|
Titel: Das Ding aus einer anderen Welt Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
|
Ein Hund rast durch das Eis, verfolgt von zwei Männern, die aus einem Helikopter auf ihn schießen. Die Schüsse alarmieren amerikanische Antarktisforscher, die entsetz aus ihren Baracken herbeieilen. Die Jäger rufen ihnen aufgeregt etwas zu, aber he, Amerikaner erwarten dass die Welt ihre Sprache spricht. Sie verstehen kein norwegisch, und deshalb eskaliert die Situation. Der Hubschrauber explodiert und der Hund (das arme, verängstigte Hundchen) ist gerettet.
Der Held des Films ist Macready, der in Carpenters Verfilmung von Kurt Russel gespielt wird (er hat mit Carpenter auch in Big Trouble in Little China und Elvis zusammengearbeitet), und wie eindrucksvoll er dies tut, sehen wir auf dem Titelbild dieses Buches.
Bei der Gelegenheit. Auf dem Cover steht: Der Roman, nach dem der sensationelle gleichnamige John Carpenter-Film gedreht wurde, aber das ist Quatsch. Der Film basiert (ebenso wie der vorherige Film) auf der Kurzgeschichte Who Goes There? von John W. Campbell. Er wurde jedoch nach dem Drehbuch von Bill Lancaster geschrieben. Wobei interessant ist, dass Buch und Film zeitgleich erscheinen sollten, und somit Änderungen beim Drehen nicht Eingang in das Buch fanden. Wir haben hier also den Director's Cut vorliegen.
Die Norwegische Station liegt in Trümmern. Offensichtlich hat jemand mit Feuer gespielt. Einer der Skandinavier hat sich mit einem Rasiermesser die Pulsadern und die Kehle aufgeschlitzt. Wie grausam muss die Alternative sein, wenn man zu solch drastischen Maßnahmen greift?
Macready und der Doktor finden einige Unterlagen, ein paar Fotos und Videos. Und einen riesigen Eisklotz, aus dem etwas ausgebrochen zus ein scheint. Ach ja, da ist auch noch ein halbverbrannter Kadaver, der nur entfernt menschlich aussieht.
Dieser Kadaver wird mitgenommen in die eigene Station, und dort seziert. Dass was in dem Ding drin ist, ist erschreckend...
... aber nicht so erschreckend, wie das, was im Hundezwinger abgeht. Da ist nämlich das trojanische Hundchen dabei, sich die Schlittenhunde einzuverleiben. Die Männer hören den Tumult, und auch dieses Ding wird mit Feuer bekämpft und anschließend seziert.
Man erfährt immer mehr über das namenlose Ding. Dass es nämlich die Gestalt von anderen Wesen annehmen kann. Die wissenschaftlichen Theorien nehmen im Buch noch einen größeren Stellenwert ein. Wir erfahren, dass das Ding auch die Gehirnstruktur nachbildet und so über das Erinnerungsvermögen und die Verhaltensmuster der nachgebildeten Kreatur verfügt (in John W. Cambpells Geschichte war es noch Telepathie). Ferner reichen schon kleine Mengen von Fremdzellen, um den Organismus zu infiltrieren – was schon durch Nahrungsaufnahme passieren kann, und im Buch auch passiert...
Im Film wird nebenbei erwähnt, dass Blair die restlichen Hunde getötet hat. Im Buch finden einige Untersuchungen statt, die feststellen sollen, welche der lebenden Hunde keine Hunde mehr sind.
Auf Seite eins des Buches lesen wir: „In diesem gefrorenen Ödland, diesem ausgezehrten Skelett eines Kontinents, der keinem anderen gleicht, hat nur ein Geschöpf die Chance, den Winter zu überleben. Es nennt sich Mensch und ist wie die Tauchspinne gezwungen, seine Nahrung auf dem Rücken zu tragen (...)“ Ja, und auch Wärme etc. Es wird also schon von Anfang an klar, dass das Ding nur eine Chance hat, zu überleben, wenn es sich in einen Mensch verwandelt.
Doch, und allein diese Stelle ist den Kaufpreis des Buches wert, was ist mit drei Geschöpfen? Drei Hunde haben sich nämlich durch die Außenklappe davongemacht und ihre Spuren führen direkt auf das Meer zu (wo sich das Ding in einen Walfisch oder so verwandeln könnte). Macready macht sich mit zwei Begleitern mit Schneemobilen auf, um die Viecher aufzuhalten.
Und dann finden sie einen halben Hundekadaver. Sofort wird ihnen klar, dass nur eines der Wesen das Meer erreichen muss. Die anderen sind Wegzehrung. Es kommt zu einem wahnwitzigen Wettlauf, und ... nein, das werde ich Euch jetzt nicht verraten. Es ist zu geil (und war zum Filmen wahrscheinlich zu teuer).
Auch sonst werde ich Euch jetzt nichts mehr über den Inhalt verraten. Das klassische Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip. Was folgt, ist eine vollkommene Paranoia. Wer geht da? Ist es noch ein Mensch, oder schon ein Ding? Es könnte aber auch ein Hund sein ... oder eine Fliege an der Wand (gottseidank gibt es die in der Antarktis nicht).
Über allem schwebt eine erschreckende Visionen einer möglichen Invasion, die es unter allen Umständen zu verhindern gilt. Immerhin wissen wir ja, wie das Ganze in der Norwegischen Station endete.
Dabei erfahren wir sehr wenig von dem Wesen, es ist einfach nur ein Ding. Es steht noch nicht einmal fest, ob es böse im eigentlichen Sinne ist. Es wird vorangetrieben vom Selbsterhaltungstrieb, und es will sich vermehren, was es im Gewissen Sinne menschlich macht. Doch das ist unakzeptabel, denn als konkurrierende Species würde es den Menschen von der Erde schnell verdrängt haben.
Das Buch lässt sich mehr Zeit mit der Charakterisierung der Männer. Die übrigens nur zum Teil aus Wissenschaftlern besteht, und in mehreren Handlangern. Mechaniker, Piloten, Köche usw. Das funktioniert im Buch sehr gut, im Film würde es nur Längen produzieren.
Fazit: Das Buch ist kein Meilenstein der Literatur, es ist nur das Buch zum Film. Allerdings hält es auch ein paar Überraschungen für uns bereit. Alles in Allem eine gute Unterhaltung.