Reihe: H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, Sonderausgabe Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Ein pornografischer Cthulhu-Mythos-Roman warnt man uns, und Seine Werke enthalten überzogene Darstellungen von sexueller Gewalt. Wer so etwas nicht mag, sollte die Finger davon lassen. Diese Warnungen sind berechtigt.
Die Heldin des Romans ist Hazel Greene, eine junge Doktorandin, welche mit ihrer Chefin, der hochschwangeren Professorin Sonia Heald in eine abgelegene Hütte fährt. Diese hat Sonias Verlobter Professor Frank Barlow soeben geerbt, von seinem Forschungspartner Professor Henry Wilmarth.
Henry hat als einziger den sogenannten Muttertagssturm überlebt, nur um kurz darauf Selbstmord zu begehen. Während die beiden Frauen die Literatur erforschen, haben sich die Männer der nicht-euklidischen Mathematik verschrieben. Henry bittet Frank in seinem Abschiedsbrief, sämtliche Unterlagen zu vernichten, da seine Forschungen in die Irre führten, und er nicht möchte, dass sein Name posthum unter dieser Schmach leidet...
Das alles klingt natürlich höchst mysteriös und unglaubwürdig, und Hazel kommt einem äußerst merkwürdigen Komplott auf die Spur!
Die junge Frau leidet unter ihrer ständigen Geilheit, die durch extreme Vergewaltigungsphantasien angeheizt wird. Dabei spielen vor allen Dingen heftiger Analsex, sowie das Schlucken von Sperma und Fäkalien eine vorherrschende Rolle.
Das stürzt sie als Christin in unüberbrückbare Konflikte. Sie kann sich nicht vorstellen, dass Jesus (oder Gott) jemanden wie sie lieben könnte ... und es fällt ihr auch schwer, ihrem Vater, der Geistlicher ist, entgegenzutreten.
Das Problem hat sie mit den sogenannten Fish-Boys nicht. Die beiden Hinterwäldler haben sie brutal vergewaltigt, sie vollgepisst und noch ein paar andere unschöne Dinge getan.
Trotzdem sucht sie die Typen später auf, um von ihnen erneut benutzt zu werden. Dass die Psychopathen dabei ständig kurz davor sind, sie auch umzubringen, nimmt sie dabei in Kauf (und ja, sie ist sich durchaus bewusst, wie selbstzerstörerisch ihr Sexualtrieb ist).
So nebenbei erfährt sie einiges von diesen und anderen Hinterwäldlern, meistens nach einer ausgiebigen Spezialbehandlung ... Dinge, die über ihren Verstand gehen,
Die sexuellen Exzesse sind offensichtlich bewusst so angelegt, den Leser zu schockieren. Allerdings variieren sie nur durch die Masse zu zu schluckenden Spermas, der Rest wiederholt sich mehrfach. Manche Dinge erscheinen mir anatomisch auch eher unwahrscheinlich. Aber mir ging es bei dem Buch nur am Rande um die sexuelle Komponente, mich interessiert vor allen Dingen der Bezug zum Cthulhu-Mythos.
Da ist natürlich erst einmal der Titel. Der Besudler auf der Schwelle klingt klasse, auch wenn die Übersetzung etwas frei gewählt ist. Der Originaltitel lautet The Haunter of the Threshold, er bezieht sich, wie der Roman auch, auf Lovecrafts Geschichte The Haunter of the Dark (Jäger der Finsternis / Der leuchtende Trapezoeder). Aber auch auf die posthume Lovecraft/Derleth Zusammenarbeit The Lurker at the Threshold (Tor des Verderbens).
Dann sind da die beiden Frauen des Romans. Hazel Greene und Sonia Heald. Wer Lovecrafts Geschichten kennt, weiß vielleicht, dass der Meister auch als Lektor und Ghostwriter tätig war. Die Sammlung The Horror in the Museum and other Revisions (Das Grauen im Museum) enthält auch Geschichten, die in Zusammenarbeit mit Sonia H. Greene und Hazel Heald entstanden.
