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Titel: H. P. Lovecraft – Eine Biografie Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Grob weiß sicherlich jeder von Euch bescheid, dass H. P. Lovecraft ein verkanntes Genie war, das zu Lebzeiten an der Armutsgrenze vegetierte, oder zuweilen auch darunter. Er litt unter einer anfälligen Gesundheit, welche ihn von einem regelmäßigen Schulbesuch abhielt. Dennoch war er hochgebildet, wobei er als Autodidakt all sein Wissen aus Büchern bezog.
Diese Biografie entstand nach Lovecrafts Tod, sodass der Autor ihn nicht mehr zu den einzelnen Punkten befragen konnte. Es gibt auch keine Interviews von Lovecraft. Nicht, dass der Mann nicht interessant genug gewesen wäre, aber er war zu unbekannt.
Dennoch wissen wir heute sehr viel über ihn. Weil er ein manischer Briefeschreiber war. Und da liegt auch der Ansatzpunkt zu dieser sehr ausführlichen und äußerst interessanten Biografie. In einem Interview lügen Autoren bisweilen, aber ihren Freunden teilen sie mit, was sie bewegt. Und das muss eine verdammte Arbeit gewesen sein, sich durch all diese Briefe zu wühlen, sie inhaltlich zu sortieren, bei Freunden, Verwandten und bei Lovecrafts Ehefrau (Ex-Frau) nachzuhaken.
Dass Lyon Sprague de Camp dabei äußerst gewissenhaft vorging, zeigt die bombastische Seitenzahl 638, die dieses Buch zu einem gewichtigen Backstein erhebt.
Lovecraft war ein begeisterter Spaziergänger, Sternenbeobachter, Chemiker und Leser. Nun mag man sagen, dass diese Hobbys nicht der Stoff für eine aufregende Biografie liefert, aber irgendwie war dieses Einsiedlerleben alles andere, denn uninteressant.
Überhaupt hatte Lovecraft viele Freunde. Sie besuchten sich dann und wann, inspirierten sich gegenseitig.
Wobei H. P. einen guten Start hatte. Anfangs war Geld da für ein Teleskop oder einen Chemiekasten, oder was immer der junge Herr für seine Forschungen benötigte. Und auch später sparte Lovecraft lieber am Essen, denn an seinen kreativen Möglichkeiten.
Da der Autor wegen schlechter Noten (begründet durch die Gesundheit, oder dem Desinteresse zu manchen Fächern) nicht die Universität besuchen konnte (Gastvorlesungen ausgeschlossen), bildete die Universität nicht den intellektuellen Mittelpunkt seines Lebens (auch wenn die Miscatonic Universität in Arkham eine wichtige Rolle in vielen von Lovecrafts Geschichten spielt). Das war der Amateurjournalismus. Ein Vorreiter des Fandoms, der die Grundlage manches Schriftstellers bildet). Ich wusste etwas darüber, aber welche tragende Rolle er in Lovecrafts Leben spielte, das war mit unbekannt. Es mag sein, dass er sich ohne eine Aufgabe, ohne einen Austausch mit gleichgesinnten umgebracht hätte. Bisweilen trug er ein Fläschchen mit Gift mit sich...
Ich will jetzt gar nicht ins Detail gehen. Kauft Euch das Buch und lest es. Ihr werdet Lovecrafts Leben, und Ihr werdet sein Leben besser verstehen. Zumal wirklich alles anhand von Briefen oder Aussagen von Zeitzeugen belegt wird. Wobei diese sich schon mal wiedersprechen (auch Lovecraft hat im Laufe seines Lebens seine Meinung zu dem einen oder anderen Thema geändert), aber sie werden so genau wie möglich in einen Zeitlichen Kontext gebracht, und bisweilen auch gegeneinander aufgewogen.
Auch ich habe nie eine Universität besucht – aber so stelle ich mir eine ernsthafte, wissenschaftliche Abhandlung vor. Nur, dass diese Biografie auch noch spannend und unterhaltsam geschrieben wurde.
Ihr müsst nicht alles von Lovecraft haben. Aber wer sich ernsthaft mit diesem Autor auseinandersetzen will, der kommt um dieses Buch nicht herum. Ein Muss, nicht nur für den Fan!