel und seiner Familie, und einen Moment sieht es so aus, als ließe er den Ripper Ripper sein, bis er denn in den Zeitungen von brutalen Morden und Verstümmelungen in Tombstone liest. Der Täter kann nur Whittle sein, und so macht sich Trevor auf, seinem Erzfeind das Handwerk zu legen.
Aber natürlich passiert unterwegs so einiges. Trevor schließt sich einer Bande von Zugräubern an, wird zum Pferdedieb und selber zum Mörder, findet die Liebe seines Lebens ... und in einer finsteren Höhle voller Leichen kommt es zum letzten Showdown!
Nun, mit der Recherche hat sich Laymon nicht besonders aufgehalten. Seien Geschichte fängt mit dem letzten Mord des Rippers in London an und wechselt dann sofort den Schauplatz. Whittle ist keiner der üblichen Verdächtigen, und der einzige Hintergrund, den er zu haben scheint, ist sein ausgeprägter Sadismus.
Aber das funktioniert. Der Mord an Mary Jane Kelly gewinnt durch die ungewöhnliche Perspektive an Schrecken, die Überfahrt auf dem Schiff ist von einer Klaustrophobischen Angst und einer Überlegenheit des Rippers durch seine Schnelligkeit mit dem Messer ziemlich traumatisch. Dann wandelt sich das Buch etwas in einen Western, aber auch hier bleibt es spannend. Und dann der Showdown, ohne den man im Wilden Westen einfach nicht auskommt. Ungewöhnlich. Eindringlich. Gut.