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Reihe: Utopische Taschenbücher Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Sie erforschen den Südpol. Weil nun aber neben dem magnetischen Pol ein sekundäres Kraftfeld auftaucht, schauen sie nach. Sie alle sind Wissenschaftler, und von Natur aus neugierig. Was sie finden ist ein Raumschiff, das vor Millionen vor Jahren im Magnetfeld des Pols gefangen wurde, und so lange um den diesen kreiste, bis es abstürzte. Jetzt liegt es tief begraben unter durchsichtigem dunklen Eis. Eine Bergung gelingt nicht – das Raumschiff besteht aus Magnesium, was sie jedoch erst bemerkten, als es bereits in Flammen aufgeht.
Aber einer der Insassen hat sich aus dem Schiff herausgewagt. Er ist ebenfalls eingefroren, und die Wissenschaftler haben ihn in einem Eisblock gefangen in die Station gebracht. Nun diskutieren sie, ob man das Wesen auftauen soll, um es zu studieren.
Die Geschehnisse werden rückblickend erzählt, von McReady (der in Carpenters Verfilmung von Kurt Russel gespielt wird). „Aus dem rauchigen Hintergrund trat ein Mann hervor, der einer alten Sagengestalt glich (...)“.
Wer dagegen ist, argumentiert mit unbekannten Krankheitserregern, welche das eisige Gefängnis unbeschadet überstanden haben könnten – aber es ist auch die Rede davon, dass das Wesen (das alle als einen Außerirdischen akzeptieren), ebenfalls noch leben könnte. Sie haben schon Fische gesehen, welche nach dem Auftauen wieder lebendig wurden.
Die Befürworter des Auftauens verweisen darauf, dass dies bei hoch entwickelten Lebewesen unmöglich sei. Sie verweisen auf tote Mammuts, die tot bleiben, wenn man sie dem Eis entreißt. Außerdem steckte des Ding aus der anderen Welt ja noch ein Eispickel tief im Hirn.
Das Raumschiff und der Außerirdische machen den Kurzroman zu einer Science Fiction Geschichte, aber he, wir wissen alle, dass es sich hier um reinen Horror handelt. Das namenlose Ding wird selbstverständlich erweckt, und die siebenunddreißig Mann sind Alienfutter.
Wobei, und das ist das coole hier, dieses Wesen seine Opfer nicht frisst, sonder okkupiert sie. Es übernimmt sie auf zellularer Ebene, verwandelt sich also in diese, ersetzt sie durch sich. Wobei es durch telepathische Kräfte auch deren Psyche übernimmt.
Was folgt, ist eine vollkommene Paranoia. Wer geht da? Ist es noch ein Mensch, oder schon ein Ding? Es könnte aber auch ein Hund sein, oder ein Albatros...
Glücklicherweise ist gerade Winter, und die Wissenschaftler haben eine geringe Chance, die außerirdische Invasion zu stoppen, bevor Zugvögel als Mittel zum Zweck zur Verfügung stehen.
Wie gesagt, das Buch handelt von Paranoia (Es gibt keinen Grund zur Paranoia, nur weil man unbemerkt in deine Wohnung eingebrochen ist, und alle Möbel durch unerkennbare Duplikate ersetzt hat). Aber es handelt auch von erschreckenden Visionen einer möglichen Invasion, die es unter allen Umständen zu verhindern gilt. Dabei erfahren wir sehr wenig von dem Wesen, es ist einfach nur ein Ding. Es steht noch nicht einmal fest, ob es böse im eigentlichen Sinne ist. Es wird vorangetrieben vom Selbsterhaltungstrieb, und es will sich vermehren, was es im Gewissen Sinne menschlich macht. Doch das ist unakzeptabel, denn als konkurrierende Species würde es den Menschen von der Erde schnell verdrängt haben.
Das Buch ist im Laufe der Jahre zweimal (dreimal) verfilmt worden, mit zum Teil sehr unterschiedlichen Ansätzen (Meine Rezensionen zu den Filmen findet Ihr als Gus' DVD-Tipps). Die Filme sind alle sehr gut, verschweigen jedoch (wahrscheinlich gewollt), dass das Ding auch denken kann. Es könnte mit einem Schlag alle Menschen (alle Lebewesen) übernehmen – aber es braucht die lebenden als Vorrat. Im Buch ist es klug genug (!), Rücksicht zu nehmen, denn es hat nur einen Versuch. Es möchte nicht weitere Millionen von Jahren im Eis eingeschlossen sein – auch wenn es offensichtlich unsterblich ist!
Wie ich schon andeutete, bietet das Buch so einiges, das uns in den Filmen vorenthalten wird. Aber alles in allem drängt sich bei der Lektüre geradezu auf, dass man hier die herausragende Vorlage für einen Horrorfilm hat. Dazu inspiriert auch die sehr bildhafte Sprache. John W. Campbell schafft es, dass einem die Kälte der Arktis in die Knochen und der Gestank der Baracken in die Nase kriecht – und dieses Ding ist so grässlich, dass wir hin und wieder aufblicken müssen, um uns daran zu erinnern, dass wir immer noch in unserer warmen, gemütlichen Wohnung sitzen, und dass keine Gefahr droht. Hoffentlich.
Da die Geschichte sehr kurz (60 der 168 Seiten) ist, enthält dieses Buch außerdem noch folgende Geschichten:
* Dämmerung
* Asir
Das ist jedoch die Art von Science Fiction, die mir nicht so zusagt. Ich habe sie nicht einmal vollständig gelesen. Aber he, das ist Geschmacksache, immerhin bin ich ja erklärter Horrorfan - Lasst Euch also von meiner Meinung nicht abschrecken, sie dennoch zu genießen!