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Reihe: Dean Koontz Frankenstein, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Über 200 Jahre hat Victor Frankenstein gelebt und geforscht. Zuletzt unter dem Namen Victor Helios in New Orleans (Siehe Band 1 – 3). Doch letztlich war sein blasphemisches Werk dem Untergang geweiht. Doch bevor es ihn erwischte, hat er einen eigenen Klon ins Leben gerufen, um seine Unsterblichkeit zu garantieren.
Frankensteins Klon ist genau wie die alle Geschöpfe der neuen Rasse optimiert worden. Zwar hat Victor ihn mit einem Download seines gesamten Wissens ausgestattet, dennoch verfolgt der neue Schöpfer ganz andere Pläne als der alte.
Wollte der Original-Frankenstein durch eine Revolution der neuen Rasse beweisen, wie unvollkommen die alte Rasse war, will sein Klon die Erde von allem menschlichen Leben befreien. Die neue Rasse ist in seinen Augen ebenfalls unvollkommen, weil sie auf der alten Rasse basiert ... und deswegen nur als Übergangslösung gedacht.
Er steht über den Machtfantasien seines Vorgängers, und er hat auch keinerlei Interesse mehr an sadistischem Sex...
Die Invasion beginnt in Rainbow Falls, Montana. Der neue Bürgermeister inspiziert das Haus des alten Bürgermeisters, und er legt dabei ein befremdliches, zwanghaftes Verhalten an den Tag. Schnell wird klar, dass es sich um einen Replikant handelt. Aber erst, als er dem alten Bürgermeister begegnet wissen wir, dass der Austausch gerade eben jetzt stattfindet. Der alte Bürgermeister bekommt einen silbernen Nagel in den Kopf geschossen, und seiner Familie geht es ebenso.
Sämtliche Machtzentralen werden in dieser Nach übernommen. Nicht nur die Bezirksverwaltung, sondern auch die Polizeistation und das Krankenhaus. Das Ganze erinnert sehr an Invasion Of The Bodysnatchers (das im Gegensatz zu Band 1 hier nicht einmal erwähnt wird) . Aber die Übernahme geht nicht reibungslos über die Bühne, und hier zeigt sich, dass Victor Leben noch die Überheblichkeit seines Vorgängers besitzt. Schließlich glaubt er auf alles vorbereitet zu sein...
Natürlich treffen wir in diesem Roman wieder auf ein paar alte Bekannte.
Da ist natürlich Deucalion. Frankensteins Monster. Der Erste. Er wurde, wie wir in Mary Shells Roman und unzähligen Filmen erfahren haben, durch Blitze ins Leben gerufen. In Koontz‘ Trilogie erklärte man uns, dass dies ganz besondere Blitze waren, die ihm einen unglaublichen Einblick in die Quantenstruktur des Universums gewährten. Deswegen kann er auch durch Wände gehen und von einem Ort zum anderen teleportieren (obwohl das hier anders heißt). Aber es wird auch angedeutet, dass man ihm das Leben gewährte, weil er eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
In seinem Tod sandte Frankenstein einen Todesimpuls aus, der all seine Geschöpfe mit Ausnahme seines Klons zerstörte (was in meinen Augen ein erbärmlicher Ausweg des Autors war, sich mit den Hinterlassenschaften beschäftigen zu müssen. Der Obervampir ist tot, und alle anderen entweder ebenfalls oder geheilt. Ja klar.) Nun Deucalion ist der Erste, der Impuls traf ihn nicht. Aber er hat ja noch eine Aufgabe zu erfüllen...
... ebenfalls verschont vom Todesimpuls sind Erika fünf und Jocko. Beide leben wie Mutter und Sohn in – ja genau: Rainbow Falls, Montana. Erika erkennt Frankensteins Klon und alarmiert Carson O’Connor-Maddison und ihren Mann Michael Maddison. Die beiden waren die ermittelnden Polizisten in der Trilogie, und auch wenn sie im Klappentext als Polizistenduo bezeichnet werden, sind sie mittlerweile Privatdetektive. Sie brauchten halt einen Job, in dem sie offiziell Waffen tragen durften.
Allerdings sind sie mittlerweile weniger schlagkräftig, weil sie eine Tochter haben und nicht mehr jedes Risiko eingehen wollen...
Egal, Jocko ist sowieso der erheblich interessantere Charakter. Aus einem Tumor geboren und mit abstoßender Hässlichkeit geschlagen ist er eigentlich ein lieber Kerl. Zutiefst verunsichert wegen der heftigen Reaktionen, die sein Äußeres bei anderen auslöst. Aber auch er ist einer der Guten, und die unbekannte Macht hat auch für ihn eine Rolle im Endkampf vorgesehen!
Tja, und dann gibt es da noch einen skrupellosen Obdachlosen, der Einbrecherwerkzeug in seinem Hintern versteckt, und einen dummen (schwachsinnigen) Jungen, die gemeinsam aus dem Knast ausbrechen. Die beiden gemeinsam auf der Flucht. Komisch und dramatisch zugleich...
... im Krankenhaus bemerken ein alter Mann (Westernautor) und ein Junge, dass da etwas seltsames vorgeht. Und auch diese beiden entschließen sich zu einer gemeinsamen Flucht.
Der besondere Charme des Buches liegt in seinen ungewöhnlichen Charakteren. Und natürlich in der wahnwitzigen Geschichte. Besonders cool finde ich, Frankensteins Schergen die komplette Gemeinde der Kirche der Apokalyptischen Reiter plant. All die gottesfürchtigen Männer und Frauen und Kinder. Doch die merken, dass jemand alle Türen versperrt hat und dass der nette Reverend entweder nicht mehr der Reverend, oder mit dem Satan im Bunde war. Sie alle sind bewaffnet, und sie schießen auf alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Ein grandioses Gemetzel. Und besonders einfühlsam beschrieben mit den Worten eines Vaters:
„Na ja, wir wussten doch schon immer, dass zu unseren Lebzeiten etwas über und hereinbrechen würde, sagte Hank. „Wir dachten halt nur, es würden die Chinesen oder die Russen oder irgendeine Seuche sein. An Außerirdische haben wir nie gedacht, aber wenn es nun mal so kommen soll, na bitte.“
Das sagt ja nun alles, oder. Ein ziemlich geiles Buch, nicht wirklich vergleichbar mit der Trilogie, aber auf seine ganz eigene Weise ebenso grandios. Nur dass es mittendrin aufhört, das nervt gewaltig. In Deutschland wurden schon einige Bücher in zwei Teile gesplittet – aber dann sollte man doch wenigstens den Schneid haben, sie gleichzeitig zu veröffentlichen, dass man sich bei der Erkenntnis sofort den nächsten Teil zulegen und das Buch zu ende lesen kann. Band 5 ist in Deutschland jedoch noch nicht erschienen, und das nervt total!
1. Das Gesicht
2. Das Gesicht
3. Der Schatten
4. Der Schöpfer
5. Die tote Stadt (noch nicht erschienen)