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Reihe: Heyne Sachbuch Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Dieses Buch erschien in einer Zeit, als kein Mensch and en Büchern von Stephen King vorbeikam. Damals war Horror salonfähig geworden, und das war sicherlich ein Verdienst von Stephen King, den man nicht umsonst den Meister des Horrors nennt.
Dass er aber irgendwann nicht nur Horrorromane schrieb, nahm man ihm übel. Irgendwer lästerte, King könne mittlerweile (damals) alles verkaufen, und sei es ein Einkaufszettel.
Das ist eine böse Verleumdung. Klar, es ist unmöglich, immer die gleiche Qualität zu erreichen, zumal in der Literatur eine Normung von Geschichten unmöglich ist, da ständige Wiederholungen und Kreativität sich widersprechen. Und klar, der Fan will genau das lesen, was er gewohnt ist – und King hat immer wieder mit neuen Dingen experimentiert.
Und dann dieses Sachbuch.
Stephen King ist nicht nur Schriftsteller, er ist auch Lehrer (viele seiner Protagonisten sind entweder das eine, oder das andere, und viele auch beides). Als Lehrer hat er Seminare gehalten (und als Schriftsteller Reden) über kreatives Schreiben, aber immer auch über Literatur. Er kennt die analytische Weise, aber er kennt sich auch aus. Denn Stephen King ist selbst auch ein Fan – und das genau kommt in diesem buch immer wieder zum Vorschein!
Leute, das hier ist kein Lexikon. Es enthält zwar die Inhaltsangaben vler Filme und Bücher, und auch entsprechende Listen im Anhang. Aber es erhebt gar nicht den Anspruch, alle Filme und Bücher zu behandeln. Nicht ein,mal die wichtigsten. Na ja, eigentlich doch. Es behandelt die wichtigsten Filme und Bücher aus dem leben von Stephen King. Er beschreibt, wie er Fliegende Untertassen greifen an im Kino sah als der Film unterbrochen wurde und jemand verkündete, dass die Russen den Sputnik ins Weltall geschossen hatten. Außerirdische Invasion vs. Invasion des Kommunismus.
Überhaupt spielte das Kino eine sehr große Rolle in Stephen Kings Leben. Er hat sich immer wieder Horrorfilme im Kino angeschaut. Oftmals in heruntergekommenen Kinos, gerne auch Autokinos, wo der letzte Schrott lief (und Stephen King beschreibt immer wieder, wie man sich als Horrorfan durch einen Haufen Mist wühlen muss, um ein paar Diamanten zu finden.
Was sicherlich jeder Horrorfan nachvollziehen kann – wenngleich die heutige Zeit die Videothek die Billigkinos verdrängt hat. King schreibt zwar auch von Videoveröffentlichungen (DVD und BluRay sind noch nicht erfunden), aber er ist wohl kein Videothekengänger. In meinem Leben spielte zwar auch das Fernsehen (am Wochenende zeigte das Dritte Programm die alten Universal-, Hammer- oder Jack Arnold Filme) eine Rolle, wurde aber irgendwann trotz unzähliger Privatsender durch direkt to Video/DVD-Veröffentlichungen abgelöst. Die meisten Horrofilme sind schlecht – und wenn man sich dieses Buch zu Gemüte führt, bevor man einen Film dreht, dann könnte man das vermeiden. Es gibt Filme, die mit fast keinem Budget gedreht wurden und zu Recht Klassiker sind (Dawn Of The Dead, Texas Chainsaw Massacre) und welche, die mit viel Geld nur Langeweile hervorrufen (was in meinen Augen schlimmer ist als Verachtung oder Abscheu).
Aber da Stephen King nicht einfach eine Inhaltsangabe an die nächste Reiht, sondern die Story oder einzelne Szenen mit einem höchst köstlichen Humor einfärbt, sind es gerade die schlechten Filme, die in diesem Buch Spaß machen. Gott bewahre mich davor, diese Filme zu sehen, denn die ungetrübte Wahrheit könnte die eben erzeugten Illusionen zerstören.
(Wobei ich mir sicher wäre, dass mach schlechter Film mit einem gelungenen Remake zu retten wäre ... aber da sich die Filmfirmen nur bereits erfolgreiche wiederauferstehen lassen (was natürlich die Gefahr birgt, im Vergleich mit den herausragenden Originalen abzustinken), brauchen wir uns da keine Hoffnung machen.
