Titel: Ein feiner dunkler Riss Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Der Name Joe R. Lansdale wird gerne im Zusammenhang mit den Splatterpunks genannt. Nun, das Gewaltpotenzial ins einen Geschichten ist recht hoch, und Akt der Liebe ist unter Garantie ein Splatterroman.
Aber man kann den mann einfach in keine Schublade stecken. Er hat Horror geschrieben, aber auch Krimis. Und auch Romane, die irgendwie dazwischen liegen. Und he, irgendwie ist das eine seiner Stärken: Man weiß nie, was einen erwartet!
In Ein feiner dunkler Riss erzählt uns Stan von seiner Kindheit. Dieses Stilmittel haben auch Stephen King (Es, Stand By Me usw.) und Jack Ketchum (Evil) verwendet. Ich lese so etwas gerne, denn wenn die Geschehnisse durch die unschuldigen (unwissenden) Augen von Kindern geschildert werden, dann bekommen sie eine ganz besondere Gewichtung. Wie hier der Zwischenfall mit den zugeknoteten Luftballons, die Stans Vater im Zimmer seiner großen Schwester findet. Stan weiß damit nichts anzufangen, wird aber aufgeklärt.
Okay, danach versteht er immer noch nicht alles, kann sich aber so einiges zusammenreimen.
Gerade die Sexualität spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle. Als Motiv für zwei Morde. Die eines reichen Mädchens, welche im Bett gefesselt einem Wohnungsbrand zum Opfer fiel, und die eines armen Mädchens, dass man an den Bahngleisen köpfte.
Das alles geschah vor einiger Zeit, aber Stan möchte den Kriminalfall aufklären. Er hat nämlich eine Kiste mit Briefen gefunden, die mit der Sache irgendwie im Zusammenhang stehen...
Armut und Reichtum sind ein großes Thema, 1958 in Texas. Genauso wie der Rassismus (Die Kluxer werden nicht als Problem angesehen, sondern als Lösung). Außerdem begegnet man überall der Gewalt – wenn Väter ihre Kinder schlagen, und ihre Frauen, wenn Nigger sich mit dem Messer auflauern, oder wenn reiche Männer denken, alle jungen Mädchen stünden ihnen zur Verfügung.
Ja, die Gewalt ist allgegenwärtig in diesem Buch, dennoch kann man es mit Akt der Liebe gar nicht vergleichen. Es ist reifer, und es ist raffinierter. Ein toller Krimi, und auch irgendwie eine tolle Horrorgeschichte (die Geister der Ermordeten finden keine Ruhe).
Einerseits wundert es mich, dass dieser Roman in einem Kleinverlag erschienen ist. Lansdale ist gut genug für die großen Verlage (die auch hin und wieder seine Bücher drucken) - aber in diesem Fall ist dies ein Glück für den Leser. Der Golkonda Verlag hat hier ein absolutes Schmuckstück produziert. Ein Paperback in edler Klappenbroschur, mit stimmungsvollen Zeichnungen. Ein echtes Schmuckstück für jedes Bücherregal. Diesen Verlag sollte man – ebenso wie den Autor – im Auge behalten!
Beachtet bitte auch das (verlagsübergreifende) Autoren Special auf des Golkonda Verlags! Es lohnt sich!