Wer darüber hinaus Lovecrafts Biographie kennt, weiß, dass Lovvecraft 1924 Sonia Haft Shifirkin Greene heiratete. Hazel Heald war mit Lovecraft ebenfalls bekannt, und hätte sicherlich gerne mehr gewollt, als der Meister ihr zu geben bereit war (Man bedenke, Lovecraft glich von seiner Einstellung einem viktorianischen Gentlemen, keinem feurigen Liebhaber.
Auch die anderen Namen kommen einem sehr bekannt vor. Sie entstammen entweder direkt oder teilweise Lovecrafts Werk (Joe Sargent, der Busfahrer aus Schatten über Innsmouth; Arsenath aus Das Ding auf der Schwelle; Pickman aus Pickmans Modell usw. mit Charlie Ward ist sicherlich Charles Dexter Ward gemeint.) Leider werden meist nur die Namen verwendet, ohne auf die entsprechenden Charaktere der Namensträger einzugehen – und so dekadent und durch Inzucht degeneriert die Hinterwäldler in Lovecrafts Geschichten auch sind, mit denen Edward Lees können sie nicht mithalten.
Das Gleiche gilt auch für den Leuchtenden Trapezoeder. Dieser befindet sich in Lovecrafts Geschichte in einem goldenen Kästchen. Dieses bildet mit seinen seltsamen, nicht-euklidischen Winkeln eine Hauptrolle in Lees Roman (Wer die mathematische Komponente der nicht-euklidischen Winkel näher betrachten möchte, sollte sich Lovecrafts Träume im Hexenhaus ansehen, wo ein Mathematikstudent namens Walter Gilman ((Ein Wally Gilman ist der Nachtwächter in Lees Roman)) mathematische Formeln und Folklore in Verbindung setzt).
Der seltsame Stein ist jedoch nur ein Tor, durch die ein grauenvolles Wesen in die unsere Welt schlüpfte. Dieser Jäger in der Finsternis (die Festa-Übersetzung des Titels ist erheblich zutreffender und aussagekräftiger) kann jedoch kein Licht ertragen, weswegen er in einer Kammer in einer verlassenen Kirche eingesperrt ist. Bis ein Sturm die Straßenlaternen verlöschen lässt und vollkommen Dunkelheit hereinbricht...
Dieser Aspekt ist bei Lee nicht vorhanden. Die beklemmende Atmosphäre, als sich die italienischen Einwanderer mit Kerzen und Gebeten rund um die Kirche einfinden, um das Ding da drin gefangen zu halten, kann Lee nicht aufbauen, auch wenn seine Schreckensvision in 33iger Potenz aufwartet. Nyarlathotep ist der Bote, und seine Botschaft ist Vernichtung. Okay, und hinter dem Tor lauert Yog-Sothoth darauf, seine Schreckensherrschaft anzutreten.
Der Besudler auf der Schwelle erheblich mehr exzessive Sexszenen, als Edward Lee bei seinem Innswich Horror eingebracht hat. Er hat sich hier so richtig ausgetobt!
Außerdem enthält er viele Anspielungen auf den Cthulhu-Mythos, die der eingefleischte Lovecraft-Fan sicher zu schätzen weiß-
Eine Sache halte ich noch für erwähnenswert: Die beiden Frauen finden in einer Schublade das handschriftlich notierte Wort Yog-Sothoth. Es erweist sich als das Passwort für den Computer – und das macht natürlich Sinn. Denn Yog-Sothot ist der Schlüssel und das Tor.
Sehr schön ist auch die Sequenz mit dem Necronomicon, wobei Edward Lee diesen Namen niemals erwähnt. Er spricht von einer Übersetzung des Wormius, erwähnt den arabischen Originalnamen Al Azif. Aber der Eingeweihte weiß natürlich die Anspielungen zu deuten!.
Handlungsort: Whipple’s Peak, Bosset’s Way
Die Großen Alten / Dienerrassen: Nyarlathotep, Yog-Sothoth, Shoggothen
Erwähnte Große Alte: -
Bücher vor Ort: Die Chronische Paraphilie bei Frauen verstehen, Formen von Abhängigkeit und sexueller Abweichung, Das moderne Phänomenen der Vergewaltigungsfantasien
Erwähnte Bücher: Al Azif (Necronomicon)
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