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Reihe: Batman 3 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Ein Mann wird von einem Auto angefahren. Er liegt in der Gosse. Auf der anderen Straßenseite liegt sein Bein. Er hat einen Schuh verloren, und durch ein Loch in der Socke ragt sein nackter Zeh. Der Mann liegt da, blutet, aber er macht sich Gedanken, dass es doch peinlich ist, dass er sich keine neuen Socken gekauft hat...
Er wird dann überfallen. Von einem Straßenkind mit dem eigenen Bein verprügelt und ausgeraubt. Tja, die Sitten sind rau in Gotham City.
Was mich schon immer an den Batman-Comics gefallen hat: Sie sind schmutzig. Der dunkle Ritter kämpft sich durch einen Berg von Schmutz. Gotham City ist ein verdorbener Sündenpfuhl voller Verbrecher. Aber eben auch voller Leid und Elend. Es geht nicht darum, wie in einem Bud Specer-Film Massen von Gegnern zu verkloppen, es geht um die Schicksale der Menschen.
Der ewige Kampf von Gut und Böse ist nicht das Thema. Eher schon der Kampf gegen Windmühlen. Aber auch der Kampf mit sich selbst. Denn hier geht es nicht um Fahrerflucht. Der schwarze Thunderbird wird nicht von einem Betrunkenen gelenkt. Die Spuren zeigen, dass er in viel zu engen Gassen wenden, dass er aus einem Krankenhauszimmer heraus- und die Wände hinunterfahren kann. Proben der Reifenspuren erweisen sich als menschliche Hautpartikel. Ja, wir haben es hier mit einem Wer-Auto zu tun (in einem Comic funktioniert das!). Und mit indianischer Magie. Und irgendwie dreht sich alles um die Manowack-Reservation und dem Sheriff Pale Boy...
Joe R. Lansdale hat auch Comics geschrieben. Batman, Conan, Jonah Hex. Er hat das drauf. Dieser Roman besticht durch seine skurrilen Bilder, durch eine Atmosphäre. Dabei legt er sehr viel Wert auf Charaktere. Obwohl wir deutlich ein Comic vor Augen haben (Wer-Auto), so sind die Opfer keine zweidimensionalen Figuren, sondern bemitleidenswerte Menschen, deren Schicksal uns nahe geht. Ich fühlte mit dem einbeinigen Verkehrsopfer, und ich schaute erst einmal nach, ob nicht auch ich ein Loch im Strumpf habe...
Ich war noch nie in einer Großstadt wie New York, und wenn ich mir so die Schattenseiten von Gotham City anschaue, dann will ich da nicht hin. Es gibt Menschen, die niemals einen Fuß in die teuren Einkaufspassagen setzen, die in den dunklen Eckend er Stadt zuhause sind.
Lansdale zeichnet ein überzeugendes Bild dieses Gettos, in denen Menschen hausen, die oftmals keine Chance haben. Batman kämpft gegen das Verbrechen, und der gegen Windmühlen ermüdet ihn. Er weiß, dass er nicht gewinnen kann. Egal, wie viele Verbrecher er dingfest macht, es kommen immer mehr nach.
Und dann sind da noch die Freaks. Der Joker, der Riddler, Two Face, Bane ... und in diesem Fall ein Indianer, der sich in einen mörderischen Thunderbird verwandelt.
Auch hier entsteht das Böse nicht aus sich heraus. Die Umgebung, die Gesellschaft macht den Täter (ich werde seinen Namen nicht verraten!) zu dem, was er ist.
Es ist nicht leicht für einen jungen Mann, wenn sein Volk vor die Hunde geht.
Unterm Strich haben wir hier einen rasanten Comic mit viel Action, einen Splatterroman, aber auch eine Menge Sozialkritik. Ich kann es nur empfehlen!
Batman-Romane bei Goldmann:
1. Graig Shaw Gardner: Der Joker dreht durch (The Batman Murders)
2. Simon Hawke: Im Fadenkreuz (To Stalk A Specter)
3. Joe R. Lansdale: Tanz in den Tod (Captured by the Engines)