Reihe: Heyne Hardcore Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Dies ist ein Meilenstein in Lansdales Schaffen. Sowohl Andrew Vachss im Vorwort, sowie der Autor selbst erklären, dass er hier seinen Stil gefunden hat. Auf dem Cover steht Thriller – aber he, das ist harter Horror, das ist Splatterpunk!
Das Buch ist das, was wir in Deutschland einen Regionalkrimi nennen würden. Es spielt in Texas, dem Heimatstaat des Autors, und zwar in Houston. „Wenn New York ein Drecksloch ist, dann ist Houston ein doppelt schlimmes Drecksloch“. Und am schlimmsten ist es in dem Bezirk: The Fifth Ward. Von den Einheimischen mit Blut in Perl Harbor getauft. Nur dass hier mehr Blut vergossen wurde / wird. In diesem Elendsviertel nimmt das Schlachten seinen Anfang. Und das ist wörtlich zu nehmen. Um es ganz klar zu sagen: Dieser Roman ist nichts für Leute, die sich gerne mal gruseln. Hier geht es zur Sache. Seitenlang fällt das Monster, das später the Houston Hacker genannt wird über eine schwarze Prostituierte her, wobei die Vergewaltigung nicht das Schlimmste ist, das er ihr antut. Er schneidet ihr die Brüste ab, um sie später in Scheiben geschnitten frittiert zu verspeisen, und ich bin mir sicher, er findet das lecker.
Es wird schnell klar, dass es sich hier um einen Serientäter handelt. Er arbeitet mit einem Bajonett, und er nimmt sich Trophäen mit, um seine kannibalistischen Gelüste zu befriedigen. Ferner schreibt er Briefe, sowohl an die Presse, als auch an die ermittelnden Polizisten.
Okay, das Ganze orientiert sich sehr an die Morde von Jack the Ripper, der im Londoner Ghetto Whitechaple sein Unwesen trieb. Und das geht über die Art des Namens weit hinaus. Sehr stimmig konstruiert. Für Kenne des guten Jacks gibt etliche Insidergags, und das macht Spaß.
Manche werden jetzt sagen: Was, das macht Spaß? Bist Du krank? Und wir könnten jetzt eine Grundsatzdiskussion über die Faszination des Bösen (der auch Lansdale verfallen ist) führen. Aber das werden wir jetzt klassen und uns wieder dem Inhalt des Buches zuwenden.
Großer Gegenspieler des Hackers ist Marvin Hanson. Schwarz wie eine Kohlengrube und hässlich wie ein Affe. Deswegen nennen sie ihn Gorilla. Er stammt direkt aus dem Ghetto, in dem er nun ermitteln soll. Dort wo normalerweise niemand mit der Polizei redet. Diesmal aber doch, denn dieser Killer ist selbst ihnen zu krank...
... der Killer mordet sich fröhlich durch die weibliche Bevölkerung, und weißes Fleisch ist ihm genauso angenehm wie schwarzes Fleisch. Dank eines Rückblickes erfahren wir von seiner verkorksten Kindheit, und dass er die erste Liebe seines Lebens erst erobern konnte, als sie überfahren und tot war und sich nicht mehr wehren konnte ... das Kapitel, in der er ihren Kopf mitnimmt um ihn wieder und wieder zu missbrauchen ist fast noch härter als seine üblichen Schandtaten.
Bis zu letzt erfahren wir nicht, wer der Killer ist. Es werden einige Hinweise eingestreut und auch falsche Fährten gelegt. Da dies ein Frühwerk des Autors ist, oder ich mich zu gut in die Psyche eine Psychopathen hineindenken kann, kam ich ihm schneller auf die Spur als der Gorilla – aber das macht nichts. Der Teil ist nur ein schmückendes Beiwerk. Jack The Ripper hat keiner gekriegt...
Akt der Liebe (hey, nekrophile Massenmörder ticken so) ist kein raffinierter Krimi, und wahrlich keine Weltliteratur. Es ist ein kleines, schmutziges Buch, das die Abgründe der Menschheit aufzeigt. Es macht etwas Angst, denn die wahren Monster lauern nicht in irgendwelchen Kellern Das sagt Andrew Vachs, und ich glaube ihm. Und ich werde ganz bestimmt nicht nach Houston fahren, obwohl dort Elvis mehrfach aufgetreten und mit dem Leben davongekommen ist.
Die deutsche Erstausgabe: Reihe: Pulp Master |