| Serie: Babylon 5 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Knapp 10 Jahre sind vergangen, seit die letzte Episode der epischen Science-Fiction-Serie Babylon 5 über unsere Bildschirme flimmerte. 10 Jahre, in denen die Stimmen nicht leiser wurden, die B5 als eine der besten Serien dieses Genres ansehen. Epische Breite, tiefe Charakterstudien, durchdachte Handlungsbögen, der Soundtrack von Christopher Franke und damals bemerkenswerte CGIs machen B5 zu einem Augenschmaus für Fans des Phantastischen.
Nach dem Ende der fünf Staffeln wurden mehrere Spielfilme abgedreht, die wie "Thirdspace" für sich allein stehen, den Handlungsfaden an eine Nachfolgeserie weitergaben ("A Call to Arms") oder als nicht weiter verfolgter Pilotfilm einer weiteren Spin-Off-Serie strandeten ("Legend of Rangers").
Die Legende starb aber nie, und zumindest im Roman-Sektor wurden neue Handlungsbögen geschaffen bzw. alte Geschichten weiter mit Hintergrund gefüllt - wobei auch hier niemals das Ganze außer Acht gelassen wurde. Mehr noch als beim "Star Wars Extended Universe", mehr vergleichbar mit Serien wie "Twin Peaks" hat Joseph Michael Straczynski (JMS) ein Auge darauf, dass so gut wie jedes Detail ineinander passt. Fan-Projekte wie das Computerspiel "I've Lost Her" tragen die Idee weiter voran.
Was liegt näher, schon gleich wenn JMS sich an seinen Ausspruch hält, erst nach dem Abdrehen der zweiten Star-Wars-Trilogie sich wieder an ein B5-Projekt zu wagen, als einen neuen Spielfilm zu drehen? So wurden Storys entworfen und Konzepte entwickelt - die Babylon 5 Lost Tales. Ursprünglich war geplant, die ganze Konzeption von vier Geschichten auf zwei DVDs in einem Schuber zu veröffentlichen, nun werden es zwei Releases mit jeweils einer DVD - macht sich vielleicht besser in der Kasse der Produktionsfirma.... Bei einem Erfolg der Filme, die nur auf DVD erscheinen, sind weitere Produktionen nicht ausgeschlossen....
Vorliegend nun die erste DVD mit zwei Geschichten, wobei erstere etwa ein Drittel der Spielfilmlänge einnimmt und die zweite den Rest.
Wir schreiben das Jahr 2272 - die Interstellare Allianz steht kurz vor ihrem zehnjährigen Gründungsfest: Colonel Elisabeth Lockley ist damit beschäftigt, die Station, auf welcher die Feier stattfinden soll, entsprechend vorzubereiten, als ein Stationstechniker eine unheilvolle Wandlung durchlebt. Er ist vereinnahmt von einem Wesen, das der Menschheit die Hölle auf Erden prophezeiht - Lockley greift zum Mittel des Exorzismus und holt sich Rat bei einem christlichen Priester. Kann er den Unterschied zwischen Gut und Böse erkennen und Millionen von Leben retten?
Kurz darauf befindet sich Präsident John Sheridan auf dem Weg nach Babylon 5, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen, als er unliebsamen Besuch bekommt. Der Technomagier Galen konfrontiert ihn mit einer möglichen Zukunft der Erde - allein verursacht durch eine einzige Person. Und Galen fordert Sheridan nun auf, die Zukunft mitzubeeinflussen und die Person zu töten - gegen Sheridens moralische Grundsätze. Der Präsident der Interstellaren Allianz steht nun vor der Entscheidung, seine Grundsätze über Bord zu werfen und möglicherweise Millionen zu retten oder das Schicksal der Erde zu riskieren.
Beide Geschichten sind keine Reißer, was Raumschlachten und Spannungsmomente betrifft. Im Vordergrund steht der Dialog zwischen den Charakteren und die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Motiven. Es wird auf den bekannten Verhaltensmustern aufgebaut und das Ganze garniert mit zwei nicht allzu unterschiedlichen Konfrontationen - der Hauptcharakter muss sich am Ende immer zwischen Gut und Böse entscheiden, riskiert aber dabei immer, hoch zu verlieren, was ihn entsprechend unter Druck setzt. Sowohl Bruce Boxleitner als auch Tracy Scoggins meistern diesen schauspielerischen Akt glänzend.
Ja, was hat sich geändert? Die CGIs sind naturgemäß besser geworden - B5 stand immer dafür, mit wenig Produktionsmitteln großartige Special Effects vorzulegen - und hat diesen Grundsatz auch hier wieder bewiesen. Die Technik und Fahrzeuge des B5-Universums wurden etwas weiterentwickelt - herausragend der neue Quantum-Drive und die Computersteuerung durch virtuelle, im Raum schwebende Gadgets (wurde schon bei "Legend of Rangers" angewandt).
Was sich nun geändert hat? Eigentlich gar nichts Wesentliches - die Geschichten vereinnahmen, die Charaktere sind interessant, der Soundtrack von Franke gut....
Wie sagte John Sheridan am Ende von Lost Tales - und hier stimme ich ihm voll und ganz zu: "Ten years since the world changed..... It feels that I never left the place..."