Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Markus Westermann hat nur ein Ziel im Leben: Er will in Amerika groß Karriere machen und im Spiel der ganz Großen mitmischen. Sein Einstieg im Arbeitsleben in den USA misslang jedoch, weil ihn der neu ernannte Bereichsleiter nicht leiden konnte und er sich ihn unglücklicherweise zum Feind gemacht hatte. Doch dann stößt er auf den Österreicher Karl Block, der scheinbar einen Weg gefunden hat, die Suche nach Erdöl zu revolutionieren. Er gründet mit ihm eine Firma, und tatsächlich beweist Brock, dass er weiß, wovon er spricht, als er im amerikanischen Hinterland an einem Ort fündig wird, wo niemand Öl vermutet hätte. Die Firma von Markus Westermann und Karl Brock rückt ins Interesse der Öffentlichkeit, und der Österreicher wird bereits als Retter der Menschheit gefeiert. Doch dann kollabiert in Saudi Arabien der größte Ölfeld, und der Welt geht der Betriebsstoff für den sich ständig weiterdrehenden Wirtschaftskreislauf aus: das Erdöl.
Andreas Eschbachs Vision vom Ende des Erdöls zerfällt bei genauerer Betrachtung in zwei Teile: Im ersten erlebt man, wie Markus Westermann ehrgeizig seine Pläne, ganz nach oben zu kommen, verfolgt und Probleme hat, sich zu behaupten. Im Anschluss daran kommt Andreas Eschbachs Vision vom Ende des Erdöls, die sich natürlich langsam vollzieht. Doch 5 % weniger Erdöl, das ist klar, bedeutet eine empfindliche Verknappung, und die Folgen beschreibt Eschbach recht eindrucksvoll. Würde sich der Autor mit seinem Roman auf die zweite Hälfte des Buchs konzentrieren, wäre alles in Ordnung und man könnte den Roman als ein neues, gelungenes Werk des Autors feiern. Doch da ist noch die erste Hälfte des Romans, und es vergehen viele Seiten, bis Andreas Eschbach zum Kern des Themas vordringt. Der Roman hat 750 Seiten, die relativ klein bedruckt sind, und die Hälfte des Umfangs geht für den Yuppie Markus Westermann drauf. Die Geschichte um diese Person, die sehr wohl die zentrale Figur des Romans ist, liest sich zu Beginn zäh, und es verlangt vom Leser eine gewisse Hartnäckigkeit, sich da durchzukämpfen. Im Prinzip kann man sagen, dass das Buch eigentlich zwei Romane enthält: die Geschichte von Markus Westermann, dem Yuppie, der in Amerika das große Geld machen will, und die Geschichte von Markus Westermann, einem Deutschen, der die Folgen der Ölkrise in Amerika am eigenen Leib spürt. Um es ganz offen zu sagen: Die erste Geschichte hätte sich Andreas Eschbach sparen können, zumal der Autor den ohnehin schon sehr ruhigen Erzählfluss immer wieder durch Rückblicke, in die näher liegende, aber auch ferne Vergangenheit, unterbricht. Der Autor will so Hintergrundwissen über die Entwicklung der Erdölförderung vermitteln, und der Roman driftet in diesen Passagen fast zu einem Sachbuch ab.
Gut, das ist jetzt meine persönliche Meinung, und es gibt bestimmt Leser, denen diese Erzählweise liegt. Ausgebrannt ist sicherlich kein uninteressanter Roman. Wie immer bedient sich Andreas Eschbach eines sehr guten Schreibstils, an dem es nichts auszusetzen gibt. Der Kollaps der Weltwirtschaft wird beeindruckend beschrieben, und die Lektüre des Romans verändert die Weltsicht des Lesers, denn diesem wird bewusst, was für ein wertvoller Rohstoff doch Erdöl ist und wie verschwenderisch wir damit umgehen. Die große Kritik aber bleibt: Der Autor braucht sehr, sehr lange, bis er zum Thema kommt.
6 von 10 Punkten.