Kings Beziehung zu Büchern begann mit einer Kiste Taschenbücher. Dieses (im Doppelten Sinne) Erbe seinen Vaters hatte die Mutter auf dem Dachboden versteckt, und der Junge hat es wie einen Schatz gehoben und behütet.
Eines der Bücher war von H. P. Lovecraft – und Stephen Kings Bewunderung für diesen Autor zieht sich durch das gesamte Buch
Als ich Danse Macabre das erste Mal las (mit 15 oder 16) hatte ich Lovecraft für mich noch nicht entdeckt, und so war mir diese Leidenschaft damals entgangen. Mittlerweile kann ich sie sehr gut nachvollziehen! Damals war ich ein Junge mit beschränktem Einkommen und wenig Sinn für die Klassiker. Ich kannte zwar Das Ding aus einer anderen Welt oder Die Dämonischen (Invasion Of The Body Snatchers) aus dem Fernsehen – aber die Bücher habe ich nicht gelesen. Jetzt bin ich reifer und habe mir sogar eine Liste von Büchern erstellt, die ich dank Internet aus so ziemlich alle recht zügig bekommen konnte (Meine Rezensionen werden dann hier erscheinen!). Die oben genannten gehören dazu, aber ebenfalls Die Triffids, Donovans Gehirn usw.
Überhaupt scheint in der damaligen Zeit (Stephen King ist ein paar Jährchen älter als ich, und ich bin schon alt) die Genres Science Fiction und Horror eine größere Harmonie gelebt zu haben, als das heute der Fall ist.
Wie Ihr also seht, ist das Buch voller Inspiration, aber eben auch voller Humor und Nostalgie. Es ist viel mehr als ein Sachbuch, es ist außerdem noch unterhaltend!
Das einzige, was mich wirklich stört: Es hört in den 80ern auf, ohne auf die aktuelle Kultur der Videotheken einzugehen. Obwohl, die sind ja eigentlich auch schon fast Geschichten. Die Zukunft gehört dem Internet, das den Videotheken ebenso das Leben schwer macht, wie die Erfindung des Fernsehen dem Kino. (King beschäftigt sich in Danse Macabre übrigens auch mit dem Fernsehen, das bei ihm gar nicht gut wegkommt, und dem Radio, das erheblich besser abschneidet, für mich als nicht US-Bürger jedoch vollkommen uninteressant ist).
Nun, statt eines zweiten Teils gibt es jetzt eine Neuauflage des Buches. Die erste deutsche Übersetzung war bereits eine überarbeitete Fassung – denn zwischen dem US Hardcover und dem US Taschenbuch hat King etliche Anregungen und Berichtigungen seiner Leser berücksichtigt, wie das Vorwort zur Taschenbuchausgabe besagt. Nun gibt es ein weiteres Vorwort, das auch auf aktuelle Filme wie dem Remake von The Last House On The Left, oder die SAW-Reihe eingeht. Aber so interessant dieses neue, umfangreiche Vorwort auch ist, ein zweiter Teil wäre unbedingt fällig!
Ach ja, zum Schluss möchte ich noch Joachim Körber ein Lob aussprechen. Der hat das Buch nicht einfach nur übersetzt – er hat jeweils die deutschen Titel nachgetragen (was in der Zeit vor dem Internet eine Schweinearbeit gewesen sein muss), und die Textzitate jeweils den deutschen Ausgaben entnommen – wobei er auch jeweils die Angaben zu der entsprechenden deutschen Ausgabe angefügt hat. Offensichtlich ist hier ein weiterer Meister des Horrors am Werk gewesen!
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Aktuelle Ausgabe: |
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Titel: Stephen King präsentiert Frankenstein, Dracula, Dr. Jeckyll & Mr. Hyde
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In Danse Macabre betont Stephen King mehrfach, dass Frankenstein, Dracula und Dr. Jeckyll & Mr. Hyde zu den wichtigsten Werken der schaurigen Literatur überhaupt zählen. Er streicht ihre Bedeutung immer wieder heraus.
Nun hat der Bastei Verlag einen Sammleband der drei Bücher herausgebracht, welches eine Einleitung von Stephen King enthält. Inhaltlich sagt er dort so ziemlich das Gleiche aus, wie in Danse Macabre. Die Übersetzung ist die der einzelnen Bücher geblieben, sodass man sich die Neuausgabe sparen kann – wenn man die Klassiker jedoch noch nicht besitzt, kann (und sollte) man hier zugreifen!